1. BuzzFeed.at
  2. Buzz
  3. Popkultur

Wiener Hip-Hop-Legende Paul Dworacek gestaltet sein größtes Masterpiece

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Sophie Marie Unger

Kommentare

Künstler Paul Dworacek vor Graffitis und das Graffiti mit der Stadt Tokio beim Moxy Hotel am Flughafen Wien.
Künstler Paul Dworacek erschafft ein 600m2 großes Kunstwerk. © Instagram/Dworacek/David Nebojsa Vasic

Paul Dworacek lebt seit rund zweieinhalb Jahren am Flughafen, um im Innenhof eines Hotels ein gigantisches Graffiti zu erschaffen.

Der Flughafen Wien-Schwechat ist nicht unbedingt der schönste Fleck, den Österreich so zu bieten hat. Neben grauen Garagen und übergroßen Werbeflächen ist wohl der unkonventionelle Billa - in Form einer Röhre - das höchste der künstlerischen Gefühle. Das könnte sich aber schon bald ändern, denn Artist Paul Dworacek ist da an etwas Großem dran. Genau genommen gestaltet er ein 600 m2 großes Outdoor-Kunstwerk im Innenhof des Moxy Hotel am Flughafen Wien. BuzzFeed Austria hat den Künstler getroffen und mit ihm über das Projekt geplaudert.

Um was geht‘s überhaupt?

Beim ersten Zusammentreffen von Moxy-Manager Michael Dorfer und Paul Dworacek war zunächst nur eines klar: Das Areal gleicht einem Krankenhaus und das ist irgendwie nicht so leiwand. Das Moxy Hotel Vienna Airport - ein Ableger der Marriott-Hotelkette - steht nämlich eigentlich für Lebendigkeit, Emotion und Internationalität. Vier Monate tüftelte Paul am Konzept „Moxy Around the World“, um genau jenes Feeling an die Wände des Hinterhofs zu bringen. „Bei der Präsentation meines Konzepts waren fünf Minuten lang alle still“, erzählt Paul. Doch der Plan - die Illustration der Städte Tokio, New York, London, Paris, Amsterdam und Wien - ging gut auf und so startete Paul am 12. Februar 2019 bei Regenwetter mit der Umsetzung. „London war die erste Skizze, mit der ich begonnen habe, deshalb war das dann auch jene Stadt, bei der ich die ersten Linien an der Wand zog“, sagt Paul zum Start.

Wie läuft so ein Sprüh-Tag ab?

Seither lebt der Künstler im Hotel am Flughafen. Bereits frühmorgens - im Sommer kann‘s schon mal 6 Uhr sein- beginnt er mit dem Sprayen. Angefangen vom Gerüst über die zig Dosen bis hin zu Maske und Sketches: alles wird zunächst mal rausgeräumt und ordentlich vorbereitet. Dann geht‘s zur Sache: Je nach Wetter, Zustand und Befindlichkeit überträgt Paul die Sketches in bis zu sechs Meter Höhe auf die Wand des Innenhofs. Fünf Tage die Woche und das seit zweieinhalb Jahren. Im Sommer 2022 soll das Werk dann fertig sein.

Welche künstlerischen Schwerpunkte gibt es?

„Ich habe immer eine historische Spiegelung gemacht - das beutet London so darzustellen, wie es damals ausgeschaut hat und so, wie es heute aussieht“, erklärt Paul. Dabei ist ihm wichtig, ein Gleichgewicht zwischen Altem und Neuem zu schaffen, was er im Falle Londons mit dem Wahrzeichen der London Bridge gut hinbekommen hat. Ähnlich verhält es sich mit den Straßen in Amsterdam - eine Brücke verbindet die Straßen der 30er Jahre mit den heutigen Straßen der Stadt. Das Konzept spiegelt sich dabei auch in den Farben und im Style wider. Grundsätzlich möchte er damit auch das „kulturelle und geschichtliche Denkvermögen der Menschen ankurbeln“.

In einigen Figuren findet man auch Selbstporträts des Künstlers. In Amsterdam etwa verewigte sich Paul im Abbild eines Matrosen, während er in Paris eine originale Fotovorlage, die Paul auf einem Geländer sitzend zeigt, benutzte. Generell lässt er sich gerne von alltäglichen Gegenständen inspirieren. Der Schriftzug von Paris entstand etwa in Anlehnung an die französische Papillone Praline und ihre Schmetterlingsform.

Was hat das Kunstwerk mit „Insta-Spots“ zu tun?

Dass das Kunstwerk nicht eindimensional ist, zeigt Pauls klare Absicht zur Interaktivität. Er möchte dabei vor allem auch junge Leute ansprechen und mit „Insta-Spots“ zu Austausch und Kommunikation anregen. Doch wie kann ein Graffiti regelrecht lebendig werden? „In Paris sitzt eine Burlesque-Tänzerin auf einer Schaukel, deren Seile in den ersten Stock des Hotels hochgehen und wenn du dort das Fenster öffnest, kannst du die Frau auf der Schaukel halten.“ Diese Funktionalität findet man aber auch in New York wieder. „Dort gibt es eben King Kong, dessen Hand ich genau unter dem Fensterbrett platziert habe. Das heißt, wenn du dieses Zimmer buchst, wirst du von King Kong gehalten.“ Das wollten wir doch alle schon mal, oder?

Wo gab‘s Struggles?

Die Pandemie hat es Künstler:innen in den vergangenen Jahren nicht unbedingt leicht gemacht. Auch Paul struggelte, nachdem einige krasse Projekte und Ausstellungen abrupt ins Wasser fielen und auch der lahmgelegte Flughafen-Betrieb Ungewissheit mit sich brachte. Umso schöner ist es daher zu sehen, dass das gigantische Moxy-Graffiti trotz allem steht und Tag für Tag weiterwächst. Und umso schöner ist es, dass sich weitere Projekte des vielfältigen Artists in der Pipeline befinden - also stay tuned.

Auch interessant

Kommentare