Stickig und schwitzig ist super: Clubs wollen künftig die Körperwärme der Gäste für den Klimaschutz nutzen

Mittlerweile können wir in vielen Clubs endlich wieder den Dancefloor erobern. Neben der Freude am Nachtleben stehen für die Veranstalter:innen aber auch größere Entwicklungen im Fokus. Wie etwa der Klimaschutz.
Die Nachtszene hat eine tolle Community. Erst kürzlich hat sich wieder gezeigt, dass viele Clubs in kürzester Zeit auf den Ukraine-Krieg mit teils ausgeklügelten Spendenaktionen reagiert haben. Es ist schön zu sehen, wie diese positive Energie genutzt wird. Sie könnte nun auch dem Klimaschutz zugutekommen. Der hat es jedenfalls extrem nötig. Ein Club in Schottland macht es vor und will nun die Körperwärme tanzender Gäste nutzen, um Strom zu produzieren. Wie das geht, erfährt ihr jetzt!
Schwitzig und stickig ist gut für‘s Klima
Was manche während der Pandemie sicherlich nicht vermisst haben, ist die Tatsache, dass in den Clubs nicht grad die beste Luft herrscht. Beim Abshaken kann man da schon mal eine schwitzige Achsel abkriegen. Doch genau jener eher ungute Aspekt am Fortgehen soll nun in etwas Positives verwandelt werden. Der Club SWG3 in Glasgow hat sich intensiv damit beschäftigt und deshalb das vielversprechende Bodyheat-System entwickelt. Das Konzept setzt auf die Energiegewinnung durch Körperwärme, wodurch der Club jährlich bis zu 70 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einsparen möchte.
Wie kann das funktionieren?
80 Watt Wärme strahlt ein erwachsener Körper bereits im Ruhezustand aus, die ungenutzt verschwinden. Bringt man viele Menschen zusammen, die sich zudem noch bewegen, wie es bei Tanzwütigen in Clubs ja üblicherweise der Fall ist, so wird wirklich eine ansehnliche Menge an Wärmeenergie produziert.
Bodyheat nutzt Wärmepumpen und Flüssigkeiten, um die von der Menschenmenge erzeugte Körperwärme zu bündeln und in geothermische Energie umzuwandeln. Das Konzept besteht somit aus zwei Teilen: Ein System wandelt einen Teil der Wärmeenergie direkt um und verwendet sie zur Kühlung oder für die Soundsysteme. Damit überschüssige Wärme gespeichert werden kann, wird sie in 150 Meter tiefe Bohrlöcher geleitet. Bei Bedarf wird diese Energie dann zum Heizen des Clubs verwendet.
Wer steht dahinter und warum?
Für SWG3-Manager Andrew Fleming Brown war die Corona-Pandemie ausschlaggebend. „Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Covid-19-Pandemie gewaltige Herausforderungen weltweit für die Veranstaltungsbranche gebracht hat. Doch sie hat Unternehmen auch einen erdbebenartigen Ruck gegeben und das Bedürfnis nach einer stabilen, nachhaltigen Zukunft untermauert“, so Brown.
Für die Umsetzung hat er sich dann mit Expert:innen aus der Geothermie von TownRock Energy und Ingenieur:innen von Harley Hadding zusammengetan. Diese haben eben jene Lösung der unterirdischen Speicherung geschaffen. Das einzigartige Wärmekonzept wird zudem von den Vereinten Nationen unterstützt. Bis 2025 will der gesamte Club klimaneutral sein.
Zudem wolle man die Idee auch anderen Nachtlokalen zugänglich machen. „Wir prüfen zurzeit, wie andere Veranstaltungsorte das Bodyheat System nutzen könnten. Schließlich müssen wir uns alle mit erneuerbaren Energien auseinandersetzen”, so Brown. Grundsätzlich wäre das Konzept auf alle Orte, an denen Wärme entsteht - wie bspw. auch in Fitnessstudios - übertragbar.
Wo gibt‘s das noch?
Ähnliches gab es natürlich auch schon vorher. Denn in Kalifornien und Rotterdam wird in Clubs die Bewegungsenergie der Tanzenden auf dem Boden zur Erzeugung von Strom genutzt. Dort geht es also eher um Impulse und nicht konkret um Wärmeenergie. Diese wird tatsächlich extrem unterschätzt - insbesondere in unseren Breiten. In Österreich wird die sogenannte Geothermie - also die Nutzung der Erdwärme - bislang kaum bis gar nicht eingesetzt. Auch in Deutschland trägt die Geothermie laut Umweltbundesamt trotz Wachstum weniger als 0,1 Prozent zu erneuerbarer Stromerzeugung bei.
Mehr Geothermie für Österreich
Erst am Montag (14. März) forderte der Umweltdachverband hinsichtlich Geothermie, mehr Engagement vonseiten der Politik. Bis dato sei Geothermie ein vernachlässigter Geheimtipp für klima- und umweltfreundliche Energiegewinnung, so der Umweltdachverband. Einer ersten Forschungs-Roadmap zur Integration der Geothermie in heimische Energiekonzepte müsse nun eine rasche Umsetzung folgen, hieß es.
Der Einsatz von Erdwärme ermöglicht es, klimaschädliche Gase sowie die Abhängigkeit von Energieimporten zu reduzieren und ist zudem mannigfach nutzbar. Das umfasst die Wärmeversorgung im gesamten Gebäudesektor und reicht bis zur Erzeugung von Strom. Hinsichtlich der derzeitigen Entwicklungen wäre dies jedenfalls dringend notwendig.
Das sind mögliche weitere Alternativen zu fossilen Brennstoffen.