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Wenn Frauen endlich mit Männern gleichgestellt wären, ginge es auch unserer Wirtschaft besser

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Von: Emily Erhold

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Frau arbeitet in einem technischen Beruf.
Symbolbild: Die Gleichstellung von Frau und Mann hilft auch usnerer Wirtschaft © Highwaystarz/Loop Images/Imago

Die Durchschnittsfrau verdient nicht so viel wie der Durchschnittsmann. Das schadet nicht nur Frauen, sondern auch Männern und wenn wir schon dabei sind: der ganzen Gesellschaft. Denn die Gleichstellung der Geschlechter hilft uns, wirtschaftlich voran zu kommen.

Feminist:innen kennen die alte Leier: Wer sich für die Gleichstellung der Frau einsetzt, würde auch einen Verlust für den Mann fordern. Das stimmt aber nicht. Wer genauer hinsieht, weiß: Gleichberechtigung hilft allen. Genauer gesagt würde die Geschlechtergleichstellung mehr Arbeitsplätze schaffen und die Wirtschaft in unserem Land ankurbeln. Das zeigt zumindest die Wissenschaft.

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Gender Equality: Gleiche Chance für alle bedeutet mehr Chancen für alle

Seit dem 25. Oktober 2021 arbeiten Frauen in Österreich gratis. Das Ganze muss man natürlich statistisch sehen. Die Berechnung bezieht sich auf die Lücke zwischen dem Durchschnittsbruttolohn der Frauen und dem Durchschnittsbruttolohn der Männer. Der Unterschied, den man auch als Gender Pay Gap bezeichnet, betrug heuer 18,5 Prozent. Gründe für die Lohnschere gibt es viele. Sie liegen nicht nur in der direkten Diskriminierung von Frauen durch Arbeitgeber:innen, sondern in den tiefen Strukturen unserer Gesellschaft.

Frauen übernehmen immer noch einen Großteil der unbezahlten Care-Arbeit in der Familie - soll heißen: Es sind noch immer vor allem Frauen, die sich um Kinder, den Haushalt oder pflegebedürftige Angehörige kümmern. Nicht zuletzt deswegen gehen vor allem Frauen Teilzeit- oder geringfügigen Jobs nach. Die Führungsebenen von Unternehmen sind vorwiegend männlich besetzt.

Aber auch die Branchen, in denen Frauen arbeiten, spielen eine Rolle. Wenn es um Mathe- und IT-Skills bei Absolvent:innen geht, gibt es noch immer einen Frauenmangel. Laut der Agenda Austria arbeiten Frauen zudem öfters als Männer in Jobs, für die sie überqualifiziert sind. Hinzu kommt in einigen (zu vielen!) Fällen noch immer eine direkte Diskriminierung von Frauen, bei der sie für die gleiche Arbeit weniger Geld bekommen als ihre männlichen Kollegen.

Diese Ungleichbehandlung von Frauen muss aufhören. Denn die gleichen Chancen für Frauen bedeutet auch mehr Chancen für Männer: Mehr Abreitsplätze, ein besseres Abreitsumfeld und generell eine besser Wirtschaftsleistung könnten dabei rausschauen.

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Geschlechtergleichstellung lässt Zahl der Beschäftigten schneller steigen

Laut einer 2017 veröffentlichten Studie des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen (EIGE) würde eine verbesserte Gleichstellung zwischen Mann und Frau bis zum Jahr 2050 (auch wenn man hier erwähnen sollte, dass es natürlich mehr als diese zwei Geschlechter gibt), die Beschäftigungsquote innerhalb der EU auf 80 Prozent heben. Beschäftigte sind all jene, die in einem Unternehmen oder Betrieb arbeiten und sozialversichert sind. Auch ohne Gender Equality würde die Anzahl der Beschäftigten ansteigen, allerdings langsamer und bis 2050 nur auf 76 Prozent.

Wieso ist das gut? Mehr Beschäftigte bedeutet mehr Menschen, die ein fixes Einkommen haben. Außerdem hat Arbeit auch immer mit Selbstverwirklichung zu tun. Eine hohe Beschäftigungsquote ist daher eines der höchsten wirtschaftlichen Ziele eines Landes.

Lösungsstrategien für Gender Equality sorgt für Arbeitsplätze

Laut den Ergebnissen der Studie könnte man bis 2050 mit mehr Gender Equality 10,5 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Wichtig wäre es laut EIGE vor allem, mehr Frauen dazu zu bewegen, eine Ausbildung im MINT Bereich (Studienfächer im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) zu absolvieren. Denn hier gibt es einen Fachkräftemangel und Engpässe am Arbeitsmarkt.

Noch immer ist es aber so, dass sich weniger Frauen für eine Ausbildung in den sogenannten MINT-Fächern entscheiden - und das trotz zahlreicher Initiativen, um Frauen in diese Fächer zu locken. Schuld könnte das jahrelang andauernde Klischee sein, dass Frauen in Naturwissenschaften schlechter abschneiden. Noch immer schätzen sie ihre Mathematik- und Computervorkenntnisse schlechter ein als Männer.

Höhere wirtschaftliche Leistung kann auch einen höheren Lebensstandard bedeuten

Aufgrund der höheren Beschäftigung und verbesserten Arbeitsmarktaktivität würde eine zunehmende Gleichstellung von Mann und Frau auch zu einem höheren Bruttoinlandsprodukt (BIP) führen. Das BIP sagt aus, wie gut es der Wirtschaft eines Landes geht. Steigt das BIP bedeutet das Wirtschaftswachstum. Laut der EIGE-Studie würde eine bessere Geschlechtergleichstellung einen Anstieg von zehn Prozent bis 2050 bedeuten. Und Wirtschaftswachstum kann wiederum zu einem höheren Lebensstandard der Bevölkerung führen. Auch die Weltbank kam 2012 in ihrem Weltentwicklungsbericht zu dem Schluss, dass eine bessere Gender Equality wirtschaftliche Produktivität steigern würde.

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Diversity: Größere Vielfalt ist motivierend

Die Politikwissenschafterin Stefanie Wöhl, die zu Diversity und Gendergleichheit forscht, sieht ebenfalls einen wirtschaftlichen Nutzen in der Gleichstellung von Mann und Frau: „Es zeigt sich bereits, dass Frauen in bestimmten Berufen für Vielfalt sorgen. Das gilt übrigens auch für andere Gruppen, beispielsweise People of Color. Das Konzept von Diversity wird daher auch von vielen Firmen aufgegriffen, um die Firmenkultur zu verbessern und die verschiedenen Talente zu nutzen.“

Für sie ist Gender Diversity eine Win-Win-Situation: „Ich denke, dass es natürlich einen wirtschaftlichen Nutzen hat, wenn sich die Menschen gleichberechtigt fühlen und sich in ihrem Arbeitsumfeld wohlfühlen. Das führt dazu, dass sie gerne arbeiten gehen und das wiederum steigert die Arbeitsproduktivität.“

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