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Die neue Staffel von „Starmania“ hat nicht das Zeug, mich zum größten Fan der Show zu machen

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Von: Christian Kisler

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Juror:innen Josh. und Lili Paul-Roncalli, Moderatorin Arabella Kiesbauer und Kommentator Philipp Hansa
Juror:innen Josh. und Lili Paul-Roncalli, Moderatorin Arabella Kiesbauer und Kommentator Philipp Hansa sind fix in jeder Folge der neuen „Starmania“-Staffel. © Hans Leitner/ORF/Buzzfeed Austria

Es wird ernst mit „Starmania“, der größten Castingshow Österreichs. Was für manche ein erstes Highlight in diesem Jahr ist, klingt für andere wie eine Drohung. Was ist es wirklich? Meine 2Cents dazu

Es sind ja nur neun Folgen, man könnte sie auch ignorieren, wenn man davon verschont werden will. Aber irgendwie kommt man nicht daran vorbei, die Werbetrommel wird nur allzu laut gerührt, selbst auf FM4 wird die Show kommentiert. Die Rede ist von „Starmania“, der Castingshow, die zwölf Jahre lang ruhen durfte, 2021 wiederbelebt worden ist und jetzt in die sechste Staffel geht. Eine Show für die ganze Familie, in der es im Gegensatz zu „Deutschland sucht den Superstar“ keine Figur wie Dieter Bohlen gibt, die imstande ist, Kandidat:innen zu psychischen und körperlichen Wracks zu machen. Freilich gab es in den frühen Staffeln mit Falco-Entdecker Markus Spiegel eine ähnliche Gestalt. Er saß nicht nur in der Jury, sondern hielt auch jede Folge eine Rede „Zur Lage der Starnation“. Das war zwar selbstgefällig wie nur was und in Wahrheit ein Wegschaltimpuls, seine Kommentare gingen im Gegensatz zu denen von Bohlen aber nie unter die Gürtellinie. Heute weiß kein junger Mensch mehr, wer Markus Spiegel überhaupt ist.

Arabella Kiesbauer ist die Konstante von „Starmania“

Moderatorin Arabella Kiesbauer hingegen ist die ewige Konstante im „Starmania“-Universum, hat sie die Show doch schon vor 20 Jahren moderiert. Meine Güte, 20 Jahre, damals hatten die meisten Menschen noch Röhrenfernseher und, wenn überhaupt, eine Internetverbindung, die so langsam war, dass man sich getrost einen Kaffee machen konnte, während ein Bild lud. Wie auch immer, Kiesbauer besticht durch eine dezent aufdringliche und den Kandidat:innen gegenüber sehr körpernahe Art der Moderation. Dass sie alle aufrichtig lieb hat, will ich ihr gar nicht absprechen, aber muss sie ihr eigentlich wildfremden Menschen derart nah auf den Leib rücken? Gut, das ist dank COVID-19 ohnehin Geschichte, jetzt gilt es Abstand wahren. Ansonsten ist Arabella Kiesbauer freilich eine grundsympathische Person, die bei ihrer Fragestellung halt öfter einmal die Fremdschamgrenze übertritt.

Gut möglich, dass ich nicht der größte Fan der Sendung bin, seit in der ersten Staffel nicht Christina Stürmer, sondern der längst vergessene Michael Tschuggnall das Finale für sich entscheiden konnte. Ähnlich wie beim Song Contest geht es bei einer Show wie „Starmania“ ohnehin weniger um die Musik, sondern um das Spektakel, die Inszenierung, letztlich die Quote. Nur dass das niemand den meist recht jungen Teilnehmer:innen sagt, die aus allen Bundesländern und darüber hinaus mit großen Hoffnungen und manchmal sogar ebensolchem Talent anreisen. Das musste sogar Nadine Beiler, Gewinnerin der dritten Staffel 2007, in einem Interview mit der Kleinen Zeitung erkennen: „Heute weiß ich: Für den ORF ist es eine Quoten-Show, für ihn bedeuten wir Kandidat:innen als Menschen nichts.“ Für mich abgeklärten alten Sack keine große Überraschung, für eine junge Frau aus Tirol, die von der großen Karriere träumt, womöglich schon.

Die Jury von „Starmania“ gibt Rätsel auf

Rätsel gibt mir jedenfalls die Zusammensetzung der Jury auf. Zu dritt werden sie sein, zwei fix, ein Mitglied wechselt Woche für Woche. Die 23-jährige Lili Paul-Roncalli stammt aus der gleichnamigen Zirkusfamilie, ist ihren Wurzeln treu geblieben und Artistin geworden. Und modelt. Mit Musik hat sie eigentlich wenig bis gar nichts am Hut. Hm. Sänger Josh. (mit Punkt, ganz wichtig), wiederum schreibt seine Songs tatsächlich selbst und konnte mit „Cordula Grün“ einen wirklich fetten Hit landen. Ich persönlich find ihn ja so prickelnd wie eine Scheibe ungeröstetes Toastbrot ohne Belag, aber Geschmäcker sind halt verschieden. Dass sich Josh. recht schamlos von der Band Wanda inspirieren hat lassen, kann er aber nicht wirklich leugnen.

Wovon sich die erste Gastjurorin so inspirieren hat lassen, kann ich nicht wirklich sagen. Tina Naderer kommt aus der Nähe von Wien, singt aber „Wie krass du bist“ oder von der „Sonnenallee“, eigentlich nicht sehr österreichisch. Die Sonnenallee liegt bekanntlich in Berlin, das Video dazu wurde eindeutig am Wiener Donaukanal gedreht. Noch einmal: Hm. Verkauft wird sie uns als Popstar, wovon sie halt doch noch ein bisschen entfernt es. Aber hey, immerhin hat sie schon 2017 bei „Voice of Germany“ teilgenommen und es ins Team von Yvonne Catterfeld geschafft. Und sie tritt regelmäßig vor etwa 500 Zuschauer:innen auf. Das ist heutzutage nicht nichts.

Das muss die Gewinnerin oder der Gewinner der neuen Staffel erst einmal hinbekommen. Leicht wird es nicht. In 20 Jahren haben eigentlich nur zwei ehemalige Kandidat:innen fette Karriere gemacht: Christina Stürmer und Tom Neuwirth als Conchita Wurst, allerdings mit langer Anlaufzeit. Beide haben „Starmania“ bekanntlich nicht gewonnen.

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