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Österreichs größtes Fußballmedium boykottiert Herren-WM in Katar

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Von: Johannes Pressler

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Fußballstadion in Katar.
Eines der Stadien in Katar, wo ab November um den WM-Titel gekickt werden soll. © Christian Charisius/ dpa/APA-PictureDesk

Das österreichische Fußballportal „abseits.at“ wird nicht über die Fußball-WM berichten. Grund sind die Menschenrechtsverletzungen in Katar.

Während die Frauen bei der Fußball-Europameisterschaft in England für Begeisterung sorgen, ist es auch bis zur zweiten großen Fußballveranstaltung in diesem Jahr nicht mehr lange: die Weltmeisterschaft der Herren. Am 22. November findet dazu in Katar der Ankick statt. Aufgrund der vielen kritischen Umstände, wie es zu diesem Turnier auf der arabischen Halbinsel kam, wagt nun das größte Fußballportal Österreichs einen mutigen Schritt. „abseits.at“ wird über die Herren-WM nicht berichten.

„abseits.at“ boykottiert Fußball-WM in Katar

„abseits.at“ bezeichnet sich auf ihrer Webseite als das „Fußballportal mit der größten Redaktion Österreichs“. Gemeint ist damit die große Plattform von „abseits.at“, auf der User:innen auch selbst verfasste Fußballartikel einreichen können. Anstatt die eigene Reichweite zu nutzen und umfassend über die in nicht einmal vier Monaten beginnenden Herren-WM in Katar zu berichten, hat man sich jetzt dazu entschieden, einen anderen Weg einzuschlagen. Das gab „abseits.at“ am 21. Juli in einem Statement bekannt.

Heute in vier Monaten beginnt die Weltmeisterschaft 2022 in Katar. Über die Probleme und Gräuel rund um diese WM kann niemand hinwegsehen. Die Medien sind voll von erschreckenden Berichten, Fans rufen in den Stadien zum Boykott auf. Wir von „abseits.at“ haben uns dazu entschlossen, die Weltmeisterschaft zu boykottieren und nicht darüber zu berichten.

Fußballportal „abseits.at“

Konkret geht es dabei um die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen, die bei den Vorbereitungsarbeiten für die erste Fußball-WM in Katar stattgefunden haben. Laut dem deutschen Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ und der Menschenrechtsorganisation Amnesty International sollen seit 2010, als Katar die Weltmeisterschaft vergeben wurde, um die 15.000 Gastarbeiter:innen aufgrund der Arbeitsbedingungen ums Leben gekommen sein. Nachdem die Kritik schon länger bekannt war, gaben die Organisatoren des Turniers vor wenigen Monaten die Ausbeutung sogar offiziell zu. „abseits.at“ zückt nun die Rote Karte, Berichte über die Herren-WM wird man auf ihrer Webseite vergeblich suchen.

„abseit.at“-Chefredakteur reiste nach Katar

Die Entscheidung von „abseits.at“, die Fußball-WM in Katar zu boykottieren, war definitiv keine spontane Entscheidung aus dem Bauch heraus. Im Gegenteil, denn „abseits.at“-Chefredakteur Daniel Mandl reiste im Jänner sogar selbst durch Katar, um sich ein eigenes Bild von dort zu machen. Er sei vor allem von der Angst, die in der Luft liege, schockiert gewesen. Schon beim ersten Stadion, dass er filmen wollte, soll er von einem lokalen Aufseher mit Polizei, Verhör und Gefängnis bedroht worden sein. Partystimmung, wie wir sie von der derzeitigen Frauen-EM in England gewohnt sind, sieht anders aus.

Menschenrechtsverletzungen wie jene bei der Fußball-WM in Katar sind nur ein weiterer Beweis, dass man Sport und Politik nicht einfach trennen kann.

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