„Spider-Man: No Way Home“: Die größten Hits und Fails des neuen Marvel-Films

Von Tom Holland über Doctor Strange bis zu den Post-Credit-Szenen: Das sind die größten Hits und Fails des neuen Marvel-Streifens „Spider-Man: No Way Home“.
Der am meisten geklickte Trailer aller Zeiten, der zweitbeste US-Kinostart überhaupt und auf der Film-Webseite „Rotten Tomatoes“ anfänglich eine Publikumsbewertung von unglaublichen 99 Prozent. Die Zahlen sprechen für sich: Schon lange nicht mehr gab es einen so großen Hype um einen Film wie für „Spider-Man: No Way Home“.
Bereits der Trailer versprach die Rückkehr einiger Bösewichte der vergangenen „Spider-Man“-Filme. Ebenso brodelte es in der Gerüchteküche, dass auch weitere legendäre Charaktere einen Auftritt haben würden. Doch nicht nur wegen des angekündigten Griffs in die Nostalgie-Schublade waren die Erwartungen an „Spider-Man: No Way Home“ derartig hoch. Mit Filmen wie „Black Widow“ oder „Eternals“ war Phase Vier des Marvel Cinematic Universe (MCU) bisher großteils nicht ganz so überzeugend. Umso mehr lagen die Hoffnungen auf dem Jungen, der von einer Spinne gebissen wurde, das Vertrauen der MCU-Community wieder für sich zu gewinnen.
„Spider-Man: No Way Home“
Kinostart: 17. Dezember 2021
Länge: 148 Minuten
Regie: Jon Watts
Besetzung: Tom Holland, Zendaya, Ned Leeds, uvm.
Vorgänger: „Eternals“
Nachfolger: „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“
Aus chronologischer Sicht ist „Spider-Man: No Way Home“ der erste Marvel-Film, der direkt an seinen Vorgänger („Spider-Man: Far From Home“) anschließt. Ebenfalls ein erstes Mal: Die Identität von Peter Parker alias Spider-Man wird offengelegt. Als Avengers-Kollege Doctor Strange mit einem Zauberspruch versucht, das wieder rückgängig zu machen, eröffnet er die Pforten des eigenen Universums für ehemalige Bösewichte von Spider-Man aus anderen Universen. Jetzt liegt es an Peter Parker, gemeinsam mit alten (und neuen) Freunden, wieder Ordnung in das neue Multiversum zu bringen.
Nostalgie auf der einen Seite, mit dem Multiversum eine doch womöglich komplizierte Handlung auf der anderen. Nicht umsonst machten sich viele Marvel-Expert:innen einige Sorgen, ob „Spider-Man: No Way Home“ seinem Hype tatsächlich gerecht werden könnte. Hier sind die aus unserer Sicht größten Hits und Fails des neuen Marvel-Films.
Hit: Tom Holland
In seinem mittlerweile dritten Film als Spider-Man wird der britische Schauspieler Tom Holland in seiner Rolle als Peter Parker so sehr gefordert, wie noch nie zuvor. Ja, natürlich dominiert die Rückkehr von Tobey Maguire und Andrew Garfield die Schlagzeilen, nichtsdestotrotz geht es in „Spider-Man: No Way Home“ vor allem um die persönliche Entwicklung von Peter Parker von einem Teenager zu einem erwachsenen Superhelden.
Die Action-Szenen sind für das Kinoauge, wie immer bei Marvel, sehr schön anzusehen. Doch sind es vor allem die emotionalen Szenen zwischen Parker, seiner Freundin MJ (Zendaya) und dem Kumpel Ned (Jacob Batalon), die am meisten in Erinnerung bleiben. Besonders hervorzuheben ist die Szene am Ende des Films, als Parker im Coffee Shop seine Freunde besucht. Aufgrund des Zauberspruchs von Doctor Strange können sie sich nämlich überhaupt nicht mehr an ihren Spider-Buddy erinnern. Als Parker realisiert, dass es für alle Beteiligten jedoch am besten ist, dass das auch so bleibt, zeigt sich Holland von seiner bisher stärksten schauspielerischen Leistung. Aus dem Spider-Boy ist vor unseren Augen ein Spider-Man geworden.
Fail: Der Tod von Tante May
Ebenfalls zu den emotionalsten Szenen des Films gehört die Szene, als Tante May in den Armen ihres Neffen Peter Parker stirbt. Noch kurz davor sagt sie ihm, dass mit großer Stärke auch große Verantwortung kommen würde. Also dieselbe Message, die Onkel Ben sowohl in den „Spider-Man“-Filmen von Tobey Maguire als auch Andrew Garfield gesagt hat, kurz bevor er stirbt. Ein herzensbrechender Throwback.
Doch bereits vor dem Tod von Tante May hatten die „Spider-Man“-Filme ein Problem mit der Darstellung ihrer weiblichen Charaktere, insbesondere Emma Watson als Gwen Stacy in „The Amazing Spider-Man“ (2012) und „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ (2014). Neben MJ war Tante May zudem die einzige prominente Frau in den neuen Spider-Man-Streifen des MCU. Man kann es drehen, wie man möchte, aber was Marvel hier treibt, ist ein klassischer Fall von „Fridging“. Also das Leiden oder sogar der Tod eines weiblichen Filmcharakters, um dem männlichen Protagonisten eine Motivation zu geben.
Ein ähnlich emotionaler Effekt hätte sein können, wenn an der Stelle von Tante May der ehemalige Bodyguard von Iron Man, Happy Hogan, gestorben wäre. Seit mehreren Filmen verfolgen wir die amüsante Beziehung zwischen Peter und Happy. Deshalb hätte auch sein Tod mit Sicherheit für die ein oder andere Träne im Kinopublikum gesorgt.
Hit: Andrew Garfield (und Tobey Maguire)
Es war das offensichtlichste Geheimnis seit langer, langer Zeit, dass Tobey Maguire und Andrew Garfield, die beiden Spider-Men vor Tom Holland, einen Auftritt in „Spider-Man: No Way Home“ haben würden. Obwohl es bis zum Ende nur ein Gerücht und kein Leak war, wäre alles andere als ein Comeback der ersten beiden Spideys eine große Enttäuschung gewesen. Den Fans scheint das Ganze nicht gestört zu haben. Zumindest das Haydn Kino in Wien bebte beim Erscheinen der beiden so sehr, als hätte Österreich gerade die Fußball-Weltmeisterschaft gewonnen.
Was jedoch eine wirkliche Überraschung war, war die Tatsache, wie lange Maguire und Garfield im Film sind. Anstatt nur eines kurzen amüsanten Cameo-Auftritts steigen sie bereits ungefähr in der Mitte des Streifens ein und bleiben beinahe bis zum Ende. Und auch das Zusammenspiel zwischen Maguire, Garfield und Holland kommt extrem gut rüber. Der typische Spidey-Humor gepaart mit emotionalen Momenten, in denen sie über ihre jeweilige Vergangenheit reden, macht das Spider-Man-Dreieck zu einer wundervollen Kombination.
Besonderes Lob gilt dabei vor allem Andrew Garfield, der Spider-Man in zwei Filmen aus den Jahren 2012 und 2014. Während Maguire mehr den gelassenen Spider-Man mit all seiner Erfahrung spielt, sind es insbesondere die Szenen mit dem Fokus auf Garfield, die herausstechen. Schon jetzt unvergessen die Szene, als er die stürzende MJ vor dem sicheren Tod rettet. Ein Throwback zu „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“, als seine Freundin Gwen auf dieselbe Art und Weise stirbt.
So lala: Doctor Strange
Natürlich gab es in „Spider-Man: No Way Home“ ein paar Kleinigkeiten, die aus logischer Sicht nicht ganz so viel Sinn ergeben. Man denke an Electro (Jamie Foxx), der ohne große Erklärung plötzlich viel muskulöser aussieht als in „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“. Oder die Logik von Peter Parker (Tom Holland), Tante May quasi zu opfern, um ein paar Bösewichte zu retten, die in ihren eigenen Universen ohnehin gleich wieder Unruhe stiften würden.
Das größte Fragezeichen dieses Films ist aber ganz klar Doctor Strange (Benedict Cumberbatch). Durch seinen misslungenen Zauberspruch landen die Figuren aus den alten „Spider-Man“-Filmen im Marvel-Universum. Der große Haken dabei: Doctor Strange ist ohne Zweifel einer der mächtigsten Charaktere im gesamten Marvel Cinematic Universe. Der vermasselt einfach keinen seiner Zaubersprüche. Mit dem noch nicht genug, verliert Doctor Strange sogar noch einen Kampf gegen Spider-Man. Ja genau, gegen den Spider-Man, der in den letzten Filmen gegen so gut wie jeden Bösewichten im Solo-Kampf den Kürzeren gezogen hatte.

Außerdem fragwürdig. Ned, Peter Parkers bester Freund, scheint aus dem Nichts ebenfalls magische Fähigkeiten zu haben. Wenn man an „Doctor Strange“ (2016) zurückdenkt und wie lange Stephen Strange an seinen Magie-Skills trainieren musste, ergibt es doch eher wenig Sinn, dass Ned plötzlich mir nichts, dir nichts ein magisches Portal öffnen kann. Doch immerhin: In zukünftigen Filmen könnte Doctor Ned (oder wie auch immer er dann heißen wird) noch für einige spannende Storylines sorgen.
Hit: Daredevil ist im MCU
Neben dem Erscheinen von Tobey Maguire und Andrew Garfield war die größte Überraschung der kurze Auftritt von Matt Murdock alias Daredevil (Charlie Cox). Der Marvel-Charakter aus den Comics machte sich in der Netflix-Serie „Daredevil“ (2015-2018) zu einem wahren Publikumsliebling unter den Marvel-Fans.
Bisher gab es immer eine strikte Trennung zwischen den Charakteren der von Marvel produzierten Netflix-Serien und den MCU-Filmen. Bereits wenige Tage vor dem Kinostart von „Spider-Man: No Way Home“ tauchte in der Disney+-Serie „Hawkeye“ erstmals der Bösewicht Wilson Fisk alias Kingpin (Vincent D‘Onofrio) auf. Jetzt eben auch noch Daredevil, der unter anderem in der von Marvel angekündigten Serie „Echo“ eine westenliche Rolle spielen könnte. Folgen in Bälde dann auch weitere spannende Charaktere wie Jessica Jones, Luke Cage oder Punisher? We will see.
Noch unklar: Die Post-Credit-Szenen
In der ersten Szene nach dem Abspann des Films sehen wir erstmals Eddie Brock alias Venom (Tom Hardy) im Marvel Cinematic Universe. Dieser Charakter gehört nämlich eigentlich Sony und nicht Marvel. Aufgrund des Zauberspruchs von Doctor Strange am Ende des Films verschwindet Brock jedoch gleich wieder zurück in sein Universum, nur ein kleines Stück des Venom-Virus bleibt zurück. Erwartet den Spider-Man von Tom Holland also schon bald ein ähnlich dunkles Schicksal wie in „Spider-Man 3“ aus dem Jahr 2007?
Die zweite Post-Credit-Szene ist keine typische Post-Credit-Szene, so wie wir sie von Marvel eigentlich kennen, sondern einfach der erste offizielle Trailer zum nächsten MCU-Film „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“, der im Mai 2022 erscheinen soll.
Es ist der erste Trailer in einer Post-Credit-Szene seit „Captain America: The First Avenger“ (2011), als der darauf folgende „Marvel‘s The Avengers“ (2012) angekündigt wurde. Hierbei wird spannend zu sehen sein, in welcher Verbindung der nächste Film rund um Doctor Strange mit dem Geschehenen in „Spider-Man: No Way Home“ steht. Denn laut Medienberichten war ursprünglich geplant, den Blockbuster bereits vor dem aktuellen Spider-Man-Film herauszubringen.
Was ebenfalls spannend zu beobachten sein wird, ist die zukünftige Beziehung zwischen Marvel und Sony. Nach einem mehrjährigen Ausflug in das MCU wechselt der „Spider-Man“-Charakter jetzt nämlich wohl wieder zurück in das Universum von Sony. Bereits die Szene mit dem „Venom“-Charakter, gespielt von Tom Hardy, und der im Jänner 2022 erscheinende Film „Morbius“ über einen Vampir aus den „Spider-Man“-Comics verdeutlicht, dass sich Sony in nächster Zeit wieder mehr auf sich konzentrieren möchte. Folgt auf das Multiversum also schon bald das Spider-Versum? Das steht noch in den Sternen. Langweilig wird uns Comic-Nerds auf jeden Fall nicht so schnell werden.