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Weil der ORF sparen will, wirst du deine Lieblingsmusik vielleicht bald nicht mehr hören können

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Von: Christian Kisler

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Montage: Seiler & Speer, das ORF-Logo
Auch Christoph Seiler (rechts) von Seiler & Speer wehrt sich dagegen, dass der ORF viel weniger als bisher an die AKM zahlen will. © Florian Wieser/Gilbert Novy/Kurier/APA-PictureDesk/BuzzFeed Austria

Der ORF will Musiker:innen aus Kostengründen 30 Prozent weniger an Tantiemen auszahlen. Das sorgt für Proteste, geht es doch bei vielen um die Existenz.

Wenn du in Österreich Musik machst und deinen Lebensunterhalt davon bestreiten willst, bleibt dir nicht viel übrig, als dich bei der AKM anzumelden. Das ist nichts anderes als eine sogenannte Verwertungsgesellschaft. Das bedeutet: Jedes Mal, wenn ein Song von dir live gespielt wird oder aber im Radio und Fernsehen läuft, bekommst du dafür ein bisschen Geld. Freilich nicht, ohne der AKM einen kleinen Mitgliedsbeitrag zu zahlen. Das kann alles Mögliche umfassen, denn das Kürzel „AKM“ steht für „Autoren, Komponisten und Musikverleger“, tatsächlich nicht gegendert.

Wenn du Musik also nicht nur als schönes, kostspieliges Hobby betreibst, tragen die Zahlungen der AKM dazu bei, dass du deine Rechnungen begleichen kannst. Durch die COVID-19-Pandemie wurde das noch wichtiger, fielen da doch viele Live-Auftritte weg. Genau deshalb gab es einen Rückgang von bis zu 35 Prozent an Tantiemen. Auch wenn du deine eigenen Songs spielst, bekommst du Kohle dafür. Klar betrifft das nur Musikschaffende ab einer gewissen Größenordnung. Wirst du nur einmal alle zwei Monate in der Nachtschiene eines Regionalradios gespielt, macht das das Kraut nicht fett.

Zwischen ORF und AKM laufen seit Ende 2021 Verhandlungen

So oder so ist da der ORF gerade auf Sparkurs und möchte unter der Führung des neuen ORF-Generaldirektors Roland Weißmann unter anderem auch FM4 radikal umgestalten - was zum Teil schon passiert ist. Dazu kommt, dass die Regelung über die Abgeltung der Senderechte zwischen dem ORF und der AKM bereits mit Ende des Jahres 2021 ausgelaufen ist. Seitdem laufen zähe Verhandlungen, weil man am Küniglberg eine 30-prozentige Reduktion des Entgelts fordert.

Das ist für viele tatsächlich zu viel - oder zu wenig - des Guten, schließlich befinden wir uns mitten in einer Inflation. Die Metallergewerkschaften fordern zehn Prozent mehr - und der ORF will weniger zahlen. Dass man in einem derart großen Ausmaß sparen muss, ist für die AKM nicht nachvollziehbar, erzielte die Rundfunkanstalt in den vergangenen Jahren doch immer ein stabiles Ergebnis. Die Konsequenz dessen wäre im schlimmsten Fall: Du wirst deine liebsten österreichischen Musiker:innen nicht mehr im Radio hören können. Aus dem einfachen Grund, weil sie sich das Musikmachen nicht mehr leisten können.

Den offenen Brief der AKM haben unzählige Musikschaffende unterzeichnet

Nicht zuletzt deshalb hat die AKM nun einen offenen Brief veröffentlicht, der von zahlreichen österreichischen Künstler:innen unterzeichnet worden ist. „Die österreichischen Musikschaffenden (...) fordern den ORF daher eindringlich auf, seine künstlerfeindliche und existenzbedrohende Haltung aufzugeben“, heißt es darin. Gefordert wird vom ORF, „seinen gesetzlichen Kulturauftrag umfassend zu erfüllen, heimischen Musikschaffenden in seinen Programmen einen entsprechenden Stellenwert zu verschaffen.“ Und schlussendlich „die Komponist:innen, Textautor:innen und Musikverlage, ohne deren Leistungen die Programme des ORF gar nicht möglich wären, angemessen zu entlohnen.“

Damit du sie auch weiter hören - und auch sehen - kannst, haben unter anderem Mira Lu Kovacs, Seiler & Speer, Mitglieder von Bilderbuch und Wanda sowie Hubert von Goisern und Depeche-Mode-Schlagzeuger Christian Eigner unterschrieben. Es wäre schlussendlich eine Schande, wenn der ORF nicht von seinem hohen Ross runterkäme. Schließlich schreibt er sich selbst auf die Fahnen, an der Entwicklung des Austropop beteiligt gewesen zu sein.

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