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„Lösung eines jahrhundertealten Rätsels“: Was bedeutet A.E.I.O.U wirklich?

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Von: Ana Wetherall-Grujic

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A.E.I.O.U.-Schriftzug auf der Grazer Burg
A.E.I.O.U. wurde auf vielen Gebäuden angebracht - etwa hier auf der Grazer Burg. © Willfried Gredler-Oxenbauer / picturedesk.com / BuzzFeed Austria

Die Abkürzung steht nicht für „Alles Erdreich ist Österreich untertan“. Stattdessen verbirgt sich dahinter ein lateinischer Satz, der es in sich hat.

Es gehörte zu Geschichtsstunden wie miefiger Klassenzimmergeruch und Jahreszahlen-Pauken: die Herrschaftsdevise von Kaiser Friedrich III. Nicht nur alle Wiener Schüler:innen kennen sie: Die Buchstabenfolge A.E.I.O.U. steht für „Alles Erdreich ist Österreich untertan“. Doch wie der deutsche Historiker Moritz Langmaier herausgefunden hat, verbirgt sich hinter den fünf Buchstaben etwas ganz anderes.

Wofür steht A.E.I.O.U. wirklich?

Die Buchstabenfolge A.E.I.O.U. ist eine Abkürzung. Sie steht für die lateinischen Worte: Amor Electis Iniustis Ordinor Ultor. Auf Deutsch bedeutet das so viel wie: „Geliebt von den Erwählten, gefürchtet von den Ungerechten.“ Was klingt wie ein kitschiges Tattoo-Motiv, war im Falle von Friedrich III. Teil einer längeren Herrschaftsdevise: „En, amor electis, iniustis ordinor ultor; Sic Fridericus ego mea iura rego.“ Das wiederum bedeutet auf Deutsch: „Seht, ich bin geliebt von den Erwählten, ich bin gefürchtet von den Ungerechten, also regiere ich, Friedrich, rechtmäßig.“ Dieser Satz war sicher eine effiziente Art, ein Meeting schnell zu beenden.

Wer ist eigentlich Friedrich III.?

Offiziell regierte Friedrich III. nach A.E.I.O.U. - inoffiziell schien seine Leitlinie aber „New Year, New Me“ zu sein. So war er ab 1424 zunächst als Friedrich V. Herzog der Steiermark, von Kärnten und Krain. Ab 1439 war er dann unter neuem Namen als Friedrich III. Herzog von Österreich, ab 1440 römisch-deutscher König und schließlich ab 1452 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. 1493 starb er schließlich. Er war damit der römisch-deutsche König mit der längsten Regierungszeit.

Forscher Langmaier präsentierte seine Forschungsergebnisse in der vergangenen Woche in Graz. Der steirische Landesarchivdirektor Gernot Peter Obersteiner sieht darin nicht weniger als die „Lösung eines jahrhundertealten Rätsels“. „Die Erkenntnisse sind für die A.E.I.O.U.-Forschung bahnbrechend“, sagt Obersteiner „orf.at“. Für historisch Interessierte seien die neuen Erkenntnisse von unschätzbarem Wert. „Wir haben hier nicht weniger als die Lösung eines jahrhundertealten Rätsels vorliegen“, sagt Obersteiner.

Warum dauerte die Erforschung hinter der A.E.I.O.U.-Bedeutung so lang?

Langmaiers Interpretation ist übrigens Historiker:innen schon länger bekannt. Dass sie aber nicht tiefer erforscht worden ist, liegt an einem Forschungsirrtum von Alfons Lhotsky. Lhotsky, der von 1903 bis 1968 lebte, galt damals als führende Person in der österreichischen Mittelalterforschung. Lhotsky hielt das sogenannte „En-amor-Distichon“ aber für die Erfindung des Notars Nikolaus Petschacher, eines vermeintlichen Rates von Kaiser Friedrich III.

„Langmaier weist nun durch seine Forschungen schlüssig nach, dass es sich bei Lhotskys Erkenntnis um einen Forschungsirrtum handelte“, sagte der steirische Landesarchivdirektor Obersteiner dazu. Die En-amor-Wortfolge wurde aber bereits ab 1437 in Handschriften von Herzog Friedrich selbst genutzt.

Warum spielt A.E.I.O.U. überhaupt eine Rolle?

Die Buchstabenfolge ist mehr als nur ein skurriler Fakt, der Schulkindern eingetrichtert wird. Erstmals wurde die Abkürzung 1437 nachgewiesen. A.E.I.O.U. steht auf vielen Gebäuden - nicht nur in Österreich, sondern in vielen Gebieten, die zum Habsburgerreich gehörten. So kannst du sie auf Häusern in Wien, aber auch inTriest und Meran finden.

A.E.I.O.U.-Schriftzug auf der Grazer Burg
A.E.I.O.U. wurde auf vielen Gebäuden angebracht - etwa hier auf der Grazer Burg. © Willfried Gredler-Oxenbauer / picturedesk.com / BuzzFeed Austria

Zahlreiche Historiker:innen erforschten den Hintergrund. Wie „orf.at“ berichtet, sind über die Jahre knapp 300 bekannte Interpretationen entstanden. Neben „Alles Erdreich ist Österreich untertan“ macht oft auch eine makabre Version die Runde: „Aller erst ist Österreich verloren.“

Falls du diese Information begierig aufgesogen hast, kannst du dich freuen. Es gibt nämlich noch 9 Fakten über Österreich, mit denen du alle beeindrucken kannst.

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