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Coldplay soll wegen seines Sponsors in Greenwashing verwickelt sein

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Von: Christian Kisler

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Die Band Coldplay bei einem Konzert mit Sänger Chris Martin im Vordergrund
Chris Martin und seine Band Coldplay stehen im Verdacht, sich für Greenwashing einspannen zu lassen. © Scott Roth/AP/APA-PictureDesk

Man kann die Band Coldplay viel vorwerfen, aber für Umweltsünder im grünen Mäntelchen hätte man sie dann doch nicht gehalten. Jetzt stehen jedenfalls Vorwürfe des Greenwashings ihrer aktuellen Tour im Raum.

Als junge Indie-Kids haben wir die ersten beiden Alben einer noch jungen Band aus London namens Coldplay regelrecht abgefeiert. Schwelgerische Gitarrenmusik mit gejauchztem Gesang zwischen Melancholie und Euphorie - immer her damit! Das ist jetzt 20 Jahre her, zeigt mir, dass ich langsam alt werde. Heute könnte mir das Quartett um Sänger Chris Martin nicht wurschter sein, im Gegenteil. Millionäre oder vielleicht gar schon Milliardäre, die die Welt verbessern wollen, aber bei ihren Touren einen CO2-Abdruck hinterlassen, der sich gewaschen hat, waren mir immer schon suspekt. Siehe auch die irischen Nationalhelden U2.

Coldplay wollten nicht mehr auf Konzertreise gehen

Immerhin, genau aus diesem Grund, dem Klimaschutz nämlich, haben Coldplay 2019 beschlossen, nicht mehr auf Konzertreise zu gehen. Eine gute Entscheidung, die sie allerdings nicht davon abhielt, weitere Platten zu veröffentlichen, zuletzt „Music of the Spheres“, produziert von keinem Geringerem als Max Martin. Max wer? Der Schwede zeichnete schon in den 1990ern für Britney Spears‘ „Baby One More Time“ oder‚ „I Want It That Way“ von den Backstreet Boys verantwortlich. Kein Wunder also, dass sich auf dem aktuellen Werk von Coldplay tatsächlich auch die koreanische Superstar-Boygroup BTS ein Stelldichein gibt.

Womit wir bei der Ausgangslage dieser Geschichte sind, denn über die Qualität der Musik von Coldplay in den letzten Jahren will ich mich an dieser Stelle nicht auslassen. Nur soviel: Ich find die „neuen“ Sachen nicht ganz so toll, gelinde gesagt. Wie dem auch sei, so ein aufwendig und teuer produziertes Machwerk will natürlich auch beworben werden. Die Kosten müssen wieder eingespielt werden, mit Album- und Streamingverkäufen wird man heute nicht mehr reich, wie jede:r weiß. Also doch wieder auf Tour. Durch die Reisetätigkeit, durch den Stromverbrauch für Ton- und Lichtanlagen und die Infrastruktur bei Shows in der Größenordnung, in der Coldplay nun einmal tätig sind, ist die Belastung für Klima und Umwelt nicht ohne. Dazu kommt noch die Energie, die durch die Anfahrt der Fans verbraucht wird. Alles, für hochemotionale, irrsinnig pathetische Live-Shows. Wem‘s gefällt, auch gut, es ist dein Geld.

Die die CO2-Emissionen sollen bei der aktuellen Coldplay gegen null gehen

Nun ist es eben so, dass Chris Martin und seine Bandkollegen, sich sehr wohl Gedanken machen und sich nicht einfach in ihren Privatjet setzen, und eben einmal für ein paar Konzerte rund um den Globus reisen. Nachhaltig soll die Tour sein, die CO2-Emissionen sollen gegen null gehen. So soll etwa zu jedem verkauften Ticket ein Baum gepflanzt werden. Der jeweilige Boden soll mit einem besonderen Material ausgelegt sein, das durch das Hüpfen und Tanzen der Fans Strom erzeugt.

Aber wie kann man den erwartbaren übermäßigen CO2-Ausstoß am besten verhindern? Mit besonderem, biologischen Treibstoff. Auf diese Idee ist die Band auch gekommen und ist einen Deal mit dem finnischen Energiekonzern Neste eingegangen. Dieser versprach, die Emissionen der Band um die Hälfte verringern zu können. Eben durch die Verwendung von biologischem Kraftstoff. Klingt zunächst einmal nicht schlecht, sorgte aber tatsächlich für Aufruhr. Coldplay wurden als „nützliche Idioten für Greenwashing“ hingestellt. Warum? Weil Neste, nicht zu verwechseln mit Nestlé, keinesfalls so bio ist, wie sich das Unternehmen darstellt.

Neste soll Regenwälder für Palmölplantagen abgeholzt haben

Carlos Calvo Ambel von der Transport and Environment Campaign Group (T&E) sagte gegenüber dem englischen „Guardian“: „Neste nützt Coldplay auf zynische Weise, um sein Ansehen grün zu waschen. Das ist ein Unternehmen, das für Abholzungen in einem Ausmaß verantwortlich, das Chris Martin und seine Fans entsetzen würde. Noch ist es nicht zu spät, ihre Partnerschaft mit Neste zu beenden und wirklich saubere Lösungen ins Auge zu fassen“. Tatsächlich soll Neste dafür verantwortlich sein, Regenwälder abgeholzt zu haben, um dort Palmölplantagen zu errichten.

Der Band wiederum wurde garantiert, dass nur recycelte Produkte, keineswegs Palmöl zum Einsatz kommen solle. Der Vorwurf, dass Coldplay sich an der Nase herumführen lassen haben und sich für Greenwashing von Neste einspannen zu lassen, kommt also nicht von ungefähr. Andererseits scheint der finnische Konzern nun einlenken zu wollen, ob auf Coldplays Druck oder nicht: Bis 2023 will man aus der Nutzung konventionellen Palmöls ausgestiegen sein. Wenn das stimmt, ist das nicht nichts.

Auch BMW sponsort Coldplay und verursacht so eine schiefe Optik

Neste ist aber nicht der einzige Sponsor, der in Sachen Coldplay, der Vorzüge-Öko-Band, eine schiefe Optik erzeugt. Ausgerechnet der bayerische Autohersteller BMW unterstützt die Gruppe. Die Begründung, warum man sich auf eine Zusammenarbeit eingelassen hat: weil BMW die erste recycelbare Autobatterie der Welt entwickelt hat. Dass es nach wie vor viel zu viele Autos auf den Straßen dieser Welt gibt, ist auch der Lobby-Arbeit von Konzernen wie BMW zu verdanken. Passt nicht ganz zum Klimaschutz-Image der Band. Dann lieber auf dem Rad-Highway durch Wien strampeln und kein Coldplay-Konzert besuchen.

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