Randolph empfand Bewunderung für Amazons Geschäftsstrategie und suchte daher nach einem Produkt, das über das Internet verkauft werden konnte. Weil physische Datenträger Ende der Neunzigerjahre noch das Maß aller Dinge waren, konzentrierten sich die beiden auf den Verleih von DVDs per Post. Sie entschieden sich gegen VHS-Kassetten, weil diese zu empfindlich für den Versand und teuer in der Lagerhaltung waren. Das Geschäftsmodell sah zu Beginn den Verleih einzelner DVDs vor. Der Kunde konnte aus dem Sortiment auswählen und bezahlte pro DVD. Wurde die DVD verspätet zurückgegeben, fiel keine Gebühr an.
Hastings und Randolph investierten 2,5 Millionen Dollar Startkapital in Netflix. Mit 30 Mitarbeiter:innen und 925 Filmen nahm das Unternehmen seine Geschäftstätigkeit auf und wuchs zu einem der größten Streamingdienste, der mit hochwertigen Serien- und Filmproduktionen auf sich aufmerksam machte. 1999 veränderte der Streamingdienst sein Geschäftsmodell: mit dem monatlichen Flatrate-Modell konnten Kund:innen für 22,00 Dollar eine unbegrenzte Anzahl von Filmen ausleihen. Der Kunde/die Kundin bezahlte damit eine pauschale Gebühr, die alle anfallenden Kosten abdeckte.
Im Jahr 2000 war das Geschäft von externen Dienstleistern abhängig, die für den Versand der DVDs verantwortlich waren. Obwohl Netflix noch über keine eigenen Serien- oder Filmproduktionen verfügte und lediglich im Verleihgeschäft war, schätzte Hastings das Potenzial des Unternehmens richtig ein. Erschwerend kam hinzu, dass das Unternehmen trotz der knapp 300.000 Abonnen:innen noch immer rote Zahlen schrieb. 2001 besaß Netflix zwar bereits 600.000 Abonnent:innen und einen Umsatz von 30 Millionen Dollar pro Quartal. Dem stand allerdings ein Verlust von 4,5 Millionen Dollar im selben Zeitraum gegenüber.
Hastings entwickelte daraufhin einen Algorithmus, der Vorschläge auf Basis der Historie, der Bewertung der Filme durch die Nutzer:innen sowie anhand der Bewertungen dieser Filme durch andere Nutzer:innen von Netflix personalisiert. „Cinematch“, so der Name des Algorithmus, generierte überraschend genaue Filmvorschläge unter Einbeziehung ihrer Verfügbarkeit.
Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Umstände im Jahr 2001 durch das Platzen der Dot-Com-Blase war der Streamingdienst gezwungen, 40 seiner 120 Mitarbeiter:innen zu entlassen. Doch schon 2002 erreichte Netflix 670.000 Abonnent:innen mit seinem Geschäftsmodell. Mit der neu eingeführten Watchlist konnten Abonnent:innen Filme online vormerken und bei Verfügbarkeit automatisch ausleihen, wenn die vorangegangene Ausleihe wieder im Verteilzentrum eintraf.
2002 ging Netflix an die Börse und konnte 5,5 Millionen Stammaktien an Investoren verkaufen. Wenig später verkaufte das Unternehmen weitere 825.000 Stammaktien und konnte so seinen ersten Gewinn erzielen: bei einem Umsatz von 272 Millionen Dollar ergaben sich 6,5 Millionen Dollar Gewinn. 2005 waren 35.000 verschiedene Filme bestellbar, allerdings entstanden diese noch nicht durch die unternehmenseigene Filmproduktion.
Der weltweite Erfolg in den 2010er-Jahren ist insbesondere auf die hochwertigen Serien- und Filmproduktionen des Streamingdienstes zurückzuführen. Vor allem die Staffeln des Politdramas „House of Cards“ mit Kevin Spacey in der Hauptrolle erfreuten sich großer Beliebtheit und wurden mit drei Emmys ausgezeichnet. „Orange Is The New Black“ war ebenfalls eine der erfolgreichen Eigenproduktionen, die mehrere Auszeichnungen erhielt. Netflix eignete sich zudem weiterhin die Rechte an Serien an, die von Disney und Marvel produziert wurden. Dazu zählen Daredevil, Iron Fist, Punisher und andere.
Der Streamingdienst veröffentlicht außerdem die Staffeln von Serien, die bei anderen Sendern bereits eingestellt wurden. Zu bereits eingestellten Serien produziert Netflix Spin-Offs wie Better Call Saul (Spin-Off von Breaking Bad), Black Summer (Spin-Off von Z Nation), Fuller House (Spin-Off von Full House) und andere. Netflix produziert darüber hinaus Serien für spezielle Regionen auf der Welt. Zu den Eigenproduktionen im deutschsprachigen Raum gehören die folgenden Serien (Auszug):
Netflix entwickelte sich in der Vergangenheit zunehmend in Richtung Serien- und Filmproduktion und etablierte sich als Vertriebsplattform.
Neben den Serienproduktionen startete der Streamingdienst auch eigene Filmproduktionen von respektablem Format. Mit „Roma“ war sogar eine Filmproduktion von Netflix erstmals für einen Oscar in der Kategorie „Bester Film“ nominiert. Weitere bekannte und teilweise hochkarätig besetzte Filmproduktionen gehören ebenfalls zum Programm (Auszug):
Im ersten Quartal 2014 verzeichnete Netflix erstmals einen Umsatz von über einer Milliarde Dollar. Die Coronakrise verbesserte die Bilanz des Unternehmens erneut: 36,5 Millionen neue Abonnent:innen sorgten für Umsatzzuwächse. Ende Juni 2021 zählte Netflix über insgesamt 209,18 Millionen Nutzer:innen. Im Jahr 2020 konnte der Streamingdienst vor allem aufgrund der Corona-Pandemie seinen Gesamtumsatz erneut steigern und wies ihn mit einem Rekordwert von rund 25 Milliarden Dollar aus. Damit wuchs der Umsatz um vier Milliarden Dollar im Vergleich zu 2019. Der Gewinn lag bei etwa 2,76 Milliarden Dollar.
Im dritten Quartal 2021 wies Netflix einen Umsatz von über 7,48 Milliarden Dollar aus, im ersten Quartal bezifferte das Unternehmen den Umsatz auf 7,2 Milliarden Dollar, im zweiten Quartal auf 7,3 Milliarden Dollar. Verglichen mit den Quartalsumsätzen aus dem Vorjahr war dies eine nochmalige Steigerung. Die auf einem Rekordhoch befindlichen Nutzerzahlen hatten zu den herausragenden Zahlen geführt. Netflix-Serien wie Bridgerton, Haus des Geldes oder die erfolgreichste Serie aller Zeiten – Squid Game – feierten ebenfalls Rekorderfolge.
2021 hat der Streamingdienst die Preise seiner Netflix-Abos erhöht: Das Netflix-Abo Basis kostet aktuell 7,99 Euro, das Netflix-Abo Standard wurde um einen Euro auf 12,99 Euro erhöht. Das Netflix-Abo Premium stieg sogar um 2 Euro auf 17,99 Euro. Die Preise galten zuerst für Neukund:innen, mittlerweile wurden aber auch die Abonnements von Bestandskunden an die neue Preisstruktur angepasst. Als Begründung führte Netflix primär sein kontinuierlich steigendes Angebot an hochwertigen Serien- und Filmproduktionen an.
2016 war Netflix weltweit verfügbar mit Ausnahme der Volksrepublik China, Nordkorea, Syrien und der Krim. Schon seit September 2010 war der amerikanische Streamingdienst in Kanada verfügbar, Im Jahr 2011 in Lateinamerika und der Karibik. 2012 war Netflix in den folgenden Ländern neben den Vereinigten Staaten von Amerika verfügbar: