„Ich bin dein Rettungsanker!“: Die Nachtgastro will für mehr Achtsamkeit bei sexuellen Übergriffen sorgen

Mit Infos am Klo, geschultem Personal und Verzicht auf sexistische Werbung soll der Besuch für Frauen in Clubs und Bars endlich sicherer werden.
Wenn du am Abend ausgehst, dich mit Freund:innen triffst, abschalten und vielleicht auch ein bisschen feiern willst, willst du nicht ständig darauf achten, was du tust, wie du dich gibst, wie du dich kleidest. Denn bist du eine Frau, ist die Wahrscheinlichkeit nicht so gering, dass dich irgendein Typ blöd anlabert, dir auf den Po greift oder gar K.O.-Tropfen ins Getränk mischt. Frauen werden im Nachtleben immer noch als Freiwild betrachtet.
Zahlen dazu zu bekommen, ist schwierig, meist wird nicht darüber gesprochen. Ein derartiger Übergriff, vornehmlich sexuell motiviert, führt dazu, dass du dich als Opfer wahrnimmst. Und diese Rolle nimmt niemand gern ein. Die aktuellste Studie zum Thema ist bereits acht Jahre alt. Eine EU-weite Studie zu Gewalt gegen Frauen aus dem Jahr 2014 besagt, dass jede dritte Frau seit dem 15. Lebensjahr einen körperlichen und/oder sexuellen Übergriff erleben hat müssen.
Ein Leitfaden und ein Rettungsanker
Vieles davon passiert im privaten Bereich, im Büro, an der Uni, in Freibädern, in Öffis. Oder eben in der sogenannten Nachtgastro, in Clubs, in Bars, in anderen Lokalen. Immerhin hat in diesem Bereich in den letzten Jahren eine Art Sensibilisierung eingesetzt. Soll heißen: Man bietet einerseits Hilfe vor Ort an, andererseits versucht man zu verhindern, dass es überhaupt zu sexuellen Übergriffen kommt. Dazu hat die Vienna Club Commission vor ziemlich genau einem Jahr, im September 2021, einen Leitfaden zur Vermeidung von sexueller Belästigung veröffentlicht. Darin werden unter anderem Themen wie eine im Club geltende Hausordnung, Rückzugsräume oder Poster mit entsprechenden Infos angesprochen.
Die Kampagne „Ich bin dein Rettungsanker!“ des Wiener Frauenservice wiederum wurde zunächst in den Öffis, in Freibädern und auf der Donauinsel eingesetzt, der nächste logische Schritt waren Clubs und Bars. Sie setzt dabei auf direkte Zusammenarbeit mit der Nachtgastro. So sollen Security- und Barpersonal entsprechend geschult werden und die Bitte um Hilfe nicht nur ernst nehmen, sondern selbige auch sinnvoll anbieten. Auf den Klos sind Infoblätter ausgelegt, der an der Kampagne teilnehmende Club verpflichtet sich, keine sexistische Werbung mehr zu schalten, sei es in Form von Plakaten oder auf Instagram und Co.
Der Volksgarten geht mit gutem Beispiel voran
Die Räume des betreffenden Lokals sollten auf ihre Sicherheit überprüft werden, zum Beispiel hinsichtlich des Lichtkonzepts. Natürlich solle es nicht gleißend hell sein, ein wenig Licht hat aber noch keine Partylaune ruiniert. Zwar ist mit dem Wiener Volksgarten derzeit nur ein einziger Club Teil der Kampagne „Ich bin dein Rettungsanker!“, dem Wiener Frauenservice zufolge laufen aber Gespräche mit anderen Clubs. In einigen Lokalen kann man sich übrigens an die Bar wenden und einen „Angle Shot“ bestellen. Das ist das Codewort dafür, dass dir ein Taxi für die Fahrt nach Hause bestellt wird. Immerhin, ein Anfang.