4 Frauen erzählen, wie schlecht sie wirklich in einem österreichischen Krankenhaus behandelt wurden

Vier Frauen erzählen gegenüber BuzzFeed Austria von traumatisierenden Spital-Erlebnissen in Österreich und warum sich die Thematik um Gleichberechtigung dreht.
Klara (Name von der Redaktion geändert) wurde wegen starken Unterleibsschmerzen in einem Wiener Krankenhaus stationär aufgenommen. Nach der ersten gynäkologischen Untersuchung stand die Diagnose einer Entzündung des Gebärmutterhalses im Raum. „Natürlich habe ich verstanden, dass es bis zu einer richtigen Beurteilung meines Zustands Zeit braucht - gewusste hätte ich es trotzdem gerne schneller. Dennoch wünsche ich mir bis heute, dass das folgende Gespräch nicht stattgefunden hätte.“
„Und da ich eine Frau bin, liege es auch in meiner Verantwortung“
Klara wurde von einer Krankenpflegerin aufgefordert, ihr zu folgen. In einem kleinen Raum war es der Pflegerin ein Anliegen mit Klara über ihren möglichen Befund zu sprechen - den es zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben hat. „Sie hat meine Hand in ihre gelegt und mich darum gebeten, ihr ganz genau zuzuhören.“ Das hat Klara auch gemacht - heute wünscht sie sich, sie hätte es nicht getan. „Sie sprach lauthals davon, dass sich unsere Population weiter fortpflanzen muss. Und da ich eine Frau bin, liege es auch in meiner Verantwortung dafür zu sorgen. Die Ursachen der Unterleibsschmerzen könnten auch darauf zurückzuführen sein, dass ich eine Krankheit habe, die mich unfruchtbar macht, so die Pflegerin.“
Klara verstand, dass es der Pflegerin wohl wichtiger war, dass sie eines Tages Kinder bekommt als ihr jetziger Zustand. Und das fand Klara nicht nur übergriffig, sondern verunsicherte sie auch: Welche anderen Krankheiten? Wie schlimm könnte die Diagnose wohl ausfallen? Und außerdem weiß Klara seit ihrem 11. Lebensjahr, dass sie keine Kinder möchte - alles passte nicht zusammen.
„Es war ihnen egal, wie oft ich versuchte ihnen zu versichern, dass meine Geschichte stimmt“
Klara ist jedoch kein Einzelfall. Auch Marion, Liliane und Sally (Namen von der Redaktion geändert) haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Und alle Geschichten haben eines gemeinsam: Übergriffigkeit. Besonders Marion findet die Erkenntnis erschreckend, immerhin hielt sie Spitäler für einen sicheren Ort. Geändert hat sich ihre Ansicht, als sie mit 19 Jahren eine Nacht in einem österreichischen Krankenhaus verbringen musste.
Den Abend hatte sie zuvor in einer Bar verbracht. Getrunken hatte sie lediglich zwei Gläser Wein, weil sie am nächsten Tag arbeiten musste. Nach dem zweiten Glas fühlte sie sich schlagartig unwohl. Sie hatte keine Kontrolle mehr über ihren Körper und fiel in Ohnmacht. Eine Freundin rief den Notarzt und somit landete Marion in einem Spital.
Bevor sich durch eine Urinprobe herausstellte, dass ihr K.-o.-Tropfen verabreicht wurden, musste sie sich in mehreren (halbwachen) Gesprächen erklären. „Mir haben zwei Ärzte wiederholt die Frage gestellt, ob ich wirklich sicher bin, nur zwei Gläser getrunken zu haben. Sie haben mir nicht geglaubt und mir anschließend auch unterstellt, ich hätte Drogen konsumiert. Es war ihnen egal, wie oft ich versuchte, ihnen zu versichern, dass meine Geschichte stimmt - geglaubt haben sie erst dem Urintest.“
„Während der gesamten Untersuchung hat er von verschiedenen Arten der Vulva gesprochen“
Liliane und Sally wurden beide in einem Wiener Spital beraten. Sally kam mit einem Bruch, der geröntgt wurde und später vergipst. Während der Prozedur des Verbindens wurde ihr von einem Arzt geraten, Gewicht zu verlieren. Es hatte nichts mit ihrem eigentlichen Spital-Besuch zu tun, der Arzt hielt es trotzdem für erwähnenswert. „Ab einem gewissen Punkt meinte er, dass mein Gewicht Schuld an dem Bruch hatte. Wäre ich nämlich schlanker, wäre ich nicht gestürzt. Bis heute denke ich darüber nach, logisch erscheint es mir noch immer nicht.“ Liliane passierte eine ähnliches Erlebnis.
Liliane litt sehr unter starken Schmerzen, sodass sie in ein Krankenhaus fahren musste und sofort untersucht wurde. „Der Arzt wirkte anfangs sehr nett auf mich. Aber das änderte sich schnell, als ich mit gespreizten Beinen dalag. Während der gesamten Untersuchung hat er von verschiedenen Arten der Vulva gesprochen: Welche schön sind, welche nicht. Es war mir wirklich unangenehm - besonders als er meine komplimentierte.“ Liliane hätte eigentlich stationär aufgenommen werden sollen, sie verließ das Krankenhaus nach der Untersuchung jedoch freiwillig.
Es muss sich etwas ändern
Übergriffigkeiten in aller Art sind nie OK. Schon gar nicht, wenn man sich in einer Notsituation befindet. Aber die Fälle der vier Betroffenen zeigen lediglich, was wir leider bereits wissen: Wir verdanken dem Patriarchat nicht nur den Gender Pay Gap oder sexistische Kommentare, sondern Diskriminierung in allen Bereichen. Zeit, dass sich etwas ändert.
Passend dazu: Veraltete Geschlechterrollen sind nicht nur absolut dämlich, sie können auch aufs Herz gehen.