1. BuzzFeed.at
  2. News
  3. Gender

Care-Arbeit - und die daraus entstehende Krise für Frauen

Erstellt:

Von: Natascha Berger

Kommentare

Eine Mutter ist mit ihren Kindern unterwegs.
Unbezahlte Care-Arbeit verrichten meist Frauen. © IMAGO / Michael Gstettenbauer

Egal ob bezahlte oder unbezahlte Care-Arbeit: Sie ist unentbehrlich für die Gesellschaft. Doch trotzdem sind es auch heute fast nur Frauen, die unter den Strukturen der Pflegearbeit leiden und mit den Folgen leben müssen. 

Care-Arbeit bezeichnet jene Tätigkeiten, bei denen sich ein Mensch um die psychischen, physischen und entwicklungsbezogenen Bedürfnisse anderer Menschen kümmert. Doch während diese Arbeiten system- und gesellschaftsrelevant sind, fehlt es an Bezahlung und Anerkennung. Die Leidtragenden sind Frauen.

Waschen, Putzen, Kochen, den Kindern bei den Hausaufgaben helfen und abends noch die pflegebedürftigen Eltern mit Essen versorgen. Care-Arbeit wird jeden Tag auf der ganzen Welt geleistet - meistens von Frauen, so gut wie immer unbezahlt und von der Gesellschaft kaum wertgeschätzt. Und obwohl man meinen könnte, das Bild der klassischen Hausfrau ist im 21. Jahrhundert längst überholt, verbringen Frauen immer noch doppelt so viel Zeit mit Arbeit, für die sie keinen Cent bekommen. Und um diese unbezahlte Care-Arbeit zu verrichten, braucht es Zeit: 75 % aller Mütter mit Kindern arbeiten in Österreich in Teilzeit.

Bezahlte Care-Arbeit ist deutlich unterbezahlt - und darunter leiden meistens Frauen

Neben der unbezahlten Care-Arbeit gibt es auch bezahlte. Also Jobs in der Kinderbetreuung oder Krankenpflege. Obwohl es hier im Gegensatz zu der unbezahlten Fürsorgearbeit Gehalt gibt, bleiben die strukturellen Probleme dieselben: In Österreich sind 2017 in der mobilen Betreuung rund 93 Prozent der Pflegekräfte weiblich gelesene Personen, in stationären Einrichtungen wie Spitälern oder Altenpflegeheimen 85,5 Prozent und auch in Kindergärten sind fast nur Frauen angestellt. Die Bezahlungen sind niedrig: Rund ein Drittel der Beschäftigten im Pflege- und Sozialbereich verdient unter der Schwelle zur Armutsgefährdung. Und auch die Wertschätzung in der Gesellschaft müsste für die verrichtete Arbeit deutlich höher sein - das ist spätestens in der Corona-Pandemie klar geworden.

Care-Krise: Von Altersarmut und Mental Load

Die Folgen von schlecht bezahlten oder gar nicht bezahlten Care-Arbeit sind seit vielen Jahren deutlich und fallen unter den Begriff der Care-Krise. Rund jede sechste Frau über 65 in Österreich ist armutsgefährdet, bei den Alleinlebenden in diesem Alter ist es sogar jede vierte. Care-Arbeiter:innen sind einer doppelten Belastung ausgesetzt, die psychische Belastung (oder auch Mental Load) ist extrem hoch. Zudem befinden sich Frauen schnell in einer Spirale der Abhängigkeit: Während sie wegen unbezahlter Care-Arbeit nicht zurück in den Job können oder nur in Teilzeit arbeiten, sind sie oft auf das Einkommen einer zweiten Person angewiesen.

Care-Arbeit ist vor allem ein großes Problem in Ländern des globalen Südens: Dort verrichten Frauen bis zu 14 Stunden am Tag mit Fürsorgearbeit. Fünfmal so viel wie Männer. Da oft auch schon junge Mädchen im Haushalt und in der Familie helfen müssen, um Großeltern oder Eltern zu entlasten, bleibt bei ihnen weniger Zeit für Schule. Das Bildungsniveau bleibt vergleichsweise niedrig und die Abhängigkeit von einem Mann ist oft unausweichlich.

Auch interessant

Kommentare