Angst um Getreideversorgung? 210.000 Tonnen Brot landen in Österreich jährlich im Müll

Jährlich landen tonnenweise Brot im Müll, weltweit bangt man um die Getreideversorgung.
„Jeder sagt, es ist schade, aber keiner tut was“, sagt der Mann im Video, während er händevoll Brot auf den Berg aus Gebäck hinter sich wirft. Das meiste davon sei essbar - und wird entsorgt. Der Ausschnitt aus der ORF-Reportage „Am Schauplatz“ über den ehemaligen österreichischen Supermarkt Merkur zeigt erschreckend, wie viele Getreideprodukte tagtäglich von großen Lebensmittelhändlern weggeworfen werden.
Der Beitrag ist aus dem Jahr 2016 - aber hat sich seitdem etwas geändert? BuzzFeed Austria hat vor Ort in einer FIlilale des Bäckers „Anker“ nachgefragt und vorerst keine direkte Antwort erhalten.
Studie aus 2020: 28 Prozent des Haushaltsmülls ist Brot
210.000 Tonnen Brot werden in Österreich jährlich weggeschmissen, so das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK). Nicht nur die Industrie trägt allerdings an der Verschwendung Schuld. Laut einer 2020 von der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien veröffentlichten Studie landen in Österreich jährlich eine Million Tonnen Lebensmittel im Müll - davon kommt die Hälfte aus privaten Haushalten. „Bis zu 133 Kilogramm an genussfähigen Lebensmitteln und damit zwischen 250 und 800 Euro landen jährlich pro Haushalt im Müll. Dabei werden erstmals neben dem Restmüll auch Schätzungen anderer Entsorgungswege, wie Biomüll, Kompost, Kanal und Verfütterung an Tiere mit einbezogen“, so Gudrun Obersteiner vom Institut für Abfallwirtschaft. Ein Drittel des Mülls (28 Prozent) beläuft sich dabei auf Brot und Backwaren.
Weltweit steigt die Angst um die Getreideversorgung
Global werden fast dreißig Prozent des jährlich konsumierten Weizens in der Ukraine produziert. Der russische Angriffskrieg birgt also neben vielen anderen desaströsen Auswirkungen auch eine Gefahr für die globale Getreideversorgung: Seit Monaten steckt ein Großteil der ukrainischen Exporte in Silos fest. Vor allem für Millionen Menschen auf dem afrikanischen Kontinent und im Nahen Osten hängt die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln davon ab, wie sich der Konflikt entwickelt. Russland und die Ukraine haben mit den Vereinten Nationen und der Türkei gestern erstmals seit Beginn des Krieges einen Kompromiss für den Export des ukrainischen Getreides gefunden - vorerst.
Laut Statistik Austria lag im Wirtschaftsjahr 2020/21 in Österreich der Selbstversorgungsgrad bei Getreide insgesamt bei rund 94 Prozent. Menggetreide, Roggen und Hartweizen werden in Österreich über den Eigenbedarf hinaus produziert. Bei Weichweizen, Hafer, Gerste und Körnermais besteht hingegen Importbedarf. Angesichts eines möglichen Einbruchs des Getreidemarktes fordern immer mehr Menschen, dass der jährlichen Verschwendung von Brot und anderen Lebensmitteln Einhalt geboten wird.
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