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Eine Hitze-App schützt Bauarbeiter:innen in ganz Österreich

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Von: Christian Kisler

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Bauarbeiter schüttet sich Wasser ins Gesicht, Bauarbeiter auf einem Gerüst in der prallen Sonne
Eine Hitze-App warnt Bauarbeiter:innen, wenn es zu heiß wird. © Herbert Neubauer/Alex Halada/APA-PictureDesk/BuzzFeed Austria

Arbeiten auf dem Bau ist für Menschen eine Höchstanstrengung, bei Hitze umso mehr. Eine App weist nun darauf hin, ab wann hitzefrei gegeben werden kann.

Du stöhnst schon, weil du im unklimatisierten Homeoffice oder bei deinem Ferialjob im Büro schwitzt. Und das ist dein gutes Recht, dann bei höheren Temperaturen sinkt die Konzentration, du wirst schneller müde, es passieren mehr Fehler. Dafür stehen die Chancen bei der aktuellen Hitzewelle, deren Ende nicht absehbar ist, sehr gut.

Hitzefrei bekommst du nicht, auch nicht, wenn es in Österreich wie zuletzt in Innsbruck bis zu 37 Grad hatte. Und das ist erst der Anfang. Bis in die 2060er Jahre wird es munter so weiter gehen, ein Sommer wie dieser wird uns in den kommenden Jahren mild erscheinen, Seen trocknen aus, auch Gletscher verschwinden.

Bauarbeiter:innen können ab 32,5 hitzefrei bekommen

Nun ist es ja so, dass es doch einige Berufsgruppen gibt, die im Freien arbeiten müssen, Bauarbeiter:innen zum Beispiel. Vielleicht hast du deinen Ferialjob ja schon einmal am Bau gemacht, dann weißt du, dass das Knochenarbeit ist, schleppst du pro Tag doch mehrere hundert Kilo durch die Gegend.

Immerhin können dir ab 32,5 Grad deine Arbeitgeber:innen hitzefrei geben. Können sie, tun sie aber meistens nicht, obwohl sie die Kosten voll und ganz erstattet bekommen und du als Arbeiter:in immerhin noch 60 Prozent deines Lohnes erhältst. Bei der letzten großen Hitzewelle 2019 gewährte nur rund jedes zweite Unternehmen seinen Bediensteten hitzefrei.

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit also eher gering ist, dass du tatsächlich hitzefrei bekommst, wenigstens wurde die Temperaturhöchstgrenze vor einigen Jahren von 35 auf 32,5 heruntergesetzt. Dennoch war es bis jetzt recht schwer, zu argumentieren, wann der Schwellenwert erreicht war. Als Richtwerte galten die Daten der nächstgelegenen Messstelle der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), und nicht etwa deine doch eher ungenaue Handy-App. Auf besagte Daten hatten bis dato aber nur Arbeitgeber:innen Zugriff.

Auf die Hitze-App können auch Arbeiter:innen zugreifen

Nun kannst auch du auf eine offizielle Hitze-App, denn dass nur die Arbeitgeber:innen über die entsprechenden Zahlen verfügten, sorgten für Unstimmigkeiten, Unsicherheiten und Diskussionen. Die App ist ab sofort sowohl für Android als auch iOS verfügbar. Dabei misst sie die Temperatur bei der gewünschten Baustelle wie bei den Unternehmen wie bisher üblich mithilfe der nächstgelegenen Wetter-Messstelle der ZAMG.

„Bei 32,5 Grad meldet sich das Telefon lautstark, und jeder weiß, ich kann zu meinem Vorgesetzten gehen und sagen: ‚Du, Chef, wir haben die 32,5 erreicht. Ab jetzt zahlt dir die Urlaubskasse das Entgelt für diese wenigen Stunden hitzefrei zurück‘“, erklärte Josef Muchitsch, steirischer Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Bau Holz gegenüber dem ORF das Funktionsprinzip der App. Außerdem forderte er einen Rechtsanspruch für eine Niederlegung der Arbeiten bei Hitzewellen. Auch Trinkpausen sollten genutzt werden, Arbeitgeber:innen sollten Sonnenschutz zur Verfügung stellen.

In der Praxis ist allerdings oft schwierig, Arbeiten von einem Moment auf den anderen zu beenden, etwa wenn geteert oder betoniert wird. Aber auch hier sollte schon im Vorfeld abgeschätzt werden, wie sehr die jeweiligen Arbeiten am Tage voranschreiten sollten. Auch abseits des Jobs solltest du jedenfalls einen kühlen Kopf bewahren. Apropos kühl: Ab November schaltet die App auf Kälte um und gibt Warnhinweise ab minus 10 Grad. Bis dahin müssen wir aber erst einmal durch den Sommer kommen.

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