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Das solltest du über Brustimplantate wissen, wenn du planst, sie einsetzen zu lassen

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Silikon Brustimplantat zur Vergrößerung einer weiblichen Brust.
Ein Silikonimplantat zur Brustvergrößerung. © Jochen Tack/IMAGO

Brustimplantate halten nicht ein Leben lang und müssen häufig aufgrund von Komplikationen oder – in sehr seltenen Fällen – wegen Krebs ersetzt oder entfernt werden. 

Anfang des Monats gab die FDA (Food and Drug Administration) bekannt, dass ihr etwa 50 Fälle von Krebs bei Personen gemeldet wurden, die Brustimplantate haben.

Die Krebsarten, darunter Plattenepithelkarzinome (ein häufiger Hautkrebs) und Lymphome, wurden in dem Narbengewebe gefunden, das sich um die Implantate bildet. Bei einigen Personen hatte sich der Krebs im ganzen Körper ausgebreitet. Zu den häufig genannten Symptomen gehörten Schwellungen, Schmerzen, Knoten und Veränderungen der Haut.

Obwohl die Warnung besorgniserregend ist, sagen die Expert:innen, mit denen BuzzFeed News US gesprochen hat, dass die geringe Zahl der Fälle bisher nicht besorgniserregend ist – und dass die Implantate weiterhin wie gewohnt eingesetzt werden. Die FDA erklärt, das Risiko, an diesen Krebsarten zu erkranken, sei gering, und es lägen nicht genügend Informationen vor, um mit Sicherheit sagen zu können, dass Brustimplantate die Ursache für diese Krebsarten seien. Es ist auch nicht klar, ob bestimmte Arten von Implantaten mit größeren Risiken verbunden sind als andere; diese Fälle treten bei allen Implantat-Typen (angeraut und glatt) und Füllungen (Kochsalzlösung und Silikon) auf.

Krebs nach Brustimplantaten tritt sehr selten auf

Derzeit wird Menschen mit Brustimplantaten nicht dazu geraten, sie zu entfernen. Justin Broyles, plastischer Chirurg am Dana-Farber Cancer Institute, sagt, dass jedes Jahr bei etwa 400.000 Menschen Implantate chirurgisch unter das Brustgewebe oder die Brustmuskulatur eingesetzt werden. Etwa 300.000 davon aus kosmetischen Gründen, der Rest für Rekonstruktionszwecke - zum Beispiel nach einer Mastektomie. Die Zahlen sind also „im Großen und Ganzen relativ gering“ erklärt er.

Sarah Cate, eine Onkologin und Brustchirurgin am Mount Sinai, stimmt dem zu. Sie sagt, dass die Häufigkeit dieser Krebsarten über einen Zeitraum von 10 Jahren bei 0,00075 Prozent oder 1 von 133.000 Menschen liegt. Die FDA hat nicht viele Einzelheiten über das Ausmaß der gemeldeten Krebserkrankungen und die Art der Behandlungen mitgeteilt, so Cate, weshalb es wichtig sei, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.

Brustimplantate sind ein Fremdkörper

Das ist jedoch nicht das erste Mal, dass Krebs mit Brustimplantaten in Verbindung gebracht wird. Im Jahr 2011 stellte die FDA einen möglichen Zusammenhang zwischen Brustimplantaten und dem anaplastischen großzelligen Lymphom, einer Krebsart des Immunsystems, fest; bis April wurden in den USA 505 Fälle und 14 Todesfälle gemeldet.

Dennoch ist die jüngste Warnung eine Erinnerung daran, dass Brustimplantate im menschlichen Körper fremd sind und dass sie einige Risiken mit sich bringen, darunter Infektionen, Risse, Schmerzen, Probleme beim Stillen und weitere Symptome, die informell als „Brustimplantatkrankheit“ bezeichnet werden. Außerdem müssen sie in der Regel ersetzt werden und sind kein einmaliger Eingriff. „Leider halten Brustimplantate nicht ein Leben lang. Ob zu rekonstruktiven oder ästhetischen Zwecken, sie erfüllen einen wichtigen Zweck, aber sie sind nicht perfekt“, so Broyles gegenüber BuzzFeed News US. „Ein Gespräch mit der Chirurgin oder dem Chirurgen über die Risiken und Vorteile und die Haltbarkeit der Implantate und die Nachsorge ist sehr wichtig. Nur so kann man wirklich informiert sein.“ Worauf du unter anderem bei der Auswahl des:r Chriurg:in achten solltest, erfährst du von Leuten, die von ihrem Arbeitsalltag in der Schönheitschirurgie erzählen.

Hier findest du alles, was du über die häufigsten Komplikationen im Zusammenhang mit Brustimplantaten wissen solltest und was du beachten solltest, wenn du bereits ein Implantat hast oder planst, dir eines einsetzen zu lassen.

Was sind die häufigsten Komplikationen bei Brustimplantaten?

Darstellung zeigt, wie sich Krebs um ein Brustimplantat entwickelt.
Brustimplantate können ein Krebsrisiko sein © Maddie Abuyuan / BuzzFeed News, US Food and Drug Administration

Auf der Abbildung ist in Grün das Narbengewebe zu sehen, in Rot die Lymphomzellen, in Rosa die Lymphomzellen in Flüssigkeit, in Grau das Brustgewebe und in Schwarz das Fett.

Brustimplantate bergen immer gewisse Risiken, die mit zunehmender Tragedauer steigen und die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die Implantate irgendwann ersetzt oder entfernt werden müssen.

Allgemeinen wird empfohlen, Brustimplantate alle zehn Jahre zu ersetzen, aber das kann sich ändern, je nachdem, welche Probleme mit den Implantaten auftreten. Ansonsten werden MRT-Untersuchungen fünf bis sechs Jahre nach der Operation und danach alle zwei bis drei Jahre empfohlen. (In den USA übernehmen einige Krankenkassen trotz Komplikationen keine Kosten für die Entfernung oder den Ersatz von Implantaten. In Deutschland übernehmen Krankenkassen die Kosten).

„Es handelt sich nicht um einen einmaligen Eingriff, nachdem man nie wieder eine:n plastische:n Chirurg:in aufsuchen muss“, sagt Cate. „Es ist nicht so, als ob man einen Haarschnitt bekommt. Es kann sein, dass man mehr als einmal in den Operationssaal zurückkehren muss, deshalb sollte man es sich ernsthaft überlegen.“ Zumindest ein Teil der Personen, die ihre Brüste vergrößern lassen wollen, werden von Werbung, Instagram und Co beeinflusst. Selbst eine Kennzeichnung würde laut Expert:innen nicht viel ändern. Wie Fake Social Media wirklich ist, zeigt diese Frau, die „gestellt vs. ungestellt“-Bilder postet.

Komplikationen bei Brustimplantaten

Abgesehen von Krebs sind weitere Komplikationen Blutungen, Verformungen, unerwartete Narbenbildung und ein verändertes Gefühl in den Brustwarzen oder Brüsten, einschließlich Schmerzen oder Taubheit. Es gibt weitere potenziell schwerwiegendere Probleme, die unter Umständen einen zusätzlichen chirurgischen Eingriff erfordern, darunter Infektionen, Risse oder Auslaufen, Verlagerungen und Kapselkontrakturen (eine schmerzhafte Verhärtung der Brust um das Implantat herum).

Im Allgemeinen handelt es sich jedoch um „wirklich sichere Produkte, und die meisten Patient:innen machen gute Erfahrungen“, so Broyles. Es gibt nur wenige Daten darüber, wie es Transgender-Patient:innen mit ihren Brustimplantaten ergeht, aber erste Untersuchungen zeigen, dass Komplikationen selten sind und genauso häufig auftreten wie bei cisgender Patient:innen.

Brustimplantate können mit einer Kochsalzlösung oder Silikon gefüllt werden

Rupturen treten in der Regel zwischen sechs und acht Jahren nach der Operation auf. Sie können durch Druck während einer Mammografie, der normale Alterung des Implantats oder – am häufigsten – durch Beschädigung durch chirurgische Werkzeuge während der Implantation verursacht werden.

Je nach Art des Implantats sind Risse möglicherweise nicht offensichtlich. In den USA sind zwei Arten von Brustimplantaten zugelassen: mit Kochsalzlösung und mit Silikon gefüllte. (Letztere sind beliebter, weil sie in der Regel natürlicher aussehen und sich auch so anfühlen, vor allem bei Patientinnen mit rekonstruktiven Eingriffen, die kein Brustgewebe mehr haben, das auf die Implantate gelegt werden kann, so Broyles. Komplikationen bei Silikon-Brustimplantaten traten erstmals in den 1960er Jahren auf. Sicherheitsbedenken veranlassten die FDA, von 1992 bis 2000 ein „Moratorium“ oder Verbot für die Implantate zu erlassen, das 2006 nach Erhalt von Sicherheits- und Risikodaten zu den Produkten offiziell aufgehoben wurde).

Je nach Füllung gibt es unterschiedliche Risiken bei Brustimplantaten

Patient:innen mit Kochsalzlösung in ihren Implantaten merken sofort, wenn sie platzen, denn es ist wie ein mit Wasser gefüllter Ballon, der sich sofort entleert, aber wenn Silikongel aus einem Implantat austritt, bleibt es in der Regel an Ort und Stelle, ohne dass sich die Brustform verändert, so Broyles. „Deshalb empfehlen die FDA und die plastischen Chirurg:innen eine Überwachung mit Ultraschall, um sicherzustellen, dass es nicht zu einer Undichtigkeit gekommen ist“, so Broyles. „Wenn man weiß, dass ein Loch oder ein Riss entstanden ist, würde ich auf jeden Fall empfehlen, das Implantat zu ersetzen oder zu entfernen.“

Eine weitere potenzielle Komplikation, mit der einige Patient:innen, die bestimmte Arten von Brustimplantaten erhalten, konfrontiert werden, sind Probleme beim Stillen, insbesondere bei Patient:innen, die nach einer Mastektomie ihre Brüste rekonstruieren ließen. Es ist nicht bekannt, ob Teile des Silikons aus einem Implantat durch die Hülle des Produktes in die Muttermilch gelangen können, aber die FDA sagt, dass mindestens eine Studie zeigt, dass dies nicht der Fall ist.

Abgesehen davon gibt es keine Personengruppen (etwa unterteilt nach Alter, Hautfarbe oder ethnischer Zugehörigkeit), bei denen die Wahrscheinlichkeit dieser Komplikationen höher ist, so Broyles, obwohl Mastektomie-Patient:innen ein höheres Risiko für bestimmte Vorfälle haben könnten, da die Implantation in der Regel invasiver sind. Für diese Patient:innen gibt es außerdem die Möglichkeit, sich Brustwarzen tätowieren zu lassen, damit sie sich „wieder vollständig“ fühlen können.

Brustimplantat-Erkrankungen sind ebenso komplex wie umstritten

Dann gibt es noch die rätselhaften Symptome, über die manche Menschen unmittelbar nach der Operation oder noch Jahre später berichten, wie zum Beispiel Müdigkeit, Gehirnnebel, Hautausschläge, Magen-Darm-Probleme, Haarausfall, Angstzustände, Depressionen, Gewichtsveränderungen und Muskelschmerzen. Bei einigen, insbesondere bei Menschen mit bestimmten Risikofaktoren oder einer bereits bestehenden Erkrankung, werden schließlich Autoimmunkrankheiten wie rheumatoide Arthritis, Lupus, systemische Sklerose und das Sjögren-Syndrom diagnostiziert.

Mediziner:innen nennen dies „Brustimplantat-Krankheit“ (BII) oder durch Adjuvantien (Hilfsmittel) induziertes Autoimmun-/Entzündungssyndrom (ASIA). Während einige Mediziner:innen glauben, dass es sich bei BII um eine spezifische Krankheit handelt, sind andere nicht davon überzeugt, dass es sie wirklich gibt. Viele Patient:innen, darunter die Promis Ayesha Curry, Crystal Hefner, Ashley Tisdale und Yolanda Hadid, berichteten jedoch, dass sie unmittelbar nach der Entfernung ihrer Implantate eine Linderung dieser Symptome verspürten.

BII ist derzeit nicht als diagnostizierbarer medizinischer Krankheitszustand anerkannt und ist kaum erforscht. In einer Untersuchung aus dem Jahr 2021 bezeichneten zwei Forscher:innen es als „das umstrittenste Thema in der ästhetischen und rekonstruktiven Brustchirurgie“.

Mediziner:innen verstehen Brustimplantat-Krankheit noch nicht

„Es gibt in der Medizin bestimmte Diagnosen, die für Ärzt:innen schwer zu verstehen sind, weil es keine Ultraschallbilder oder Laborwerte gibt. Dies ist einer dieser Fälle, bei denen es wirklich auf ein aufmerksames Gespräch mit dem:r Patient:in ankommt“, erklärt Broyles. „Wenn ich in solchen Fällen Brustimplantate entfernen muss, berichten die Patient:innen oft, dass sie sich besser fühlen, und ich kann das nicht unbedingt mit einem Laborergebnis oder einem Ultraschallbild erklären.“

„Aber letztendlich ist es meine Aufgabe als plastischer Chirurg, dafür zu sorgen, dass sich meine Patient:innen wohlfühlen und gut aussehen, und wenn das ein Ergebnis dieser Behandlung ist, dann denke ich, dass es ein lohnendes Unterfangen ist“, sagt er.

Eine Analyse der FDA von Berichten über Medizinprodukte, die zwischen Januar 2008 und April 2022 auf den Markt kamen, ergab 7.467 Fälle von BII. Die meisten Patient:innen waren im Durchschnitt 42 Jahre alt und entwickelten BII-Symptome etwa fünf Jahre nach der Implantation. Die FDA warnt jedoch, dass die Dunkelziffer wahrscheinlich höher ist.

Angeraute Implantate können größere Risiken bergen

Zwei verschieden Arten von Brustimplantaten mit glatter und angerauter Oberfläche.
Glatte (links) und angeraute (rechts) Implantate © Panthermedia/IMAGO

Brustimplantate gibt es mit glatter oder angerauter Oberfläche, mit unterschiedlichen Formen und Dicken. Es heißt, dass angeraute Implantate besser an Ort und Stelle bleiben als glatte, weil sie besser an den umliegenden Muskeln haften – vor allem, so Cate, bei dünneren Patient:innen, die kleinere Brusttaschen haben, in die sie passen müssen -, aber sie haben einen schlechteren Ruf.

Implantate mit angerauter Oberfläche, die zehn Prozent aller in den USA verkauften Brustimplantate ausmachen, hatten einen größeren Anteil an den weltweit mehr als 730 Fällen von anaplastischen großzelligen Lymphomen (BIA-ALCL), die mit Brustimplantaten in Zusammenhang stehen.

Angeraute Implantate waren in 496 der 733 der FDA gemeldeten weltweiten Fälle von BIA-ALCL betroffen (in 209 Fällen wurden die Implantate nicht spezifiziert); auch in 16 der 36 gemeldeten Todesfälle hatten Patient:innen angeraute Implantate (in 19 Fällen wurden die Art der Implantate nicht spezifiziert). Die meisten dieser angerauten Implantate stammten außerdem von demselben Unternehmen.

BIOCELL-Implantate müssen vom Markt genommen werden

Die Entdeckung veranlasste die FDA im Jahr 2020, Allergan aufzufordern, alle angerauten BIOCELL-Implantate – die weniger als fünf Prozent aller in den USA verkauften Brustimplantate ausmachen – sowie angeraute Gewebespanner, die zur Dehnung der Haut vor der Implantationen verwendet werden, zurückzurufen.

Eine Analyse der FDA ergab, dass das Risiko für BIA-ALCL bei den angerauten BIOCELL-Implantaten etwa sechsmal höher war als bei angerauten Implantaten anderer Hersteller. Einigen Schätzungen zufolge könnte das Risiko für BIA-ALCL jedoch mehr als doppelt so hoch sein wie von der FDA angenommen. Es wurde mindestens ein Fall bei einer Person mit Silikonimplantaten gemeldet, aber die Vorgeschichte des:r Patient:in mit anderen Implantaten ist unbekannt.

Glücklicherweise erholen sich die meisten Patient:innen, denen die Implantate operativ entfernt werden, erfolgreich von BIA-ALCL, wobei einige eine Chemo- und/oder Strahlentherapie benötigen. Wie das Leben der Patient:innen nach der Remission ihrer Krankheit weitergeht, kannst du hier lesen.

Forschung zu Krebs und Brustimplantaten steht erst am Anfang

„Die Warnungen der FDA vor BIA-ALCL haben die Medizinwelt wie ein Schlag getroffen“, so Broyles, und veranlassten einige Krankenhäuser dazu, angeraute Implantate überhaupt nicht mehr anzubieten, so Cate.

Auch hier ist unklar, ob das Implantat selbst den Krebs verursacht, aber Expert:innen vermuten, dass die Beschaffenheit des Implantats eine starke Entzündungsreaktion auslöst, die außer Kontrolle gerät. „Dies ist jedoch noch nicht ausreichend erforscht, da viele, viele Patient:innen angeraute Implantate haben und nur sehr wenige von ihnen tatsächlich einige dieser Krebsarten entwickeln“, so Broyles. „Ich mache mehr als 200 Rekonstruktionen mit Implantaten pro Jahr und habe bisher nur einen Fall von BIA-ALCL gesehen. Die meisten Chirurg:innen arbeiten ihr ganzes Berufsleben lang und sehen keinen einzigen Fall, es ist also ziemlich selten.“

Es bleibt abzuwarten, wie sich das Krebsrisiko zwischen Silikon- und mit Kochsalzlösung gefüllten Implantaten unterscheidet, so die FDA. Insgesamt ist es eine gute Idee, die eigenen Brustimplantate genau im Blick zu behalten und eine:n plastischen Chirurg:in zu kontaktieren, wenn man irgendwelche Anomalien feststellt.

Autorin ist Katie Camero. Der Artikel erschien am 23. September 2022 auf buzzfeednews.com. Aus dem Englischen übersetzt von Friederike Hilz.

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