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Impfpflicht wird abgeschafft: „Wir werden uns daran gewöhnen müssen“

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Von: Johannes Pressler

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Person mit Brille blickt auf Bildschirm mit Schriftzug „Informationen zur Impfpflicht“.
Die türkis-grüne Regierung plant die komplette Abschaffung der Impfpflicht. © Roland Schlager/APA-PictureDesk

Virologe Weseslindtner (MedUni Wien) erklärt gegenüber BuzzFeed Austria, warum das Ende der Impfpflicht durchaus sinnvoll sei.

Es ist eine Entwicklung, die sich definitiv in die falsche Richtung bewegt. Trotz wärmerer Temperaturen und der Tatsache, dass die Leute wieder mehr im Freien unternehmen, befindet sich die Zahl der täglichen Corona-Neuinfektionen im Aufwärtstrend. Am Mittwoch (22. Juni) wurden erstmals seit dem 20. April wieder mehr als 10.000 neue Corona-Fälle gemeldet. Der Vergleich mit dem Durchschnitt der letzten Wochen zeigt eine stetige Steigerung.

Laut Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) sei es absehbar gewesen, dass „wir Richtung 10.000 und 15.000 Neuinfektionen gehen“. Für Expert:innen bestehe sogar die Möglichkeit, dass es im Sommer wieder um die 30.000 neue Corona-Fälle pro Tag geben wird. Inmitten des Aufwärtstrends verkündet die Regierung jedoch das Gegenteil neuer Sicherheitsmaßnahmen: die komplette Auflösung der Impfpflicht.

Trotz hoher Corona-Zahlen: Regierung verkündet Ende der Impfpflicht

Viel wurde in den letzten Monaten über die Impfpflicht diskutiert. Fakt ist: Sie ist gesetzlich verankert, wegen einer Verordnung allerdings im Moment ausgesetzt. Diese aktuelle Regelung gilt bis zum 31. August. Dann müsste die von der türkis-grünen Regierung gegründete Expert:innenkommission die Situation neu bewerten. Offiziell gilt das Impfpflichtgesetz bis Ende 2024.

Am Donnerstag (23. Juni) wurde allerdings angekündigt, dass die Impfpflicht schon jetzt komplett abgeschafft werden soll. Das gaben Gesundheitsminister Rauch und ÖVP-Klubobmann August Wöginger bei einer Pressekonferenz bekannt. Laut Rauch bringe die Impfpflicht niemanden zum Impfen. Für Wöginger hätten wir derzeit „völlig andere Voraussetzungen“ als zu dem Zeitpunkt, wo die Impfpflicht eingeführt wurde.

Virologe Weseslindtner erklärt die Abschaffung der Impfpflicht

Die Abschaffung des Impfpflichtgesetzes ist eine rein politische Entscheidung, die Impfung gegen COVID-19 an sich ist aber sehr wohl eine medizinische. Für Lukas Weseslindtner, Facharzt für Virologie von der Medizinischen Universität Wien und Leiter des Labors für Antikörperdiagnostik, ergibt das Ende der Impfpflicht per se durchaus Sinn. „Aufgrund der vielen Varianten und ihrer Antikörper wird es immer schwieriger, durch Impfungen die gesamte Bevölkerung so immun zu bekommen, um sich nicht zu infizieren“, sagt Virologe Weseslindtner gegenüber BuzzFeed Austria. Laut dem Experten werden wir uns einfach an die teilweise unangenehmen Infektionen gewöhnen müssen, gleichzeitig würden die Erkrankungen nicht mehr zu einer Überlastung der Intensivstationen führen.

Der Aufwärtstrend der letzten Tage erinnert an die hohen Neuinfektionszahlen Anfang März, als die meisten Sicherheitsmaßnahmen von der Regierung aufgehoben wurden. Damals hatten wir BA.2, eine Subvariante von Omikron, das wiederum eine Variante des Coronavirus ist. Jetzt befinden wir uns in einer Infektionswelle der Omikron-Subvariante BA.5 - auch wenn noch nicht so extrem wie vor wenigen Monaten. „Ich erwarte eine ähnliche Situation wie im März“, sagt allerdings Virologe Weseslindtner gegenüber BuzzFeed Austria. Das Problem sei nämlich, dass BA.2 und BA.5 sich als Virusvarianten stark unterscheiden, wie der Experte erklärt: „BA.2 und BA.5 sind für die Antikörper ganz unterschiedliche Viren. Sie können also vor vier Monaten eine BA.2-Infektion gehabt haben und jetzt schon wieder eine BA.5-Infektion bekommen.“

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