„Das ist egoistisch“: Public-Health-Experte Hutter über TikTok-Star „Austrianbull“ und die Maskenpflicht

Der Wiener Influencer Aleksandar Mraović („Austrianbull“) fordert das Ende der Maskenpflicht in den Wiener Öffis. Was sagt Hans Peter Hutter (Med Uni Wien) dazu?
Auf TikTok und Instagram hat Aleksandar Mraović, besser bekannt als „Austrianbull“, insgesamt mehr als 200.000 Follows. Für den österreichischen Profiboxer und Influencer sei eine bestimmte Sache aber ein „echtes Reizthema“: die FFP2-Maskenpflicht in den Wiener Öffis. Schon seit einem Jahr würde Mraović die Maske verweigern, sagt er in einem emotionalen Interview mit der Tageszeitung „Heute“. Solche Forderungen werden immer lauter. Hans Peter Hutter, Public-Health-Experte von der Medizinischen Universität Wien, spricht im Interview mit BuzzFeed Austria über den Sinn der Maskenpflicht und was uns in der Adventszeit bezüglich Corona erwartet.
Seit rund einem Monat werden die Neuinfektionszahlen weniger, obwohl die Temperaturen langsam wieder sinken und die Leute immer mehr Zeit in Innenräumen verbringen. Wie erklären Sie sich das?
Es gibt immer wieder wellenförmige Entwicklungen. Was dabei untergeht, ist das Niveau, auf dem sich diese Wellen entwickeln. Man darf nicht vergessen, dass wir im Sommer schon ein hohes Niveau hatten. Abhängig von der Variante, die es jetzt dann gibt, werden die Zahlen aber wieder steigen. Die kalte Jahreszeit wird dazu führen, dass es deutlich mehr Versammlungen geben wird - auch in Innenräumen. Daher wird es auf jeden Fall wieder einen Anstieg geben. Damit muss man rechnen.
Der Wiener TikTok-Star Aleksandar Mraović meint, dass die Maskenpflicht in den Öffis abgeschafft werden sollte. Wie sinnvoll ist diese Forderung?
Die Forderung ist nachvollziehbar. Niemand möchte unbedingt mit einer Maske irgendwo sitzen. Leider Gottes sind die Öffis aber sehr oft sehr voll. Das Ansteckungsrisiko ist dadurch sehr hoch im Vergleich zu anderen Plätzen. Jetzt kann man natürlich sagen: „Es ist mir völlig egal. Mir ist das wurscht. Ich bin eh jung.“ Wir sind aber nicht alleine, sondern haben auch die Verantwortung für andere. Wenn es darum geht, zu helfen, dass möglichst viele Menschen keinen Aufenthalt im Spital haben müssen, dann ist die Maske ein geringes Mittel.
Mraović sagt außerdem, dass die Maske in der U-Bahn nichts bringen würde, wenn man gleichzeitig „die ganze Nacht fort ist und mit den Leuten tanzt“. Hat er damit zu einem gewissen Grad nicht recht?
Prinzipiell wäre es sinnvoll, auch beim Fortgehen eine Maske zu tragen. Aus epidemiologischer, infektiologischer und ärztlicher Sicht ist es ganz einfach: Die Maske ist dort ein sehr wirksames Mittel, wo viele Menschen unterschiedlicher Gruppierungen über eine längere Zeit in engem Raum zusammenstehen. Das sind nicht nur die Öffis. Wenn sich Menschen darüber mokieren, ein paar Minuten eine Maske aufzusetzen, sagen sie auch indirekt, dass es sie überhaupt nicht kümmert, wenn andere die Maske für zwölf Stunden aufhaben müssen - etwa im Krankenhaus. Das ist egoistisch und rein ethisch zu hinterfragen.
Sie haben die anstehende Adventszeit schon erwähnt. Wird es nötig sein, weitere Schutzmaßnahmen zu treffen?
Schon früher wäre es sinnvoll gewesen, die Maßnahmen gleichmäßiger zu verteilen. Mit der Millionenstadt Wien nicht ganz vergleichbar, doch in den Bundesländern gibt es keine Maskenpflicht in den Öffis. Gesellschaftspolitisch setzt sich aber eine gewisse Minderheit durch, die lautstark sagt: „Das ist ein Witz. Das will ich nicht.“ Wenn sich manche darüber schon so aufregen, frage ich mich: Was tun alle, wenn es dann ums Eingemachte geht, etwas gegen die Klimakrise zu tun? Wenn sich nämlich alle so verhalten und unsolidarisch zeigen, dann werden wir noch sehr grobe Dinge erleben.
Passend dazu: Leute auf Twitter diskutieren heftigst über eine mögliche Maskenpflicht im Winter.