Österreich bekommt ein eigenes Fotografiemuseum - Zeit wird‘s!

Auf dem Gelände des Wiener Arsenals bekommt die Bundeshauptstadt endlich ihr längst überfälliges Fotografiemuseum. Eröffnet werden soll es im Herbst 2024.
So viel wie heute ist noch nie fotografiert worden, behaupte ich jetzt einmal. Dabei meine ich nicht den Erwerb teurer Spiegelreflexkameras, die sich gleich einmal mit mehreren Monatsgehältern zu Buche schlagen. Die Anzahl der Bilder, die sich etwa auf Instagram finden, stellen ja nur einen Bruchteil dessen dar, was wir Tag für Tag mit unseren Smartphones so knipsen, Schnappschüsse genauso wie sorgfältig komponierte Aufnahmen. Professionelle Fotograf:innen müssen schon einen besonderen Ansatz für ihre Arbeit finden, um ihr Auslangen finden zu können. Auch Fotografie in der Kunst unterliegt - wie ja eigentlich eh alles - bestimmten Moden.
Die Idee für ein eigenes Fotografiemuseum ist nicht neu
Die Idee für ein eigenen Fotografiemuseums für Österreich ist so gesehen gleichzeitig naheliegend und nicht neu. Schon vor fünf Jahren, 2017, dachte der damalige Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) laut über ein Haus der Fotografie nach. Dort sollten „sowohl die Sammlungen der Republik als auch private Sammlungen gezeigt werden können.“ Drei Jahre später gab es im Zuge der Regierungsumbildung eine klare Absage seitens der Grünen Eva Blimlinger: Ein Fotomuseum werde es nicht geben. Schließlich hätten viele österreichische Institutionen eigene Fotosammlungen, etwa die Albertina, die Nationalbibliothek oder das Museum der Moderne in Salzburg, das die Fotosammlung der Republik beherbergt. Außerdem gibt es international beachtete private Sammlungen wie jene von Peter Coeln von der Galerie WestLicht. Die neue Heidi Horten Collection weist im Übrigen keine Fotosammlung auf.
Und jetzt die große Ankündigung: Mit dem nicht gerade originell getauften Museum „Foto Arsenal Wien“ bekommt Wien relativ bald ein autonomes Zentrum, um zeitgenössische Fotografie zeigen und vermitteln zu können, und zwar im Herbst 2024. Und ja, richtig, im Wiener Arsenal im dritten Wiener Gemeindebezirk. Dafür verantwortlich ist eine neue Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die Stadt Wien Kunst GmbH, ihrerseits Nachfolgeinstitution der Kunsthalle Wien GmbH.
Das „Foto Arsenal Wien“ versteht sich nicht als klassisches Museum
Das „Foto Arsenal Wien“ soll ein „Ort für die zeitgemäße Auseinandersetzung mit diesem Genre sein, ein Raum für Vermittlung und Kompetenz“, wie es in einer Aussendung heißt. An die 950 Quadratmeter wird das neue Zentrum umfassen, 740 Quadratmeter sind dabei für Ausstellungen, Vorträge, Workshops und für vieles mehr gedacht, der Rest kommt Büros und einem Shop zugute. Das Besondere: Das „Foto Arsenal Wien“ versteht sich nicht als Museum im eigentlichen Sinne mit eigenem Bestand, sondern will seine Ausstellungen ausschließlich mit Leihgaben umsetzen. Eine Sammlung soll nicht aufgebaut werden.
„Wien gewinnt einen kulturellen Treffpunkt, einen eigenen Standort für Fotografie: Das ‚Foto Arsenal Wien‘ wird sich künftig ausschließlich diesem Genre widmen, seiner Geschichte, Gegenwart und Entwicklung“, erklärte die verantwortliche Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) bei der Präsentation des Projekts. „Die eigene Ausstellungshalle vereint künftig Präsentation, Expertise, Diskurs, Vermittlung und Vernetzung an einem Ort. Das Arsenal mit seiner Nähe zu umliegenden Kultureinrichtungen und Möglichkeiten zu Synergien ist der ideale Standort dafür. Gemeinsam mit dem ‚Filmmuseum Lab‘ entsteht im Arsenal ein einzigartiger neuer Kulturcluster für die Wiener:innen und internationale Gäste.“
Mit ein wenig Glück entsteht im Arsenal ein neuer kultureller Hotspot
Das „Foto Arsenal Wien“ befindet sich an seinem Standort also in bester Gesellschaft. Bereits dort oder in Planung sind Institutionen wie das Österreichisches Filmmuseum, die Werkstätten ART for ART oder die Probebühnen der Bundestheater. Mit etwas Glück entsteht hier ein neuer kultureller Hotspot in einzigartigem Ambiente. Das Arsenal ist nach wie vor einer dieser von der Allgemeinheit ein bisschen vernachlässigten Orte. Das wird sich mit dem neuen Fotografiehaus, das ersten Bildern zufolge auf mehrere garagenähnlichen Unterbringungen aufgeteilt sein wird, hoffentlich bald ändern.