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Ein ORF-Manager wünscht Viktor Orban einen Herzinfarkt und sorgt für diplomatische Verwicklungen

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Von: Christian Kisler

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Montage: Das ORF-Logo für der Sendeanstalt am Küniglberg, Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban
Ein ORF-Manager hat Ungarns Ministerpräsidenten Viktor Orban einen Herzinfarkt gewünscht. © Robert Newald/Emmanuel Dunand/AFP/APA-PictureDesk/BuzzFeed Austria

Viktor Orban führt die EU derzeit an der Nase herum. Ein ORF-Manager hat ihm deswegen einen Herzinfarkt gewünscht. Das führt zu Spannungen in diplomatischen Kreisen.

Seit 100 Tagen herrscht in der Ukraine ein von Russland geführter Angriffskrieg auf das ganze Land. Ein Krieg, der die gesamte Welt erschüttert. Die Mitgliedsstaaten der EU konnten sich recht schnell auf Sanktionen gegen Russland einigen. Alle Mitgliedstaaten? Nicht wirklich. Einer hat von Anfang blockiert und hat gerade erst das eigentlich schon fixierte sechste Sanktionspaket mit einem Veto blockiert: Ungarns Ministerpräsident und Regierungschef Viktor Orban.

Schon davor hatte er Waffenlieferungen an die Ukraine verweigert und untersagt, dass andere Staaten diese über ungarisches Territorium liefern. Außerdem erteilte Orban zunächst dem Ölembargo eine Absage, jetzt passten ihm die Sanktionen gegen das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill, nicht.

Viktor Orbans Verhältnis zur EU ist schon lange nicht unbedingt das Beste, um es vorsichtig zu formulieren. Das fängt mit der Veruntreuung von EU-Geldern an und hört mit Kampagnen gegen die LGBTQIA+-Gemeinde nicht auf - Letztere ausgelöst durch ein Märchenbuch mit queeren Prinzen und Trans-Bambis. Ich bitte dich, wir leben in den 20er-Jahren des 21. Jahrhunderts. Dass Orban vor allem außerhalb Ungarns nicht unbedingt auf viel Gegenliebe stößt, ist so gesehen nicht überraschend.

Ein ORF-Manager schlug auf Facebook über die Stränge

Das führt auch zu Reaktionen vor allem im Internet, die dann doch unnötig sind - vor allem, wenn sie von einer Person wie Karl Pachner kommen, ORF-Manager und Geschäftsführer von ORF online und dem Teletext. Eine verantwortungsvolle Position also. In einem mittlerweile gelöschten Posting auf Facebook regte er sich vor allem über Viktor Orbans Nähe zu Russland auf und schrieb: „Ein Herzinfarkt wäre bei seiner Körperfülle und seinem Erregungspotenzial schon eine faire Sache!“ Nicht nur überzogen, sondern auch ziemlich unnötig. Für die FPÖ ein gefundenes Fressen. Sie sprach von einem „Eklat“ und einer „Entgleisung“ und forderte umgehend Pachners Rücktritt von all seinen Funktionen.

Wie gesagt, das betroffene Posting hat Pachner mittlerweile gelöscht und dafür eine ausführliche Entschuldigung gepostet. Unter anderem heißt es darin: „Natürlich ‚wünsche‘ ich mir nicht den Tod Orbans, wie aus meinem sarkastischen Text heute von manchen Facebook-Nutzer:innen herausgelesen wurde. Tatsächlich wünsche ich niemandes Tod, weshalb es mich auch so sehr berührt, was sich derzeit in der Ukraine ereignet und was mich zu einer emotionalen, bedauerlichen und unbedachten Formulierung hingerissen hat.“ Nachsatz: „Ich bedaure das gegenständliche Posting zutiefst.“

Ungarn ist Pachners Entschuldigungs-Posting allerdings zuvor gekommen und hat darauf den österreichischen Botschafter Alexander Grubmayr ins Außenministerium in Budapest zitiert. Schließlich hätte Pachner Orban „den Tod gewünscht“. Eine „grobe, tief erschütternde, skandalöse Äußerung“, für die das ungarische Außenministerium eine Erklärung vom österreichischen Botschafter forderte, wie es in einer Aussendung hieß.

Für den ORF und das Außenministerium ist das Posting gegen Viktor Orban Privatsache

Das österreichische Außenministerium reagierte prompt. Zwar werde Botschafter Grubmayr den Termin wahrnehmen, allerdings handle es sich dabei „um einen privaten Facebook-Account, der in keinem Zusammenhang mit dem offiziellen Österreich steht.“ Jedoch: Das Posting sei selbstverständlich und „zweifelsohne geschmacklos und völlig inakzeptabel“.

Auch Pachners Arbeitgeber, der ORF distanzierte sich von dem Manager. Das Medienimperium stieß in eine ähnliche Bresche wie das Außenministerium und betonte, es sei eine „private Meinungsäußerung eines Mitarbeiters auf dessen persönlicher Facebook-Seite, die natürlich in keinem Zusammenhang mit der redaktionellen Berichterstattung der unabhängigen und weisungsfreien Redakteur:innen steht“.

Ob es disziplinarische Konsequenzen für Pachner geben wird, steht noch nicht fest. Für Europas Rechte, allen voran natürlich Viktor Orban, ist der Kommentar des ORF-Managers natürlich Öl ins Feuer. So wird deren Verachtung für die Grundwerte des Westens nur allzu leichtfertig angeheizt. Ein Jammer.

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