LGBTQIA+-Jugendliche haben ein stark erhöhtes Selbstmordrisiko

Die queere Community braucht mehr Sichtbarkeit und Förderungen im Bereich der psychischen Gesundheitsversorgung.
Die neuesten Ergebnisse der Umfrage des US-amerikanischen Trevor Instituts zur psychischen Gesundheit von LGBTQIA+ -Jugendlichen sind dramatisch: Lesbische, schwule, Bi- und Transgender-Teenager haben ein stark erhöhtes Selbstmordrisiko. Die von 2021 bis 2022 durchgeführte Studie analysierte sowohl die Selbstmordraten als auch die Resilienzfaktoren unter 34.000 LGBTQIA+-Jugendlichen im Alter von 13 bis 24 Jahren in den USA. 45 Prozent der Befragten hatten dabei eine nicht kaukasische Ethnizität, 48 Prozent waren Transgender- oder nicht-binäre Jugendliche.
Besonders erschreckend: Die Hälfte aller LGBTQIA+-Teenager im Alter von 13 bis 17 Jahren hat im vergangenen Jahr ernsthaft über Selbstmord nachgedacht. 18 Prozent unternahmen tatsächlich einen Suizidversuch - die Selbstmordversuchsrate ist damit doppelt so hoch wie die aller US-Teenager im Durchschnitt, mit 9 Prozent. Die Studie unterstreicht außerdem die Wichtigkeit der Suizidprävention. Erziehungsberechtigte, Lehrer:innen und politische Entscheidungsträger:innen müssen dazu beitragen, dass LGBTQIA+-Jugendliche kontinuierliche Unterstützung und ausreichend Zugang zur psychischen Gesundheitsversorgung erhalten, heißt es im Anhang.
Die wichtigsten Ergebnisse der Trevor-Studie zusammengefasst:
- 75 Prozent der LGBTQIA+-Teenager hatten im vergangenen Jahr Angstsymptome.
- Jeder zweite LGBTQIA+-Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren hatte Selbstmordgedanken.
- 61 Prozent erlebten eine oder mehrere depressive Phasen.
- 82 Prozent wünschten sich im vergangenen Jahr psychologische Betreuung.
- 60 Prozent dieser Jugendlichen hatten jedoch keinen Zugang zu medizinischer Versorgung.
Es wird besser!
Die Website Eswirdbesser.at ist seit August 2013 auch in Österreich online. Wie beim US-Vorbild „It gets better“ geht es darum, LGBTQIA+-Jugendlichen Zuversicht zu geben und auf die erhöhte Suizidgefährdung in der queeren Community aufmerksam zu machen. Thematisiert wird dabei unter anderem das Coming-Out in der Jugend - queere Erwachsene erzählen, wie sie damit umgegangen sind und wie ihr Leben mit der Zeit besser wurde.
Dass mediale Kampagnen wie „Es wird besser“ durchaus einen wichtigen Beitrag zur Selbstmordprävention leisten, zeigt indes sogar eine Studie der Abteilung für Suizidforschung und Mental Health Promotion an der Medizinischen Universität Wien aus dem Jahr 2021: Die Forscher:innen konnten belegen, dass queere Jugendliche davon profitierten, wenn sie Videos mit Personen sahen, mit denen sie sich identifizieren konnten. Speziell bei jenen LGBTQIA+ Teenagern, die depressiver waren, zeigte sich eine Verbesserung der Selbstakzeptanz und Verringerung der Suizidgefährdung.
Die Homosexuelle Initiative (HOSI) Wien spricht indes im Interview mit BuzzFeed Austria sogar von einer rund sechsmal höheren Suizidrate als andere Gleichaltrige - und schafft Klarheit bezüglich dem Thema „Rainbow-Washing“.