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„Nichts ist O.K. bei K.O.-Tropfen!“: Stadt Wien will mehr Bewusstsein schaffen

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Von: Christian Kisler

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Montage: K.O.-Tropfen werden in einen Drink geschüttet, ein Bierdeckel mit der Aufschrift: „Halt! Dein Glas fest.“
Mit einer neuen Kampagne will die Stadt Wien das Bewusstsein für K.O.-Tropfen schärfen. © Achim Scheidemann/dpa/Helmut Fohringer/APA-PictureDesk/BuzzFeed Austria

Werden dir K.O.-Tropfen ins Getränk gemischt, verlierst du das Bewusstsein, dir fehlt die Erinnerung für Stunden. Die Zahlen sind zuletzt beträchtlich gestiegen.

Eine Verdreifachung in den letzten beiden Jahren jener Fälle, bei denen vor allem Frauen K.O.-Tropfen ins Getränk gemischt worden sind: Das ist alarmierend. Waren es 2020 noch 20, bei denen der Frauennotruf beratend eingreifen musste, so waren es 2021 bereits 40 und 2022 bis jetzt 60 Fälle. Dabei ist die Dunkelziffer enorm hoch. Oft schämen sich die Opfer, meist Frauen, zur Polizei zu gehen oder werden nicht ernst genommen. Eile ist beim bloßen Verdacht aber geboten. K.O.-Tropfen können nur wenige Stunden lang nachgewiesen werden.

Um aufzuklären und Bewusstsein zu schaffen, hat die Stadt Wien eine neue Kampagne ins Leben gerufen: „Nichts ist O.K. bei K.O.-Tropfen!“ Ab 23. November werden TV-Spots gezeigt, es wird auf Instagram und Facebook gepostet. Ab 1. Dezember machen Citylights im öffentlichen Raum auf das Thema K.O.-Tropfen aufmerksam. Dazu kommen Toilettenplakate, aber auch einfache Bierdeckel mit dem Aufdruck „Halt! Dein Glas fest.“

Lass dein Getränk nicht aus den Augen, auch nicht auf WG-Partys

Das ist auch einer der Tipps, die von Frauennotruf-Leiterin Heidemarie Kargl gegeben werden, nämlich „keine Getränke von Unbekannten anzunehmen, den Weg des Glases vom Einschenken bis in die eigene Hand genau zu verfolgen und Getränke nicht unbeaufsichtigt stehenzulassen.“ Sie ergänzt: „Trotz großer Vorsicht gibt es leider keine hundertprozentige Sicherheit. Die Verantwortung und die Schuld liegt immer bei den Tätern.“ Das sind fast ausschließlich Männer.

K.O.-Tropfen werden mittlerweile nicht nur in Clubs und Discos ins Getränk gemischt, sondern auch im privaten Umfeld. Etwa auf WG-Partys, beim Daten mit Online-Bekanntschaften, auf Maturareise. „Das Gefährliche an K.O.-Tropfen ist, dass man sie in Mischgetränken nicht riecht und schmeckt. Umso wichtiger ist es, auf das eigene Getränk - auf sich selbst und auf andere - aufzupassen“, so Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál (SPÖ) bei der Präsentation der Kampagne.

Dabei gibt es mehr als 100 verschieden flüssige, aber auch feste Mittel, die als K.O.-Mittel eingesetzt werden können. Allesamt sind sie farb- und geruchlos, der etwas bittere oder seifige Geschmack wird von Alkohol oder anderen Getränken in der Regel überdeckt.

Wie bemerkst du, dass du K.O.-Tropfen erwischt hast?

Erste Symptome, dass dir K.O.-Tropfen ins Getränk gemischt worden sind, sind anfängliche Euphorie und plötzlich einsetzender Schwindel und Übelkeit. Danach folgen häufig Wahrnehmungsschwierigkeiten, eine Art Dämmerzustand, Willenlosigkeit und eine eingeschränkte Beweglichkeit bis hin zur Regungslosigkeit.

Den meisten Opfern wird erst im Nachhinein bewusst, dass ihnen möglicherweise K.O.-Mittel verabreicht wurden. Sie erwachen zu Hause oder an einem fremden Ort, von dem sie nicht wissen, wie sie dorthin gekommen sind. Dann gibt es eindeutige Hinweise auf sexuelle Übergriffe: Blutergüsse, fehlende oder schmutzige Kleidung, Schmerzen im Unterleib. Dazu kommen Gedächtnislücken und Unsicherheit, was sehr belastend sein kann.

Bei ersten Anzeichen: Ab ins Spital!

Sollten sich Anzeichen an plötzlichem Schwindel oder Übelkeit zeigen, zögere nicht, dich an eine Vertrauensperson oder das Barpersonal zu wenden oder im Zweifelsfall die Polizei unter 133 zu rufen. Das Nachweisfenster ist nämlich meist sehr klein, deshalb solltest du so schnell wie möglich in ein Krankenhaus, in dem man dir Harn und Blut abnimmt. Und das tunlichst rasch. Denn auch wenn du dich entschließt, keine Anzeige zu erstatten, ist es wichtig für ein allfälliges Strafverfahren, Proben, Befunde und Fotos von Verletzungen zu sichern.

Das alles will die Kampagne vermitteln, auch auf das gegenseitige aufeinander Aufpassen hinweisen: „Nichts ist O.K. bei K.O.-Tropfen! Passen wir aufeinander auf! Hinschauen. Handeln. Helfen.“ Beratung zum Thema K.O.-Tropfen gibt es unter 01 71719 beim 24-Stunden Frauennotruf.

Du bist unsicher am Heimweg? Der Insta-Account „Viola Walk Home“ begleitet dich nachts nachhause. Denn die Bandbreite an sexueller Belästigung ist in Österreich groß. Hier findest du außerdem alles dazu, warum du das Catcalling-Volksbegehren unterzeichnen solltest.

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