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Frauen in den USA mischen endlich in der Männerdomäne Baseball mit

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Von: Sophie Marie Unger

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v.l.n.r: Ila Borders bei einem Baseballspiel 1998 und Melissa Mayeux bei einem Softballspiel für die University of Louisiana.
Zwei Baseballspielerinnen, die erfolgreich gewesen wären, wenn man sie nur gelassen hätte. (Fotomontage) © Imago/BuzzFeed

Baseball ist ur amerikanisch und extrem männlich. Bislang wurde noch keine einzige Frau in die amerikanische Major League aufgenommen. Seit letztem Jahr wird die Geschlechter-Grenze aber vermehrt überquert. Wie mühsam sich der Weg für Frauen im Baseball gestaltet und welche Frauen nun endlich mitmischen, erfährt ihr in unserer Serie „Sportsfrau“.

Baseball ist, um es kurz zu machen, für Amerikaner. Ja genau, hier wurde absichtlich nicht gegendert, da es leider Fakt ist. Obwohl auch Frauen Baseball lieben und gerne spielen, ist alles was rundum die Sportart passiert auf Männer ausgerichtet. Moderiert und kommentiert werden die Spiele von Männern, berichtet wird ähnlich wie beim Fußball von den Spielerfrauen und spielen tun die Frauen höchstens in der Minor League. Doch seit vergangenem Jahr gibt es einige historische Geschlechter-Grenz-Überschreitungen. Ob die nun was ändern können?

Der Weg der baseballspielenden Frauen endet oft früh

Frauen, die heutzutage wirklich Baseball spielen wollen, brauchen einen langen Atem. Die meisten steigen schon in der Little League - also im Kindervereinssport - aus, da in der Highschool schon die erste gewaltige Hürde ansteht: Denn einer Frau steht der Zugang zum Baseballteam normalerweise mit der Begründung, dass es als Ausgleich für sie Softball gibt, nicht offen. An dieser Stelle zu bemerken ist aber, dass Männern hingegen beide Sportarten – Baseball und Softball zur Verfügung stehen. Es kommt auch häufig vor, dass Männer, die nicht professionellen oder semiprofessionellen Baseball spielen, in Softballteams aktiv sind. Softball ist also für Frauen nicht so reserviert wie Baseball für Männer.

An Interesse und Verbänden bei Frauen mangelt es schonmal nicht

Denn Mitte des 19. Jahrhunderts gab es am Vassar College bereits das erste weibliche Baseballteam. In den 1890ern waren es dann die – nach der Schöpferin ihrer lockeren Trainingshosen, Amelia Bloomer, benannten – Bloomer Girls, die durch die Staaten zogen, teilweise semiprofessionelle Männerteams herausforderten und in den meisten Fällen sogar den Sieg mit nach Hause nahmen. 1943 wurde die erste All-American Girls Baseball League gegründet. Das Hauptinteresse der Gründung ist aber von einem bitteren Beigeschmack besetzt. Denn mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg wurden dermaßen viele männliche Profisportler an die Fronten geschickt, sodass nur die wenigsten professionellen Sportmannschaften der Major League in der Lage waren, anzutreten. Die Mädchen sollten den beliebtesten Sport der USA somit über Wasser halten.

Der Erfolg der Baseballspielerinnen wird zurückgehalten

Und obwohl sich aufgrund des regen Interesses seitdem trotzdem zahlreiche Frauenbaseballteams zusammenfanden und hierfür auch - ähnlich wie beim Fußball - eigene Weltmeisterschaften organisiert und ausgetragen werden, wird der Erfolg von Baseballspielerinnen oft zurückgehalten. Bestes Beispiel hierfür ist Ila Borders. Sie war die erste Frau, die ein Stipendium für das College-Baseball für Männer erhielt und schaffte es auch als erste Frau, 1998 als Pitcherin Profi-Baseball in der Minor League der Männer zu spielen. Obwohl sie für zahlreiche Siege verantwortlich war und es laut vielen Kollegen nicht an ihrer Performance lag, erklärte sich kein Baseballteam der Major League - der höchsten Baseball-Liga - bereit, sie als Spielerin aufzunehmen. Frustriert beendete sie ihre kurze Karriere bereits 2000 wieder.

Hoffnung Melissa Mayeux gibt auf

Ein wenig weiter kam dann noch Melissa Mayeux. Als 16-Jährige schaffte sie es sogar auf die internationale Auswahlliste der nordamerikanischen Major League, was bedeutet, dass sie professionelle Baseballvereine in den USA und Kanada unter Vertrag nehmen könnten. Das war 2015, bisher ist nichts dergleichen passiert. Und das, obwohl die gebürtige Französin eine echte Rebellin war, denn auch sie wurde eigenen Angaben zufolge immer wieder daran erinnert, dass sie auf Softball umsatteln soll, weil immer noch - und fälschlicherweise - verbreitet wird, dass Mädchen langsamere Reflexe als Jungen und damit ein größeres Verletzungsrisiko hätten. „Ich wollte weiterspielen, weil ich wusste, dass das mein Sport ist, und ein Mädchen zu sein keine Rechtfertigung fürs Aufhören war“, sagte sie 2015 in einem Interview mit der Welt. Danach gab es keine persönliche Stellungnahme mehr, nur die Tatsache, dass Mayeux nun für das das Softball-Team der University of Louisiana spielt. Da hat ihr wohl wer von ganz oben geraten, zu switchen. Schade.

Können zwei Managerinnen endlich für die nötige Chancengleichheit sorgen?

Schön ist der Zustand der Frauen - ähnlich wie beim Frauenfußball - also noch immer nicht. Doch nun könnte es endlich weibliche Verbündete im Management geben, die den Baseballspielerinnen genug Gehör schenken und damit die Chancengleichheit im Baseball endlich zuwege bringen. Im Winter 2020 wird nämlich Kim Ng General Managerin des Baseball-Klubs Miami Marlins. Die 51-Jährige leitet damit als erste Frau überhaupt die Geschicke einer Mannschaft in einer der vier großen nordamerikanischen Profiligen. Sie ist damit auch für die Zusammenstellung des Kaders verantwortlich.

Auch Rachel Balkovec bekleidet seit kurzem eine wichtige Position. Die 34-Jährige wird nämlich das Minor-Team Tarpons, welches von den New York Yankees organisiert wird, leiten. Als ehemalige Spielerin weiß sie genau, welche Hürden auf junge Frauen da draußen warten und ihr ist auch bewusst, dass dies historisch in ihr Handeln einfließen wird. „Ich musste wahrscheinlich viel mehr tun als ein männliches Gegenüber, aber das gefällt mir, weil ich so viel besser auf die Herausforderungen vorbereitet bin“. Auf diese freue sie sich insbesondere deshalb, weil sie somit zeigen kann, dass es auch für andere Frauen möglich ist, erfolgreich im Baseball zu sein. Ob sich etwas ändern wird, steht noch in den Sternen. Vielleicht holt schon bald eine Frau von ganz oben Melissa Mayeux zurück ins Game.

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