„Slowenisierung“: Kärntner FPÖ-Jugend löst diplomatischen Eklat aus

In einem Facebook-Posting warnte die Freiheitliche Jugend Kärnten vor einer Slowenisierung. Das slowenische Außenministerium rief daraufhin die Botschafterin ein
Nach einem slowenenfeindlichen Facebook-Posting der Freiheitlichen Jugend (FJ) Kärnten hat Slowenien am Donnerstag die österreichische Botschafterin in Ljubljana einberufen. Kritik an den Äußerungen der Jugend-Organisation gab es auch in Österreich. Der Obmann der Kärntner Slowen:innen erstattete Anzeige. Der Chef der Kärntner FPÖ spricht jedoch von Skandalisierung.
Kärntner FPÖ-Jugend warnt vor Slowenisierung
In einem mittlerweile gelöschten Facebook-Posting zu Kärntner Landtagswahl warnte die FJ vor einer Slowenisierung Kärntens. Auf einer Grafik war vor dem Kärntner Wappen zu lesen: „SPÖ abwählen, Slowenisierung Kärntens stoppen“. Auf einer selbstgebastelten Verbotstafel ist das slowenische Wort für Kärnten, Koroška, durchgestrichen.
Wer sind die Kärntner Slowen:innen?
Koroški Slovenci oder Kärntner Slowen:innen sind eine autochtone slowenischsprachige Volksgruppe in Kärnten. Sie leben seit rund 1.400 Jahren in dem Gebiet des heutigen Kärntens. Volkszählungen zeigen 85.051 Kärntner Slowen:innen im Jahr 1880, aber nur 13.109 im Jahr 2001. Dass die Zahl der Kärntner Slowen:innen so drastisch gesunken ist, liegt an einer harten und gezielten Assimilierungspolitik in Kärnten. So wurden während des Zweiten Weltkriegs Kärntner Slowen:innen auf Anordnung Heinrich Himmlers deportiert. Heute ist der Status der Kärntner Slowen:innen verfassungs- und völkerrechtlich abgesichert.
Wie orf.at berichtet, hat Ljubljana deshalb am Donnerstag die österreichische Botschafterin Elisabeth Ellison-Kramer ins slowenische Außenministerium zitiert. Slowenien fordert das österreichische Außenministerium auf, „sofort“ auf den „unzulässigen Ausdruck der Intoleranz gegenüber der slowenischen Volksgruppe“ zu reagieren.
„Slowenisierung“: Staatsanwaltschaft prüft Anfangsverdacht der Verhetzung
Die slowenische Europaapgeordnete der Europäischen Volkspartei (EVP) Romana Tomc spricht von „völlig unzulässiger Hetze“ und fordert eine Distanzierung der FPÖ „von dieser inakzeptablen Feindseligkeit ihrer Jugendorganisation“.
Kritik am FJ-Posting gibt es auch in Österreich. Bernard Dadovnik ist Bürgermeister von Globasnitz und Obmann der Kärntner Slowenen. Er sieht im FJ-Posting „menschenunwürdige Hetze“ und erstattete Anzeige. Die Staatsanwaltschaft prüft laut orf.at den Anfangsverdacht der Verhetzung.
„A Haček tuat net weh“
Von einer „rückwärtsgewandten und irregeleiteten Aktion“ spricht der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) auf Twitter. Er verurteile das „hetzerische Posting der FPÖ gegen unsere slowenischen Landsleute auf das Allerschärfste“. Die Grünen kritisierten die Äußerungen ebenfalls. Deren Spitzenkandidatin, Olga Vorauer, reagierte sowohl auf Facebook als auch auf Instagram auf das Posting der FJ.
Während die Kärntner Slowenin auf Facebook zweisprachig dazu aufrief, die „kulturelle Vielfalt und Zweisprachigkeit in unserem Bundesland“ zu feiern, nimmt sie auf Instagram die FJ aufs Korn. In einem Video versucht sie mit Aussprache-Übungen einer jungen Frau die Angst vor dem Haček zu nehmen. „A Haček tuat net weh“, schreibt Voglauer dazu.
Der Kärntner FPÖ-Chef Erwin Angerer findet das slowenenfeindliche Posting nicht problematisch. „„Da wird nicht die Volksgruppe angegriffen, sondern die SPÖ. Das aus meiner Sicht zu Recht“, sagte Angerer bei der Präsentation von FPÖ-Wahlplakaten. Inwiefern das slowenische Wort Koroška oder der Begriff Slowenisierung der SPÖ zuzurechnen sind, erklärte Angerer nicht.
Der FPÖ-Chef kündigte auch keine personellen Konsequenzen wegen des Postings an. Die Kärntner Parteijugend solle „etwas vorsichtiger“ sein und politischen Gegner:innen keine Gelegenheit zur „Skandalisierung“ geben. Deshalb will Angerer zukünftig über Postings der FJ informiert werden.