Leiwand, eine neue Studie: Schreiben im Dialekt wird in Chats immer beliebter

Gesprochen wird im süddeutschen Sprachraum, zu dem ja auch Österreich gehört, viel im Dialekt. Neuerdings wird auch in Mundart geschrieben, etwa in Chats.
Das mit dem Dialekt ist so eine Sache. In Österreich herrscht zum Beispiel ein Ost-West-Gefälle. Ob du aus Vorarlberg, Tirol, Salzburg oder Oberösterreich bist, macht schon einen Unterschied beim Sprechen. Stammst du aus der Steiermark oder Kärnten, verhält es sich wieder anders. Und im Osten, also in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland, sowieso.
Auch innerhalb der Bundesländer gibt es Unterschiede. Beispiel Oberösterreich: Ob du in Linz, Steyr oder Schärding aufgewachsen bist, erkennst du am Dialekt. Und manche sind so heftig, dass man als Außenstehender kein Wort versteht, es ist wie eine Fremdsprache.
Dialekte, also feine bis gröbere Unterschiede innerhalb einer Sprache, gibt es überall. In der Regel werden diese aber nur untereinander gesprochen. Vielleicht ist es dir ja schon aufgefallen, vielleicht tust du es ja auch selbst: Das Schreiben im Dialekt erlebt im Süden des deutschsprachigen Raumes, und somit auch in Österreich, einen enormen Aufschwung. Vor allem auf Instagram, TikTok und Facebook wird fröhlich im Dialekt geschrieben.
Schreibst du im Dialekt, löst das Vertrauen aus
Und das ist wissenschaftlich belegt, wie die Schweizer Sprachwissenschaftlerin und Dialektologin Helen Christen vor kurzem in Salzburg beim 7. Kongress der „Internationalen Gesellschaft für Dialektologie des Deutschen“ aufzeigte. Warum aber ist das so? Schreibst du im Dialekt, vermittelt das laut Helen Christen die Vertrautheit der gesprochenen Sprache.
Alles was du mit ihr verbindest, vor allem in Mundart, also Nähe, Zugehörigkeit und Ungezwungenheit, überträgt sich auf den getippten Dialekt. „Die Chats haben sich dabei als Wegbereiter einer regionalen Schriftlichkeit erwiesen, wie dies der Germanist Bernhard Kelle bereits vor über 20 Jahren, 2000, prognostiziert hat“, erklärt Christen im Zuge des Kongresses.
Im Süden und Südwesten des deutschsprachigen Raumes ist Befragungen zufolge das Chatten im Dialekt unter viele Jungen schon weit verbreitet. In Salzburg etwa schreiben sechs von sieben Student:innen regelmäßig auch im Dialekt. In Bamberg in Bayern verhält es sich ähnlich, im Norden Deutschlands findet das dafür kaum statt. Der Grund: Dort beherrschen viele junge Leute schlicht keinen Dialekt mehr.
Auch mit Vorgesetzten wird zunehmen im Dialekt geschrieben
Zusätzlichen zahlenmäßigen Aufwind bekommt das Dialektschreiben dadurch, dass Junge zumindest ganz im Süden nicht nur ihre Vertrauten in Mundart anschreiben. Sondern tatsächlich zunehmend auch Vorgesetzte. Das ist auch deshalb möglich, weil die Hierarchien im Job immer flacher werden, dann kann man auch mit Chef:innen im Dialekt schriftlich kommunizieren. Wird es dann doch offiziell, solltest du ins Hochdeutsche wechseln, etwa mit Bankberater:innen. Des warat sunst ned gaunz so leiwaund, vastehst, Oida?
Hier findest du übrigens acht TikTok-Videos, die das Österreicher:in-Sein auf den Punkt bringen.