In Griechenland dürfen Schwule endlich Blut spenden, in Österreich müssten sie dafür ein Jahr keinen Sex haben

Griechenland hebt das Blutspendeverbot für Schwule auf. Auch in Frankreich dürfen homo- und bisexuelle Männer künftig uneingeschränkt Blut spenden.
In Österreich sieht das anders aus. Hier werden „Männer, die Sex mit Männern haben“ noch immer anders behandelt als heterosexuelle Menschen. Erst letztes Jahr hat die Regierung einen Antrag der NEOS auf Gleichstellung beim Blutspenden abgelehnt.
In a Nutshell
- Was ist passiert? Griechenland und Frankreich gehören nun zu den Ländern, in denen homosexuelle und bisexuelle Menschen nicht mehr von der Blutspende ausgeschlossen werden.
- Was bedeutet das? Die Ausgrenzung dieser Gruppen geht auf die AIDS-Krise zurück. Männer, die Sex mit Männern hatten, galten als Risikogruppe für die damals noch wenig erforschte Krankheit. So sollten Menschen, die Spenderblut erhielten, vor einer Infektion mit der Krankheit geschützt werden.
- Wieso interessiert dich das? In Österreich dürfen schwule und bisexuelle Männer nur unter Einschränkungen Blut spenden. Immer wieder gibt es Forderungen, diese Diskriminierung aufzuheben.
Frankreich beendet „Ungerechtigkeit, die nicht mehr zu rechtfertigen war“
Ein schwuler oder bisexueller Mann in Frankreich konnte bisher nur dann Blut spenden, wenn er zuvor vier Monate keinen gleichgeschlechtlichen Sex hatte. Ab dem 16. März gibt es diese Einschränkung nicht mehr. „Wir beenden eine Ungerechtigkeit, die nicht mehr zu rechtfertigen war“, begründet der französische Gesundheitsminister Olivier Véran die Entscheidung auf Twitter.
Der Fragebogen, den Blutspender:innen ausfüllen müssen, soll künftig keine Fragen mehr aufführen zu „Männern, die Sex mit Männern haben“. Stattdessen will man Fragen zu verschriebenen Medikamenten vor oder nach einem HIV-Risikokontakt hinzufügen. Wer diese Medikamente eingenommen hat, wird dann für vier Monate nach der letzten Einnahme von der Blutspende ausgeschlossen. Wie viele andere europäische Länder hatte Frankreich Männern, die gleichgeschlechtlichen Sex hatten aufgrund der Aids-Krise in den 80er-Jahren verboten, Blut zu spenden. Seit 2016 konnten sie unter der Voraussetzung, vier Monate abstinent gewesen zu sein, ihr Blut abzapfen lassen.
Griechenland hebt Blutspendeverbot für Schwule und Bisexuelle auf
Das Blutspendeverbot für Schwule und Bisexuelle gab es in Griechenland schon ab 1977, also noch vor der Aids-Krise. Bis jetzt waren diese Personen komplett von der Blutspende ausgeschlossen. Am 10. Jänner hat nun der griechische Gesundheitsminister Thanos Plevris schließlich einen Erlass unterschrieben, der diese Diskriminierung künftig aufhebt. Die Kriterien des Blutspende-Fragebogens werden demnach geändert und Männer, die gleichgeschlechtlichen Sex haben, von der Liste der ausgeschlossenen Personen gestrichen.
Österreich hält an Einschränkungen fest
In Österreich werden homosexuelle und bisexuelle Männer bei der Blutspende noch immer anderes behandelt als heterosexuelle Menschen oder homosexuelle wie bisexuelle Frauen. Seit 2019 dürfen sie zwar Blut spenden, allerdings nur, wenn sie 12 Monate keinen gleichgeschlechtlichen Sex hatten. Übrigens dürfen auch Personen, die innerhalb der letzten 12 Monate mit mehr als drei Sexualpartner:innen hatten sowie Frauen, die Sex mit einem Mann hatten, der wiederum zuvor gleichgeschlechtlichen Sex hatte.
Männer, die in einer monogamen, gleichgeschlechtlichen Beziehung leben, werden hier also anders behandelt als Personen, die in einer heterosexuellen Beziehung sind. Erst letztes Jahr brachte die liberale Oppositionspartei NEOS einen Antrag im Parlament ein, um diese Ungleichbehandlung aufzuheben. Sie forderten eine Regelung, wie es sie bereits in Spanien oder Italien gibt. Hier wird nicht die sexuelle Orientierung als Maßstab für eine Erlaubnis zum Blutspenden herangezogen, sondern das Risikoverhalten der einzelnen Spender:innen. Die Regierungskoalition der Grünen und der ÖVP lehnte den Antrag allerdings ab und hielt an der Einschränkung für homo- und bisexuelle Männer fest.
Die AIDS-Krise in den 80ern
In Europa wird immer wieder über den Ausschluss von homosexuellen und bisexuellen Männern bei der Blutspende diskutiert. Das Verbot geht auf die AIDS-Krise in den 80ern zurück, als sich die damals noch wenig erforschte, sexuell übertragbare und durch eine HIV-Infektion ausgelöste Krankheit weltweit ausbreitete. Weil sich die Krankheit vor allem unter schwulen Männern rasant verbreitete, wurde sie von Medien reißerisch als „Schwulenpest“ oder „Homosexuellenseuche“ bezeichnet. Weil damals auch zahlreiche Bluter durch infiziertes Spenderblut angesteckt wurden, schloss man Männer, die Sex mit Männern hatten, komplett von der Blutspende aus.
Heute weiß man, dass eine Ansteckung mit dem HI-Virus nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun hat. Vielmehr ist das persönliche Sexualleben entscheidend. Das Virus kommt besonders häufig in Körperflüssigkeiten vor, mit denen man beim Geschlechtsverkehr in Berührung kommt, also Sperma, Scheidenflüssigkeit, Menstruationsblut oder Flüssigkeit auf der Darmschleimhaut.
Eine Diskriminierung bei der Blutspende aufgrund der sexuellen Orientierung sehen daher immer mehr Länder als nicht mehr notwendig an. Der französische Gesundheitsminister etwa, verwies bei der Ankündigung der neuen Regelung auf einen umfangreichen Beratungsprozess mit wissenschaftlichen Gruppen, um für die Sicherheit des Blutes zu sorgen. Eine Ungleichbehandlung sei demnach in dem Gesetz nicht mehr notwendig gewesen.