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Der Beef zwischen Taylor Swift und Damon Albarn ist vielleicht gar keiner

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Von: Christian Kisler

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Montage: Taylor Swift, Damon Albarn
Taylor Swift und Damon hatten einen Beef - an dem Letzterer Schuld hatte. © Elizabeth Goodenough/Everett Collection/Matt Crossick/PA/APA-PictureDesk

Damon Albarn, Chef der Gorrilaz und von Blur, hat in einem Interview abgestritten, dass Taylor Swift ihre Songs selbst schreibt. Worauf diese zurecht zornig reagiert hat. Aber was steckt hinter dem Beef zwischen altem, weißen Mann und jungem Popstar?

Als Damon Albarn als Sänger und Songwriter der Band Blur im August 1995 das erste Mal mit dem Song „Country House“ auf Platz eins der britischen Charts ist, ist er 27 Jahre alt. Taylor Swift, am anderen Ende des Atlantiks zu Hause, ist damals fünf, ihren sechsten Geburtstag feiert sie erst ein paar Monate später, im Dezember. Damon Albarn könnte also rein rechnerisch Taylor Swifts Vater sein, locker. Seine tatsächliche Tochter Missy kommt erst 1999 zur Welt, zehn Jahre nach Taylor, das nur nebenbei.

Mit Blur war Albarn neben den Gallagher-Brüdern von Oasis und Pulp-Frontmann Jarvis Cocker in den 1990ern so etwas wie der König des Brit Pop, ein Phänomen mit Ablaufdatum. Er schaffte es, sich mit der Comic-Band Gorrillaz erfolgreich davon zu befreien, ebenso mit seinen diversen Projekten und Alleingängen. Bei denen frönte er seiner Liebe zu westafrikanischer Musik ebenso wie er die Landschaft Islands, seines Zweitwohnsitzes, als Inspiration sah. Kurzum, ihm war es gelungen, dem Ruf des Relikts vergangener Tage zu entrinnen. Für Skandale oder ätzende Sprüche - außer einst im Streit mit Oasis - ist er nicht bekannt, im Gegenteil. Er engagiert sich für mehrere wohltätige Zwecke, ist politisch aktiv und auch sonst ein Guter. Bis jetzt.

Interview mit Damon Albarn nimmt seltsamen Ausgang

Schuld daran ist ein Artikel in der Los Angeles Times, eigentlich auch er selbst. Als die Sprache auf sein Klaviersolokonzert für den Disney-Channel kam, betonte er, dass erst in der minimalistischen Darbietung die wahre Güte eines Songs zu erkennen wäre. Und dass dies moderne Musik kaum schaffen würde. Der Interviewer fragt nach, ob er denn glaube, dass sich viele moderne Musiker:innen lediglich auf Sound und Auftreten verlassen. Damon: Nenne mir jemanden, der das nicht macht. Interviewer: Sie entspricht vielleicht nicht deinem Geschmack, aber Taylor Swift ist eine exzellente Songschreiberin. Damon: Sie schreibt ihre Songs nicht selbst.

Autsch. In weitere Folge wird debattiert, ob es genau so zählt, wenn man wie Taylor Swift „nur“ Co-Songwriter:in ist - in Damon Albarns Augen nicht. Aber, und das ist für den weiteren Verlauf bedeutend, das sei nur bedingt wichtig. Er wolle über niemanden herziehen, sondern nur betonen, dass es einen großen Unterschied mache, ob man einen Song schreibt oder lediglich als Co-Schreiber:in in Erscheinung tritt. „Das bedeutet nicht, dass das Ergebnis nicht großartig sein kann. Manche der tollsten Sänger:innen - ich meine, Ella Fitzgerald hat in ihrem Leben keinen einzigen Song geschrieben.“ Dann erzählt er noch, dass ihm gefällt, was Billie Eilisch und ihr Bruder machen. Das ziehe ihn mehr an als Taylor Swift. Okay, Geschmäcker sind halt verschieden.

Taylor Swifts Reaktion kommt prompt

Was mach die L.A. Times daraus? Sie bewirbt das Interview mit Damon Albarn mit folgendem Tweet: „Billie Eilish? - ‚Ich finde sie außergewöhnlich.‘ Taylor Swift? - ‚Sie schreibt ihre Songs nicht selbst‘“.  Was fällt uns auf? Richtig, aus journalistischer Verknappung wird Verzerrung. Und auch wenn Damon sich ungeschickt, Tatsachen leugnend wie jene, dass Taylor sehr wohl Songs auch alleine schreibt, ausgedrückt hat: SO hat er das dann doch nie gesagt. Taylor Swifts Reaktion auf den alten weißen Mann folgt auf dem Fuß, zu Recht: „Ich war so ein großer Fan von dir, bis ich das gesehen habe. Ich schreibe ALL meine Songs. Dein Kommentar ist komplett falsch und SO rufschädigend. Du musst meine Songs nicht mögen, aber es ist wirklich beschissen, mein Schreiben in Verruf zu bringen. WOW.“

Zumal ja Damon selbst ein Co-Writer vor dem Herrn ist, sieht man sich etwa die Credits auf den alten Blur-Platten an. Und er hätte nur einen Blick ins Booklet etwa von Taylors Album „Fearless“ machen müssen. Von dreizehn Songs ist sie bei sieben als alleinige Songschreiberin aufgelistet. Das war gelinde gesagt unnötig, auch wenn die zugespitzte Art des Tweets der L.A. Times bestimmt zusätzlich Öl ins Feuer gegossen hat. Natürlich hat er reagieren müssen und dann einen Entschuldigungs-Tweet abgesetzt: „Ich stimme dir vollkommen zu. Ich hatte eine Unterhaltung über Songwriting, die traurigerweise überspitzt worden ist, um Clicks zu generieren. Ich entschuldige mich uneingeschränkt und bedingungslos. Das Letzte, was ich tun wollte, war dein Songwriting in Verruf zu bringen. Ich hoffe, du verstehst.“

Bleibt zu hoffen, dass das ein Sturm im Wasserglas war und sich die beiden bald wieder lieb haben. Am besten, sie machen jetzt eine gemeinsame Platte. Als gegenseitige Co-Songwriter.

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