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Pfefferspray gegen Demonstrierende: Was du über die umstrittene Gaskonferenz wissen musst

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Von: Ana Wetherall-Grujic

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Bei Protesten gegen die Gaskonferenz besprühte die Polizei Demonstrierende mit Pfefferspray.
Bei Protesten gegen die Gaskonferenz besprühte die Polizei Demonstrierende mit Pfefferspray. © Tobias Steinmaurer / APA / Picturedesk

Gegen die Gaskonferenz gehen Hunderte in Wien auf die Straße. Die Polizei reagiert mit Platzverbot, Pfefferspray und Einkesselung. Doch warum regt dieses Treffen der Gaslobby auf?

Fridays For Future nennt es das „‘Who‘s who‘ der zerstörerischen Gasindustrie“: Die Rede ist von der European Gas Conference (EGC). Sie findet zwischen 27. und 29. März in Wien statt - begleitet von Protesten. Klimaschützer:innen haben unter anderem die Donau grün gefärbt und mit Sitzblockaden dagegen protestiert, dass sich Expert:innen von Gasunternehmen wie BP und OMV mit Politiker:innen in Wien treffen. Am Montag, 27. März, setzte die Polizei nun Platzverbot und Pfefferspray gegen die Aktivist:innen ein.

Was ist die Gaskonferenz?Die European Gas Conference (EGC) ist ein Treffen der Gaslobby
Wo findet die Gaskonferenz statt?Im Marriott-Hotel am Parkring in Wien
Worum geht es bei der Gaskonferenz?In diesem Jahr liegt der Fokus unter anderem auf Flüssiggas und dem Ukraine-Konflikt.
Wer demonstriert gegen die Gaskonferenz?Hunderte Umwelt-Aktivist:innen und Demonstrierende gehen gegen die Gaskonferenz auf die Straße

Doch woher kommt die Aufregung gegen die Fachkonferenz? Und wie reagiert die Polizei auf die Umwelt-Aktivist:innen?

1. Worum geht es bei der Gaskonferenz?

Vertreter:innen von Energiekonzernen treffen sich bereits seit 2010 jährlich im Rahmen der EGC und tauschen sich dabei mit Expert:innen und politischen Playern aus. Auf ihrer Webseite bezeichnet sich die Gaskonferenz selbst als „weltweit führendes Netzwerk von Führungskräften im Energiesektor“. „Unsere Mission ist es, Kapital zu mobilisieren“, schreibt die EGC.

In diesem Jahr soll der Schwerpunkt der European Gas Conference unter anderem auf flüssigem Erdgas und den Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf den Gasmarkt sein.

2. Wer nimmt an der Konferenz teil?

In diesem Jahr sprechen laut EGC-Angaben 85 Expert:innen vor über 250 Konferenz-Teilnehmer:innen. Unter den Redner:innen sind Vertreter:innen von Erdöl- und Erdgas-Unternehmen wie Osaka Gas, Equinor, aber auch der österreichischen OMV. Außerdem sprechen Repräsentant:innen der Unternehmensberatung McKinsey und des Investitionsunternehmens Blackrock.

Insgesamt werde es 100 „private Meetings“ der Teilnehmer:innen bei der Veranstaltung geben.

3. Wo findet die Konferenz statt?

Die Veranstaltung findet in Wien statt. Zunächst war nicht bekannt, wo genau. Die Veranstalter:innen hielten sich da zu auch bedeckt. Wie der „Standard“ berichtet, treffen sich die Teilnehmer:innen im Hotel Marriott.

4. Wer kritisiert die Veranstaltung?

Mehrere Umweltschutz-Organisationen und Aktivist:innen gegen Klimazerstörung verurteilen die Gaskonferenz scharf. „Mit Protestaktionen wie Blockaden beim Tagungsort werden wir gegen klimaschädliche, undemokratische und unsoziale energiepolitische Entscheidungen protestieren, die dort hinter verschlossenen Türen getroffen werden“, kündigte die „Block Gas Alliance“ bereits am 21. März an.

Kritik an der Gaskonferenz gab es auch von Journalismus-Vertreter:innen. Die Veranstalter:innen machten es Journalist:innen schwierig, an der Veranstaltung teilzunehmen. Wie „orf.at“ berichtet, verlor mindestens ein bereits zugelassener Journalist seine Akkreditierung. Laut EGC liege das an Überbuchung und „einige“ Akkreditierungen hätten deshalb zurückgezogen werden müssen. Der Presseclub Concordia kritisierte die EGC und forderte, die zurückgezogene Akkreditierung wieder auszustellen - jedoch vergeblich.

5. Wer demonstriert in Wien gegen die Gaskonferenz?

In Wien demonstrieren neben lokalen Umwelt-Demonstrierenden auch Aktivist:innen aus dem Ausland. Vertreter:innen von „Don‘t Gas Africa“ kritisieren, dass Menschen in Afrika wegen der Fossilindustrie in die Armut abrutschen. „Anstatt Förderrechte für fossile Brennstoffe an multinationale Konzerne zu verkaufen, sollten die afrikanischen Staats- und Regierungschef:innen in saubere, erneuerbare Energien investieren, die den Menschen auf dem ganzen Kontinent direkt zugutekommen, ohne ihre Gesundheit zu schädigen“, fordert Dean Bhekumuzi Bhebhe vor Beginn der Konferenz.

Wie „orf.at“ berichtet, haben sich „zahlreiche führende Stimmen“ von Fridays For Future für Proteste angekündigt. Luisa Neubauer, eine der Führungsfiguren des Deutschland-Ablegers der Protest-Gruppe, soll an einer Pressekonferenz vor der OMV-Zentrale am Dienstag teilnehmen.

6. Welche Protestaktionen gab es?

Am Samstag färbten Umweltschützer:innen die Donau grün ein. Damit wollten sie gegen das Greenwashing der Veranstalter:innen demonstrieren. Am Sonntag blockierten Protestierende das Privatjetterminal am Flughafen Schwechat.

Am Montag gab es mehrere Sitzblockaden in Wien. Hunderte Menschen blockierten die Straßen vor dem Marriott-Hotel in Wien.

7. Wie reagierte die Polizei?

Wie „orf.at“ berichtet, setzte die Polizei bei einer nicht angemeldeten Versammlung an der Kreuzung Johannesgasse/Kantgasse Pfefferspray gegen Demonstrierende ein. Zunächst soll die Polizei Demonstrierende eingekesselt und Identitätsfeststellungen unterzogen haben.

Wie die Polizei Wien auf Twitter schreibt, hätten Beamte bei Demo-Teilnehmer:innen „von einer Baustelle entwendete Steine aufgefunden“. Zwei Beamte seien bei versuchten Widerständen leicht verletzt worden. Außerdem sprach die Polizei ein Platzverbot im Bereich des Parkrings aus.

Videos des Journalisten Markus Sulzbacher zeigen, wie Polizist:innen die eingekesselten Demonstrierenden, die deshalb nicht ausweichen können, mit Pfefferspray besprühen. Die österreichische Umweltaktivistin Lena Schilling teilte auf Twitter Videoaufnahmen, die aus dem Kessel aufgenommen worden zu sein scheinen.

Du willst mehr über Umwelt-Aktivist:innen lesen? Dann findest du hier eine Erklärung, warum Mitglieder der „Letzten Generation“ vor Gericht in Linz verloren haben.

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