Petition: Tausende fordern, dass Österreich Endometriose als ernste Krankheit anerkennt

Endometriose ist eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen. Jede zehnte Frau ist davon betroffen. Trotzdem ist die Krankheit noch immer beinahe unbekannt. Eine Petition soll das ändern.
Frankreich hat bereits Anfang des Jahres einen sogenannten nationalen Aktionsplan vorgestellt, um künftig die Diagnose, Behandlung und Erforschung von Endometriose zu verbessern. Denn Betroffene der Krankheit müssen oft lange auf eine Diagnose warten oder werden überhaupt fehldiagnostiziert. Und das, obwohl Endometriose bereits 1860 entdeckt wurde. In Österreich sind laut dem Endometriosezentrum in Wien zwischen 15.000 und 70.000 Frauen betroffen. Die Dunkelziffer dürfte aber viel höher liegen. Tausende Österreicher:innen fordern nun auch hierzulande einen Aktionsplan, um Patientinnen den jahrelangen Hürdenlauf zu ersparen.
Österreicher:innen fordern einen Endometriose-Aktionsplan
Über 11.000 Österreicher:innen haben die Petition „#DiagnoseEndometriose: Nationaler Aktionsplan jetzt!“ bereits unterzeichnet. Bei Endometriose siedelt sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter an. Die Gewebewucherungen siedeln sich dann beispielsweise an den Eierstöcken, an der Blase oder am Darm an. Dieses Gewebe verhält sich aber so wie in der Gebärmutter und sondert einmal im Monat Blut ab. Weil das Blut keine natürliche Abflussmöglichkeit hat, entstehen Entzündungen und Verwachsungen. Das führt bei den Betroffenen zu starken Schmerzen. Um ihnen zu helfen, fordern die Unterzeichner:innen der Petition den österreichischen Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein auf, einen nationalen Aktionsplan auszuarbeiten und umzusetzen.
„Unzureichende Forschung und mangelndes Bewusstsein bei Ärzt:innen und in der Bevölkerung haben zur Folge, dass diese extremen Schmerzen oft nach wie vor als ‚normal‘ abgetan werden“, heißt es im Text der Petition. Erstunterzeichnerin ist die Endometriose Vereinigung Austria (eva). Der ehrenamtliche Verein setzt sich seit 2002 dafür ein, die allgemeine Bekanntheit und Wahrnehmung der Erkrankung Endometriose zu verstärken.
„Starke Schmerzen waren ‚normal‘“
Daniela ist eine der über 11.000 Unterzeichner:innen der Petition. „Ich habe #DiagnoseEndometiose unterschrieben, weil die Krankheit sogar unter Frauenärzt:innen viel zu unbekannt ist“, erklärt sie gegenüber BuzzFeed Austria. Die Österreicherin ist selbst betroffen. „Meine Frauenärztin hat nicht erkannt, dass ich eigentlich stark ausgeprägte Endometriose habe. Starke Schmerzen waren für mich daher ‚normal‘“.
An einem Tag im Sommer 2020 konnte Daniela schließlich vor Schmerzen nicht mehr vom Boden aufstehen. Ihre Ärztin stellte später eine 12 Zentimeter große Zyste im Bauchraum fest und überwies die Patientin an das Krankenhaus Wiener Neustadt. Dort sollte die Zyste operativ entfernt werden. „Rein durch Eigeninitiative und -recherche habe ich die Krankheit Endometriose vermutet und mir einen Termin bei einem Endometriose-Spezialisten ausgemacht. Er hat dann bei mir die ausgeprägte Endometriose festgestellt und mich dann auch persönlich operiert, was sehr gut war, da laut ihm die große Zyste sehr verwachsen und nicht einfach zu operieren war“, erzählt uns Daniela.
Seit der Diagnose weiß Daniela, wie sehr Betroffene in Österreich mit dieser chronischen Krankheit allein gelassen werden: „In Deutschland gibt es wenigstens eigene Reha-Zentren für Endometriose, die man nach einer OP besuchen darf.“ Die gynäkologische Erkrankung ist noch immer weitgehend unerforscht. Eine komplette Heilung ist nicht möglich. „Also heißt es selbst ausprobieren, ob man sich mit Dingen wie Ernährung, Physiotherapie usw. helfen kann. Das ist psychisch belastend und auch kostspielig. Ich würde mir wünschen, dass dieser Krankheit mehr Beachtung und auch finanzielle Mittel geschenkt werden, da es wirklich viele Frauen betrifft und viele einen langen Leidensweg haben von zig OPs, über tägliche Schmerzen bis hin zu unerfülltem Kinderwunsch“, appelliert Daniela.
Aktionsplan in Frankreich
In Frankreich kündigte Präsident Emmanuel Macron bereits am 11. Jänner einen nationalen Aktionsplan gegen Endometriose an. Die Erkrankung ist bei Französinnen der häufigste Grund für Unfruchtbarkeit. Der Plan soll helfen, die Krankheit besser verständlich zu machen und Bewusstsein dafür zu schaffen. So soll nicht nur die Diagnose, sondern auch die Behandlung der Betroffenen verbessert werden. Mehr Geld soll außerdem in die Erforschung von Endometriose gesteckt werden. Der Großteil der neuen Strategie im Kampf gegen die Krankheit basiert auf der Arbeit von Gynäkologin und Europapolitikerin Chrysoula Zacharopoulou. Sie veröffentlichte vor Kurzem einen Bericht darüber, was Regierungen tun können, um die Behandlung und Diagnose von Endometriose zu verbessern.
Wir haben auch mit Rita Hofmeister, die selbst an Endometriose erkrankt ist und ein Selbsthilfebuch geschrieben hat, über ihre Erfahrungen gesprochen.