Emotionales Coming-out eines FIFA-Schiedsrichters: „Habe mein wahres Ich geopfert“

Igor Benevenuto ist FIFA-Schiedsrichter - und machte nun seine Homosexualität öffentlich.
Während die Frauen bei der Fußball-Europameisterschaft in England - auch mit österreichischer Beteiligung - derzeit für große Begeisterung sorgen, steht ein brasilianischer Schiedsrichter in etwas anderen Schlagzeilen. Igor Benevenuto pfeift Spiele auf dem höchsten Niveau des Fußball-Weltverbands FIFA. In einem Podcast des brasilianischen Sportmediums „Globo Esporte“ gab der 41-Jährige vor Kurzem sein Coming-out bekannt. Damit ist er einer der ersten aktiven Schiedsrichter auf dem höchsten Niveau, der seine Homosexualität publik machte. Benevenuto kritisierte jedoch auch, wie im Profifußball mit Homosexualität umgegangen wird.
Emotionales Coming-out eines FIFA-Schiedsrichters
Die zahlreichen Vorurteile, die es im Fußball gibt, sind kein Geheimnis. Ähnliches gilt für den Umgang mit Homosexualität im Profifußball. Laut Benevenuto sei dieser nämlich „eine der feindlichsten Umgebungen für einen Homosexuellen“. Der Schiedsrichter wusste schon in frühen Jahren, dass er homosexuell sei. Ein Coming-out kam für Benevenuto jedoch viele Jahre nicht infrage: „Es gab keinen perfekteren Ort, um meine Sexualität zu verstecken.“
Warum es so lange gedauert hat, sich vor der Fußball-Community zu outen? Um sich selbst vor homophoben Angriffen zu schützen, wie Benevenuto bewegend erklärte:
„Ich habe mein wahres Ich geopfert, um mich vor der physischen und emotionalen Gewalt der Homophobie zu schützen. Schwule sind es gewohnt, nicht sie selbst zu sein. Wir schränken unser Verhalten ein, um die Erwartungen der Hetero-Welt nicht zu enttäuschen.
Homosexualität im Fußball: Fast alle „im Verborgenen“
Obwohl erst jetzt öffentlich bekannt, soll die Sexualität von Schiedsrichter Benevenuto innerhalb der Fußballszene schon länger bekannt sein. Das führte allerdings auch immer wieder zu Anfeindungen - sowohl von Fans als auch Verantwortlichen in Fußballvereinen. Spieler und Trainer selbst sollen mit Benevenuto jedoch stets respektvoll umgegangen sein. Die Diskriminierung sei allerdings der Grund, warum laut dem FIFA-Schiedsrichter „99,9 Prozent der Homosexuellen in der Fußballwelt im Verborgenen leben“ würden.
Davon hat Benevenuto jetzt aber genug: „Wir existieren und verdienen das Recht, darüber zu sprechen und normal zu leben.“ Ganz ähnlich sieht das so auch der Engländer Jake Daniels, der im Mai als erst zweiter aktive Fußballprofi überhaupt seine Homosexualität in einem bewegenden Brief öffentlich machte.
Update vom 8. August, 15 Uhr: In diesem Artikel stand anfänglich, dass Igor Benevenuto der erste FIFA-Schiedsrichter überhaupt sei, der seine Homosexualität öffentlich machte. Das stimmt nicht. Bereits im Herbst 2020 outete sich der Norweger Tom Harald Hagen. Wir entschuldigen uns für den Fehler.