Der Fall Teichtmeister: „Es gab und gibt keine Cancel Culture in Österreich“
Der Skandal um Florian Teichtmeister hat eine landesweite Debatte ausgelöst. Der größte Kritikpunkt: Warum durfte der Schauspieler so lange weiter arbeiten?
Es ist ein Fall, der sich wie ein Drehbuch einer schockierenden Netflix-Serie anhört. Seit Freitag (13. Jänner) weiß ganz Österreich, dass Florian Teichtmeister, konfrontiert mit schweren Vorwürfen, vor Gericht muss. Bei einer Hausdurchsuchung hat die Polizei insgesamt 22 Datenträger mit 58.000 Mediendateien beim bekannten Schauspieler gefunden. Deren Inhalt: Bilder von sexuellem Missbrauch von Minderjährigen. Hinzu soll Teichtmeister selbst Minderjährige an Drehorten fotografiert haben. Zu Anzeige gebracht hat den 43-Jährigen seine damalige Lebensgefährtin, die eines der Bilder gefunden hatte.
Teichtmeister: „Corsage“ wird nicht zurückgezogen
Teichtmeister würde sich bereits in therapeutischer Behandlung befinden, er zeige sich gegenüber den Vorwürfen geständig, heißt es von seinen Anwälten. Der österreichische Oscar-Kandidat „Corsage“, in dem Teichtmeister die Rolle des Kaisers Franz Joseph spielt, würde nicht zurückgezogen werden, gaben die Verantwortlichen 48 Stunden nach dem Aufkommen des Skandals bekannt. Manche Kinoketten reagierten da schneller und haben den Habsburger-Film bereits davor aus ihrem Programm genommen.
Der eigentliche Kern der Debatte liegt allerdings bei einer anderen Sache: Die Vorwürfe sollen nämlich bereits seit September 2021 bekannt gewesen sein. Der Inhalt der Dateien sei laut Medienberichten zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht eindeutig und außerdem Gegenstand der Ermittlungen gewesen, so konnte Teichtmeister seine Arbeit als Burgtheater-Star problemlos fortsetzen. Zahlreiche kritische Stimmen zum Verlauf dieses Falls finden sich auf Social Media, wie diese acht Tweets zeigen:
1. „Niemand rebellierte“
2. Teichtmeister bezeichnete die Aktion seiner Ex-Lebensgefährtin als „Racheakt“
3. Im Gegenteil, ihr gilt „der allergrößte Respekt“
4. Eine derartige Verteidigung ist komplett daneben
5. Da gibt es nichts zu verharmlosen
6. Die richtige Wortwahl wäre mal ein Anfang
7. „Statistisch kennen wir alle pädophile Personen“
8. Das mit der Cancel Culture sei nur ein Phänomen
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Anmerkung: Dieser Artikel wurde am 16. Jänner 2023 veröffentlicht.