Partnerin eines Sugar-Daddys: „Frauen sind selbst schuld, wenn sie sich Männern gratis hingeben“

Ein Frau spricht im Interview mit BuzzFeed Austria über ihren Beruf als Sugar-Babe und wie es ist, für Intimitäten mit einem Mann bezahlt zu werden.
Marla (Name von der Redaktion geändert) ist 24 Jahre alt. Seit bald drei Jahren ist sie in einer Beziehung mit einem älteren Mann. Das Fundament der Beziehung beruht jedoch nicht auf Liebe, sondern auf Geld. Marla ist nämlich ein sogenanntes „Sugar-Babe“ - eine Frau, die von einem (meist älteren) Mann für Liebe, Sex oder weiteren Intimitäten bezahlt wird.
Das ist lange keine Seltenheit mehr. Allein in Österreich gibt es einige Webseiten-Anbieter, die solche Beziehungen zwischen Interessent:innen ermöglichen. Eine intime Verbindung dieser Art hat außerdem stets unterschiedliche Gesichter - es reicht von Nachrichten schreiben bis hin zu Sexarbeit. Eine richtige Statistik der Zahlen rund um das Thema „Sugar-Babes“ und „Sugar-Daddys“ gibt es in Österreich bisher noch nicht. Marla spricht jedoch im Interview mit BuzzFeed Austria über ihre Erfahrungen und erklärt, warum den eigenen Körper zu verkaufen, auch Emanzipation bedeutet.
Was bedeutet es, ein „Sugar-Babe“ zu sein?
Ich glaube, es kann für jede:n eine unterschiedliche Bedeutung haben. Laut Definition ist es womöglich eine Frau, die für Annäherungen jeglicher Art von einem reichen Mann bezahlt wird. Aber das stimmt nicht ganz: Ich hatte schon Kontakt zu einem Mann, der war nicht reich. Der hat monatelang gespart, um junge Frauen kennenzulernen. Das war es ihm einfach wert.
Für mich ist das „Sugar-Babe“-Dasein befreiend. Es bedeutet, selbst entscheiden zu können, wann und wie viel ich arbeite. Und ganz oft höre ich Männern auch nur dabei zu, wie sie von ihrem Leben erzählen: meistens wollen sie lediglich bewundert werden. Ich werde also für etwas bezahlt, das Frauen sowieso tun.
Wie waren die Anfänge in dem „Sugar-Babe“-Business?
Ich war noch ziemlich jung, als ich mich auf der Plattform „mysuggardaddy“ angemeldet habe. Mit 21 Jahren dachte ich, dass es schwierig sein könnte, mit älteren Männern zu kommunizieren. Aber es war eigentlich oft egal, was ich gesagt habe. Sie wollten nur jemanden, der hübsch aussieht und von ihnen begeistert ist. So sind die meisten Chats abgelaufen.
Mein erstes Treffen war wirklich nett, ich war selbst überrascht. Henrik (Name von der Redaktion geändert) treffe ich auch heute noch, er ist mein langwierigster „Sugar-Daddy“. Mit ihm habe ich auch eine Art Beziehung - alle anderen habe ich eine Zeit lang getroffen. Durch das große Angebot an „Sugar-Babes“ wechseln viele nach kurzer Zeit zur nächsten.
Was genau sind die Abmachungen zwischen dir und Henrik?
Wir haben eine nicht-monogame Beziehung, die auf monatlicher Bezahlung beruht. Dafür bin ich telefonisch tagsüber immer erreichbar und wir sehen uns mindestens zweimal die Woche. Mit einbegriffen sind sanfte Berührungen und mal das ein oder andere Bussi. Für mehr körperliche Nähe muss er extra zahlen. Ansonsten bekomme ich für die Beziehung mit Henrik mindestens 6.000 Euro im Monat. Ich bin im letzten Jahr etwas mit dem Preis heruntergegangen: Die 44 Jahre Altersunterschied haben ihn anfangs besonders viel gekostet.
Was reizt dich besonders am Arbeiten als „Sugar-Babe“?
Ich werde für etwas bezahlt, was ich davor auch schon gemacht habe: Mit Männern reden, mit ihnen intim werden und sie immer gut fühlen lassen. Wieso also kein Geld dafür beanspruchen? Frauen sind selbst schuld, wenn sie sich Männern gratis hingeben.
Ansonsten finde ich, ist es wie eine Art Spiel. Ich weiß, wie ich einen Mann verführen kann. Und besonders ältere Männer sind wirklich leicht herumzukriegen. Ich versuche immer, dass sie vergessen, dass sie für mich zahlen müssen - oft gelingt es mir nicht, aber manchmal glauben „Sugar-Daddys“ schon, dass sie sich verliebt haben. Eh arm, weil sie dann besonders viel Geld ausgeben, aber meistens sitzen sie sowieso auf einem Berg an Reichtum.
Wie fühlt es sich an, für Intimitäten mit einem Mann bezahlt zu werden?
Ich verstehe, dass das nicht alle können. Aber für mich ist es nur Sex - nichts weiter. Ich finde, dass Sex viel zu viel Macht hat. Wenn ich mit alten, reichen Männern für Geld schlafen will, dann mache ich das auch. Natürlich halte ich meinen Beruf privat - nicht, weil ich mich dafür schäme, sondern weil ich mir ansonsten von fremden Frauen und Männern anhören kann, dass ich als Mensch weniger wert bin. Dabei ist mein Beruf, für mich, reine Emanzipation.
Ab wann eine Beziehung beginnt, ist somit von unterschiedlichen Seiten zu beantworten. Der Beginn von Fremdgehen, ist jedoch schon etwas schwieriger: Umarmung, Flirt oder Sex: Ab wann spricht man von Fremdgehen?