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„Starmania“ geht aufgefrischt in die nächste Staffel und sieht trotzdem alt aus

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Von: Christian Kisler

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Montage: Melissa Naschenweng, Lili Paul-Roncalli, Philipp Hansa, Arabella Kiesbauer, Josh.
Melissa Naschenweng ist eine der Gastjuror:innen bei „Starmania22“. Fix immer dabei: Lili Paul-Roncalli, Philipp Hansa, Arabella Kiesbauer und Josh. © Hans Leitner/ORF/Thomas Niedermüller/Action Press/PictureDdesk/BuzzFeed Austria

„Starmania“ geht in die nächste Runde, nachdem die Casting-Show 2021 nach zwölf Jahren wiederbelebt wurde. Gleich bei der zweiten Staffel des Neustarts gibt es Änderungen, nicht nur was die Besetzung der Jury anbelangt.

Michael Tschuggnall. Verena Pötzl. Nadine Beiler. Oliver Wimmer. Und zuletzt Anna Buchegger. Was sagen uns diese Namen? Nicht soviel, wie sie sollten, fürchte ich. Sie alle haben jeweils eine Staffel von „Starmania“ gewonnen, von der Saison 2002/2003 bis 2008/2009 und dann nach zwölf Jahren Pause 2021 wieder. Die Sieger:innen selbst sind selten besonders weit gekommen, manche dümpeln nach wie vor in einer Art verkrachten Künstler:innen-Existenz dahin, andere wiederum haben aufgegeben und sogenannte „anständige“ Berufe ergriffen.

„Starmania“-Sieger:innen waren selten erfolgreich

Von den Tausenden und Abertausenden, die sich bei „Starmania“ beworben haben und womöglich auch noch Runde um Runde weitergekommen sind, haben lediglich zwei eine nennenswerte und letztlich langanhaltende Karriere im Pop-Business gemacht. Beide haben jeweils „nur“ den zweiten Platz belegt. Christina Stürmer wurde tatsächlich zum Star, auch im benachbarten Deutschland, einem heißumkämpften und zehnmal so großen Markt wie der österreichische. Mit einem Team, das auf Christina Stürmers Authentizität setzte, gelang ihr recht schnell der Aufstieg. Der Stern des Gewinners der ersten Staffel, Michael Tschuggnall, verblasste hingegen recht schnell. Heute arbeitet er an der Uni Innsbruck am Institut für Informatik als wissenschaftlicher Mitarbeiter.

Tom Neuwirth kennt man heute als Conchita Wurst, der Weg zum Ruhm als Gewinnerin des Eurovision Song Contest war aber lang und steinig. Ursprünglich nahm er an der dritten Staffel von „Starmania“ teil, belegte den zweiten Platz hinter Nadine Beiler. Danach wurde er vom ORF in eine Boyband mit anderen „Starmania“-Kandidaten gesteckt, die es nicht einmal ein halbes Jahr gab, und verschwand in der Versenkung. Bis er eben wie Phönix aus der Asche als bärtige Diva wieder emporstieg und 2014 eben den Song Contest gewann. Ah ja, einer noch aus der ersten Staffel: Lukas Permanschlager, Platz acht, wurde als Lukas Perman ein recht erfolgreicher Musical-Darsteller. Aber eben kein Pop-Star.

Das Votingsystem von „Starmania“ ist ein Graus

Doch sonst? Fehlanzeige. Selbst die jüngste Gewinnerin von „Starmania 21“, Anna Buchegger, gibt sich nicht einmal ein Jahr nach ihrem Sieg desillusioniert und widmet sich kleinen musikalischen Projekten, bei denen sie freie Hand hat. Das ist ja auch das Problem an der ORF-Casting-Show: Junge, hoffnungsvolle Menschen bewerben sich für den Gesangswettbewerb, werden in seltsame, nicht zu ihnen passende Outfits gesteckt und haben nur bedingt Mitspracherecht bei der Songauswahl. Dazu kommt ein denkbar kompliziertes Votingsystem gepaart mit einem mit 64 Kandidat:innen Starter:innenfeld und einer Jury, an deren Kompetenz man berechtigte Zweifel anmelden kann.

Dem will der ORF entgegenwirken und hat beispielsweise seine Jury komplett umgebaut. Zu Artistin und Model Lili Paul-Roncalli gesellen sich Sänger Josh. Und ein Reigen an Gastjuror:innen, etwa Melissa Naschenweng aus dem volkstümlichen Bereich oder Marco Wanda von, genau, Wanda. Kommentiert wird von Philipp Hansa von Ö3, moderieren wird Arabella Kiesbauer - wer sonst, war sie doch schon vor 20 Jahren dabei. Mich wundert es ja ein bisschen, dass der ORF nicht darauf hinweist, dass vor zwei Jahrzehnten schon die erste Staffel über die Bildschirme gelaufen ist. Möglicherweise befürchtet man, dass man auf diese Weise alt wirkt. Was man ja auch ist.

Das „Starmania“-Starter:innenfeld wurde reduziert

Löblicherweise ist das völlig unübersichtliche Starter:innenfeld von 64 auf 48 Teilnehmer:innen reduziert worden, allerdings kennt sich bei dem angeblich vereinfachten Punktevergabesystem nach wie vor wirklich niemand aus. Ich versuch es und zitiere aus der Pressemitteilung des ORF: „Nach jeder Einzelperformance bewertet die Jury die Gesangsdarbietungen der Kandidat:innen. Jede Jurorin und jeder Juror kann dabei in den Auftaktshows je einmal ein ‚Star-Ticket‘ vergeben und so entscheiden, wer direkt in die nächste Runde einziehen darf. Das Publikum hat mittels Televoting die Möglichkeit, drei Kandidat:innen in die erste Finalshow zu wählen. Die Jury entscheidet außerdem durch ein ‚Jury-Ticket‘ gemeinsam über das Weiterkommen eines weiteren ‚Starmaniacs‘.“ Verstanden? Ich auch nicht ganz.

Eine Neuerung ist allerdings nicht von schlechten Eltern, wobei der ORF den privaten TV-Sendern aus Deutschland einfach Jahre hinterherhinkt. Was etwa bei „The Voice of Germany“ seit Start der Show im November 2011 selbstverständlich ist, ermöglicht man bei „Starmania 22“ zumindest bei den letzten drei der neun Folgen: Die Nachwuchssänger:innen werden von einer Live-Band begleitet. Vorbei also die Zeiten, als die Casting-Show eher wie Karaoke für Fortgeschrittene gewirkt hat. Start ist relativ bald, am 4. März geht‘s los. Ich bin gespannt, ob auch diesmal die oder der Gewinner:in wenig später in der Versenkung verschwinden wird.

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