„Wir wollen die Leute ermutigen“: Song-Contest-Teilnehmer:innen LUM!X und Pia Maria im Interview

LUM!X und Pia Maria vertreten heuer Österreich beim Eurovision Song Contest in Turin. Was das Kunsthistorische Museum damit zu tun hat und welche Bedeutung der Song Contest für sie als Kinder hatte, verraten sie im Interview mit BuzzFeed Austria.
Gut ein Monat ist es her, da wurde bekannt gegeben, wer Österreich heuer beim Eurovision Song Contest in Turin vertreten soll: LUM!X feat. Pia Maria. Den Song dazu, einen clever produzierten, sehr, sehr, SEHR flotten Dance-Pop-Song, der als Stream genauso wie im Club funktionieren soll, gibt es erst jetzt zu hören und zu sehen. Luca Michlmayr alias LUM!X hat erst vor kurzem die Marke von 700 Millionen Streams geknackt, außerdem kann er auf über 90 Millionen YouTube-Views und mehrere Gold- und Platin-Auszeichnungen stolz sein, und das mit gerade einmal 19 Jahren. Den Gesang für den Song „Halo“ hat Pia Maria übernommen, die mit ihren 18 Jahren auch nicht unerfahren im Musik-Business ist. Die Tirolerin nimmt professionell Songs auf, seit sie 15 ist.
Luca und Pia sind BuzzFeed Austria in einem Interview Rede und Antwort gestanden
Worum geht es in eurem Song „Halo“? „Halo“ heißt ja soviel wie Heiligenschein.
Luca: Das hat keinen spirituellen Hintergrund, wie man das vielleicht vermutet. Das steht dafür, dass eine Generation zwei Jahre lang eingesperrt war und endlich wieder feiern geht. Es ist der begleitende Song zu dieser Stimmung.
Pia: Wir wollen nach den zwei Jahren, in denen wirklich jede:r durch eine schwierige Zeit gegangen ist, die Leute ermutigen: Hey, macht was aus dieser Situation. Jetzt könnt ihr wieder rausgehen, habt Spaß, lebt. Wir wollen einfach die Leute motivieren.
Beim Song Contest werden ja oft Botschaften an die Welt gesendet. Ist das eure Message? Oder wollt ihr nur Musik machen?
Luca: Botschaft ist in diesem Zusammenhang natürlich ein sehr vages Wort. Aber das ist die Message, die der Song vermitteln soll. Ob das eine politische Botschaft ist oder wie auch immer du das nennen willst, sei dahin gestellt. Prinzipiell wollen wir diese Stimmung, diese Mood weitergeben.
Pia: Genau. Nix, was jetzt runterzieht, sondern etwas, das ermutigt, bei dem man mit dem Fuß mit wackeln muss, wo es abgeht.
Abgegangen ist ja auch beim Dreh im Kunsthistorischen Museum. Wie war denn das für euch?
Luca: Megacool. Allein, dass wir die Erlaubnis bekommen, im Kunsthistorischen Museum drehen zu dürfen, ist mega, weil das eines der bedeutendsten Gebäude in Wien, wenn nicht in ganz Österreich ist. Die Shots sind einfach crazy cool geworden, mit den Farben und den Outfits.
Was hat euch prinzipiell daran gereizt, am Song Contest teilzunehmen?
Luca: Es ist die größte Bühne in Europa, wenn nicht die größte Bühne für Musiker:innen auf der ganzen Welt, mit fast 200 Millionen Zuschauer:innen. Ich habe die Idee immer schon cool gefunden, die aktuellsten Künstler:innen aus 41 Ländern zu einem Festival zu schicken und mit einem exklusiv dafür gemachten Song teilnehmen zu lassen. Das Prinzip finde ich schon cool.
Habt ihr den Song Contest immer schon von klein auf verfolgt oder erst in den letzten Jahren?
Pia: Als ich noch klein war. Ich hab das immer mit meiner Familie angeschaut und mitgefiebert, es war ein Familienabend mit Popcorn. Da war ich immer schon dabei.
Luca: Ja, das war immer schon ein Highlight mit der Family. Letztes Jahr war mit Måneskin der Hype wieder groß, da hab ich das wieder mehr verfolgt.
Ihr habt ja zunächst nur über das Internet Kontakt gehabt. Wie war eure erste Begegnung in real life?
Luca: Sehr entspannt, wir haben uns sofort verstanden. Das war überhaupt kein Problem, alles easy. Wir haben sofort miteinander gequatscht. Das hat sich bis jetzt gehalten.
War eigentlich erst der Song da und kam dann Zusage zum Song Contest oder umgekehrt?
Luca: Wir haben schon aktiv nach einem Song für den Song Contest gesucht und ihn dahin gehend geschrieben.
Pia, hast du gleich reingefunden in den Song?
Pia: Ja, voll. Ich liebe es, meine Gefühle durch Musik auszudrücken. Und der Song ist voller Power, ich habe mich total in ihn verliebt.
Wie weit wollt ihr mit eurem Song kommen? In Zeiten von Krieg in Europa will ich das Wort „Sieg“ nicht in den Mund nehmen, aber der Gewinn ist für euch das Ziel, nehme ich an.
Luca: Natürlich fahren wir zu einem Bewerb, um den auch zu gewinnen. Wir wissen, dass der heuer überschattet sein wird, wie du angesprochen hast, Krieg und und und. Aber nichtsdestotrotz ist es ein Musikbewerb mit Platzierungen, deswegen schauen wir natürlich, so weit wie möglich zu kommen.
Die letzten Jahre waren überhaupt schwierig für den Eurovision Song Contest. 2020 ist wegen COVID-19 abgesagt worden, letztes Jahr war immer noch von der Pandemie überschattet, heuer ist es der Krieg. Inwieweit beeinflusst euch das?
Pia: Natürlich ist es nicht schön, das alles mitzukriegen, was auf der Welt so abgeht. Vor allem, wenn in den letzten zwei Jahren überall auf der Welt Menschen gestorben sind. Ich glaube, wir dürfen uns das nicht zu nahe gehen lassen, weil wenn wir uns einsperren und gar nichts mehr machen, nutzt uns das ja auch nichts.
Luca: „Lass dich nicht unterkriegen“ wollen wir voll pushen.
Pia: Genau. Wir hoffen, dass wir bei ein paar Menschen die Einstellung ein kleines bisschen changen können. Das macht so viel aus.
Der Song ist ja sehr schnell, ich hab die Beats per Minute nicht mitgezählt, aber ich glaube, dass es der flotteste ist, der von Österreich je zum Song Contest geschickt worden ist.
Luca: Mit 170 bpm ist es natürlich voll der Party-Song.
Wollt ihr mit dem Song auch in die Clubs?
Luca: Voll. Wir haben mit dem Song bewusst einen Hybrid geschaffen, der sowohl Radio- als auch Streaming- als auch Dancefloor-tauglich ist. Ich kann es gar nicht erwarten, ihn vor Publikum auszuprobieren.
Was sind eure Pläne nach dem Song Contest?
Pia: Da müssen wir generell erst einmal schauen, wie das alles ausgeht und sich vor Ort entwickelt. Da spielt vieles eine Rolle, wie es danach weitergeht.
Luca: Eine weitere Zusammenarbeit oder Kooperation ist nicht ausgeschlossen, aber wir versteifen uns auch nicht darauf, ein Duo zu werden. Wir schauen einmal, was passiert.
Was macht ihr als erstes, wenn der Song Contest gelaufen ist?
Luca: Urlaub ganz weit weg.
Pia: Urlaub und Party.
Luca: Party machen wir eh immer. Der ganze Aufwand mit Promo-Arbeit und so geht sehr an die Substanz, wir sind beide noch sehr jung. Ich glaube, danach braucht man auch eine Ruhezeit von so einem Riesenevent. Aber das ist alles Nebensache, jetzt geht es erst einmal Vollgas ab.