„Mit NFTs kann man in verschiedene Rollen schlüpfen“: Eine Entwicklerin erzählt, warum NFTs Diversität fördern

String lebt in Australien und liebt Einhörner, Kunst und Innovation. 2020 begann sie, ihre Interessen in Form von NFTs zu vereinen. Sie erzählt uns, wie sie dazu kam, was die Zukunft so bringt und warum NFTs zu mehr Diversität beitragen.
NFTs also „Non-Fungible Token“ oder einfacher gesagt digitale Kunstwerke im Netz sind ja mittlerweile nichts allzu Neues. Vor allem Stars dürften da ein neues Spielzeug für sich entdeckt haben, wenn man sich beispielsweise Paris Hilton oder Snoop Dogg so anschaut. Doch haben sie sonst noch irgendeinen Nutzen, möglicherweise sogar einen gesellschaftlichen Mehrwert? Wir haben mit der australischen NFT-Entwicklerin der Chubbicorns, String, gesprochen.
Liebe String, NFTs sind längst auch in der „normalen Welt“ präsent. Doch wie hat damals alles angefangen und warum hast du dich damit beschäftigt?
Ich war schon immer ein „Early Adopter“ - sprich, ich spüre extrem gerne Trends auf und mache sie für andere zugänglich. Als Content Creator war ich zum Beispiel früh bei der „Club House“-App und habe diese auch gepusht. Ich liebe es, Neuland zu betreten und NFTs waren da genau das Richtige. Grundsätzlich werden dabei meine vier Interessen vereint: Gemeinschaft, Kreativität, Unternehmertum und Innovation. Als Künstlerin liebe ich es, weil es meine Kreativität fördert und als Unternehmerin habe ich durch die NFTs ein Stück weit finanzielle Freiheit erlangt. Eines Abends las ich in einem Online-Forum über das Ganze. Es hat mich interessiert, also rief ich meine Freunde an und wir hatten das Gefühl, dass etwas Größeres dahinterstecken könnte. Zwei meiner Freunde zeichnet dann im September 2020 die ersten 50 Chubbicorns. Die dicken Einhörner sollten einfach gute Laune verbreiten und süß sein. Dabei wurde noch kein Code auf der Blockchain hinterlegt, wir haben sie einfach mal hochgeladen und hatten einfach Glück, dass die NFT-Reise wirklich Fahrt aufgenommen hat.
Hattet ihr mit der Technologie - also der Blockchain - denn schon vorher Erfahrung?
Nein, wir haben anfangs wirklich per Hand gezeichnet und uns auf den künstlerischen Aspekt fokussiert. Als das gut geklappt hat und die Nachfrage größer wurde, haben wir uns natürlich innerhalb des Prozesses damit auseinandergesetzt. Wir haben unsere Kollektion dann vergrößert und jedes Chubbicorn mit einem Code ausgezeichnet. Die Technologie war anfangs bei Weitem nicht der einzige Stolperstein, wir mussten auch das Prinzip der Angebot und Nachfrage verstehen und uns über Datenschutz und Sicherheit informieren.
Du bist seit circa eineinhalb Jahren dabei: Was war bisher der größte Erfolg?
Puh, schwer zu sagen. Natürlich ist es schön, wenn prominente Personen wie DJ Steve Aoki deine Kunstwerke toll finden und gleich drei Chubbicorns adoptieren. Noch schöner ist aber, dass eine richtige Community entstanden ist. In Krisenzeiten wie in der Pandemie war es toll, gemeinsam vor den Bildschirmen abzuhängen und sich über Innovationen auszutauschen. Wir veranstalteten dann auch Pokerabende, bei denen richtige Freundschaften entstanden sind. Es hat sich eine Eigendynamik entwickelt. So haben wir irgendwann damit begonnen, Memes für bestimmte Anlässe ins Forum zu schicken. Die haben teilweise schon Kultcharakter.
Haben NFTs abgesehen davon noch einen anderen Nutzen?
Auf jeden Fall. Sie sind sehr vielfältig. Natürlich kann man sie als Investment sehen, als Spielzeug oder als Sammelprodukt, wie etwa in der realen Welt mit einem Sticker-Album. Aber ich glaube, dass etwas größeres dahintersteckt: Es ist sozusagen das Ticket in das Metaverse. Und das wiederum bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten.
Okay, aber was genau ist das Metaverse?
Ich würde es als Web 3.0 beschreiben. Es geht um eine neue Phase vernetzter, virtueller Erlebnisse und Möglichkeiten, die mit Hilfe von neuen Technologien wie Virtual und Augmented Reality umgesetzt werden. Wir alle leben schon in einer Art Metaverse - wegen Corona hängen wir viel online rum. Unser Alltag besteht aus vielen Vernetzungen zwischen unterschiedlichen Plattformen, wie Instagram oder TikTok im Lifestyle-Bereich, der Informationskultur über digitale Medien oder aber auch mit der Kryptowährung im Finanzbereich. Es stellt sich nicht mehr die Frage, ob wir offline oder online sind, weil alles fließend ist.
Welche Rolle spielen dann NFTs in diesem Metaverse?
In Bezug auf die Chubbicorns stelle ich mir vor, dass wir selbst als Avatar unterwegs sind. Wir könnten dann in einer 3D-Welt als Chubbicorns die Straße entlanglaufen, gemeinsam Kaffee trinken oder Spiele spielen. Ich glaube, dass sich irgendwann jede:r mit seinen NFTs identifizieren wird und in verschiedene Rollen schlüpfen kann. Eben das, was man gerade sein will. Damit werden die Prozesse auch diverser - es spielt vielleicht keine allzu große Rolle mehr, ob man weiblich, männlich, trans etc. ist. Es geht viel mehr darum, was man sein will - das kann ein dickes Einhorn, ein verrückter Affe oder ein Wolfshund sein. Und da kommt dann wieder die Community ins Spiel. Man verbringt Zeit mit den Menschen, denen man sich nahe fühlt, von denen man verstanden werden will und die auch die Werte vermitteln, die einem wichtig sind.
Ist das nicht auch ein wenig beängstigend, wenn man nur noch online aktiv ist?
Psychische Erkrankungen sind in der Pandemie nachweislich gestiegen. Doch meiner Meinung nach bietet das Netz mehr Chancen als Risiken hierfür - man kann ja auch schon mit Psycholog:innen chatten. Was zählt ist - egal, ob online oder offline -, ein starkes Selbstbewusstsein zu erlangen und ein Bewusstsein darüber zu entwickeln, welche Folgen bestimmte Handlungen haben können. Du selbst bist verantwortlich für deine finanziellen Interessen, du bist verantwortlich für deine Identität und du bist verantwortlich dafür, wie du Bilder im Netz inszenierst. Beim Web 2.0 ist oft noch das Problem, dass beispielsweise Dritte beteiligt sind. Das sind etwa die Algorithmen, die von uns profitieren. Das Web 3.0 zielt darauf ab, dass wir die Könige und Königinnen sind, damit wir auch wirklich Verantwortung übernehmen können und selbst entscheiden, was passiert.
Für NFT-Interessierte: Was sind Tipps und Tricks zum Start?
Am besten ist es, mit einer Recherche zu beginnen, um sich seine Meinung bilden zu können. Lesen und Reflektieren sind dabei wichtige Prozesse. Irgendwann wird man dann auf verschiedene Communitys stoßen. Manche werden deine Meinung und Werte teilen, andere weniger. Diese sind vor allem auf Twitter sehr aktiv. Am besten man erstellt daher einen Twitter-Account, folgt den Communitys, die das Interesse geweckt haben und tritt auch in Kontakt. Dort lernt man dann die wichtigsten Skills. Im Normalfall geben die Mitglieder:innen einander Tipps und warnen vor möglichen Risiken. Es ist auch gar nicht notwendig, sofort NFTs zu kaufen. Wichtiger ist, sich mit anderen auszutauschen.