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„Queer Eye“ ist die Show, die wir uns in der Pandemie verdient haben

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Von: Helena Dimmel

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Queer Eye - Cast im Vergnügungspark
„Queer Eye“ beweist, dass wir alle ein bisschen Gay Love brauchen. © IMAGO/ZUMA Press/Netflix

Fünf twerkende gute Feen, die meinem Leben ein komplettes Make-Over verpassen? Yes please.

Mal ehrlich: Wann warst du zum letzten Mal nett zu jemandem? Und wann war das letzte Mal jemand nett zu dir? Nicht deine Mama, auch wenn das natürlich auch super ist. Ich meine eine komplett fremde Person. Seit zwei Jahren schlagen wir uns mit diesem Corona-Scheiß herum. Jeder ist irgendwie nicht so ganz auf der Hechn, jeder hat sein Packerl zu tragen, das durch die Pandemie noch zusätzlich schwerer wurde. Die einen schleppen ihre Depression mit sich herum, die anderen haben den „falschen Beruf“ gewählt und kämpfen mit der Armutsgrenze. Kurz gesagt: Wir strugglen. Es geht uns nicht gut. Was da hilft? Meine Kollegin hat es letztens schon mal beteuert: Wir sollten alle viel netter zueinander sein.

Es ist einfach nice, wenn man nett ist

Enter: „Queer Eye“. Die Netflix-Serie handelt von den „Fab Five“, das sind fünf flashy, fabulous Gay People (vier selbst definierte Männer und eine Non Binary-Person), die plötzlich als gute Feen im Leben von ganz normalen Menschen auftauchen. Sie versprühen Glitzer, twerken durchs Wohnzimmer und bringen Einhorn-Vibes in den grauen Alltag. Als Spezialist:innen in ihrem jeweiligen Fach widmen sie sich mit viel Empathie und Begeisterung pro Episode einem einwöchigen Komplett-Life-Make-Over. Die Serie ist wie ein realer Disney Film, ein wohl portioniertes Feel-Good-Movie über 10 Episoden pro Staffel hinweg. Und sie macht das wahr, was wir uns insgeheim alle wünschen, wenn wir uns in einer Lebenskrise befinden: Dass jemand kommt, ganz viel Lieeebeeeee mitbringt und sicherstellt, dass es uns wieder besser geht.

Yaaahs, Queen!

Jonathan kümmert sich um Körperpflege und Haare, hypt seine Held:innen am Friseurstuhl und gibt Pep-Talks. Anthony bezirzt die Sinne mit seinen kulinarischen Köstlichkeiten und tüftelt an Rezepten, die für die Protagonist:innen auch wirklich im Alltag umsetzbar sind. Tan schafft es als Personal Stylist, mit gezielten, kleinen Änderungen und Vorschlägen, ein angeschlagenes Selbstbewusstsein wieder aufzupolieren. Natürlich sind es keine einfachen Ziele, die sich „Queer Eye“ steckt: Oftmals liegt nur ein schmaler Grat zwischen Verbesserung und Bevormundung, nicht immer ist die Bereitschaft der Protagonist:innen da, sich zu verändern.

Dennoch gelingt es den Fab Five, mit viel Gefühl, Respekt und manchmal auch Vorsicht, einen neuen Lebens-Entwurf zu gestalten, der bei den Protagonist:innen Anklang findet. Das schöne an der Serie ist außerdem, dass eine unserer essenziellen Hemmungen einfach ausgeklammert wird: Die Distanz zu Fremden. Karamo, der Experte für Mentales und Kultur, hört einfach zu, was das Gegenüber bedrückt, und beweist, dass genau diese Überwindung, vor Fremden vulnerabel zu sein, einen großen Impact hat. Achja, und Bobby ist Interior-Designer und zaubert innerhalb einer Woche absurd schöne, rundum erneuerte Räumlichkeiten, die meist rund 20.000 Euro kosten.

„Queer Eye“ ist unverfroren gay, versteht sich als Sprachrohr der LGBTQIA+ Community und lebt das auch ohne Wenn und Aber aus. Jonathan trägt Kleider und dreht Pirouetten, Karamo shaket seinen Booty, Tan erzählt von seiner Erfahrung als werdender Vater in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung. Die Serie bemüht sich, Awareness zu schaffen, aber auch Stereotype zu relativieren. Wenn scheinbar unvereinbare Ideologien aneinander krachen, treten die Fab Five mit viel Feingefühl in den Dialog, stehen aber auch zu ihren eigenen Grenzen. Das Ergebnis ist eine Show, die immer nah am Menschen bleibt und keine Angst davor hat, ehrlich zu sein.

„Queer Eye“ ist für mich die beste Netflix-Serie

Wenn ein zerzauster Opi, der seit zehn Jahren um seine verstorbene Frau trauert, wieder lacht und sagt, er freut sich auf die Zukunft, dann hat diese Serie alles geschafft und noch viel mehr (plus ich weine jedes Mal einen Bach aus Krokodilstränen). Sie zeigt uns, wie schön es ist, nett zu Fremden zu sein. Und dass wir uns am Ende des Tage alle Hilfe holen dürfen, wenn wir sie brauchen.

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