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9 #metoo-Debatten, die kaum karrierebedingte Folgen hatten - zumindest für die Männer

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Von: Iris Adelt

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Man könnte davon ausgehen, Vorwürfe der Gewalt unterschiedlichster Art hätten gravierende Folgen.

Einige #metoo-Fälle beweisen allerdings das Gegenteil.

1. Luke Mockridge

Der Comedian Luke Mockridge
Luke Mockridge auf dem roten Teppich. © Thomas Banneyer/ APA-PictureDesk

Dank eines Statements von Luke Mockridge stand angeblich fest: Er hat nichts getan. Und weil er schon dabei war: In Wahrheit ist er der, der alles verliert und leidet - nicht die elf Frauen, die ihm Belästigung oder sexuelle Gewalt vorwarfen. Ob er wirklich alles verloren hat, zeigen die Neuigkeiten Anfang Dezember 2022 des deutschen TV-Senders Sat.1: Am 9. Dezember lief sein Programm zur Primetime. Am 6. Jänner sah man ihn in „Die besten Comedian Deutschlands“. So sieht es also aus, wenn ein Mann seine Karriere aufgrund von Vorwürfen verliert.

Als Vergleich: Die Ex-Freundin von Mockridge, Ines Anioli, war die erste, die sich über die damals gewaltvolle Beziehung äußerte und damit vor Gericht ging. Während der Comedian weiterhin im Fernsehen zu sehen ist, bekommt Anioli seit bald drei Jahren regelmäßig Morddrohungen und Meinungen, die ihr ihre Realität absprechen. Ihr ehemaliger Podcast „Besser als Sex“ wurde unter anderem beendet, weil sie durch Mockridge traumatisiert war und eine Zeit lang nicht mehr intim werden konnte - und somit das zentrale Thema für sie nicht mehr diskutabel war.

2. Chris Brown

Chris Brown auf einer Bühne.
Sänger Chris Brown auf der Bühne. © Seth Browanik/ APA-PictureDesk

Im Jahr 2009 übte Chris Brown auf seine damalige Partnerin Rihanna körperliche und emotionale Gewalt aus. Ihr war die Gewalt durch Wunden so sehr in ihr Gesicht gezeichnet, dass sie die Öffentlichkeit meiden musste. Brown bekam eine Bewährungsstrafe von fünf Jahren.

In einer Dokumention aus dem Jahr 2017 schildert der Musiker seine Version: Er ist nicht nur Täter, sondern auch Opfer. Seine Inszinierung kann man glauben oder nicht, fest steht: Seine Karriere hat keinen Schaden davon getragen. Auf TikTok wird zu seiner Musik getanzt - fast so, als wäre nie etwas gewesen.

3. Yung Hurn

Splash! Festival Bühne und Yung Hurn
Yung Hurn auf der Bühne seines Konzerts. © Alexander Prautzsch/ APA-PictureDesk

2015 wurde Yung Hurn im Rahmen einer Recherche von „VICE Austria“ angefragt. Oder viel eher die „Berg Money Gang“, mit und durch die der damals 20-Jährige Musik gemacht hat. Eine 18-jährige Journalismus-Praktikantin hat der gleichnamigen Gruppe auf Facebook eine Nachricht geschickt: Sie wollte wissen, was die Musik und der Style der Cloudrapper aussagen soll. Geantwortet wurde ihr mit frauenfeindlichen, sexistischen und vergewaltigungsverherrlichenden Aussagen. „Frauen sind dumm“ oder „Soll mit der saufen und gang-rapen“ sind nur wenige Ausschnitte.

Yung Hurn wurde kurze Zeit später immer berühmter. Der Fakt, dass er einer 18-Jährigen mit Vergewaltigung gedroht hat, wird bis heute ignoriert - Konsequenzen gibt es bis weiterhin nicht.

4. Donald Trump

Trump Neujahrsparty.
Donald Trump. © MARCO BELLO/ APA-PictureDesk

25 Frauen beschuldigten den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. Einige der Vorwürfe kamen vor den Wahlen durch die „New York Times“ ans Licht. Geändert hat es nichts. Die Betroffenen sprechen von sexueller Belästigung, Nötigung und sexueller Gewalt. Trump reagierte auf die Anschuldigungen, in dem er sie als „frei erfunden“ abstempelte. Die Mehrheit schien ihm geglaubt zu haben, trotz der hohen Anzahl an Betroffenen. Es gibt wohl kein aussagekräftigeres Beispiel als Donald Trump in der Saga um fehlende Konsequenzen in der Karriere von Männern.

5. Roman Polanski

Der Filmemacher Polanski
Filmemacher Polanski. © THOMAS SAMSON/APA-PicutureDeska

Die Filmbranche ist spätestens seit dem Fall um Harvey Weinstein immer wieder in Kritik: In Hollywood gibt es viel Missbrauch, der von der Institution oder einflussreichen Männern gedeckt wird. Filmemacher Roman Polanski wurde bereits im Jahr 1977 angeklagt. Er soll eine damals 13-Jährige betäubt und sexuell missbraucht haben. Das Urteil fiel unter „außerehelichen Geschlechtsverkehr mit einer Minderjährigen“ statt sexueller Gewalt und Polanski kam für 42 Tage ins Gefängnis.

Später schreibt er in seinem Buch davon, dass es sich um einvernehmlichen Sex gehandelt haben soll und er eigentlich ganz, ganz arm ist. Dass Einvernehmlichkeit mit einer 13-Jährigen nicht funktioniert, scheint auch Regie-Kollege Quentin Tarantino nicht zu verstehen. Polanski sei unschuldig, sagte Tarantino in einem Interview.

6. Wolfgang Fellner

Wolfang Fellner auf den österreichischen Medientagen
Wolfang Fellner. © HANS PUNZ/APA-PictureDesk

Laut Wolfgang Fellner sind natürlich alle Anschuldigungen der Belästigung „frei erfunden“. Journalistin Angela Alexa und Moderatorin Nora Kahn sind nur zwei Frauen der Liste an Betroffenen, die sich zu Fellner geäußert haben. 2021 veröffentlichte Fellners Mediengruppe ein Statement: Angela Alexa habe sich während ihres Angestelltenverhältnisses nie über Fellner beschwert. Was das eine mit dem anderen zu tun hat, bleibt weiterhin offen. Karrieretechnische Folgen gab es durch die Beschuldigungen jedoch kaum.

7. Ben Affleck

Ben Affleck im Regen
Ben Afflek im Regen. © Seth Wenig/APA-PictureDesk

Der Schauspieler Ben Affleck ist für Filme wie „Gone Girl“ (2014) oder „Tiefe Wasser“ (2022) bekannt. Eher weniger dafür, die Schauspielerin Hilarie Burton Morgan sexuell belästigt zu haben. Die Debatte sorgte 2017 kurze Zeit für Aufsehen, der Schauspieler entschuldigte sich anschließend bei Morgan. Konsequenzen gab es jedoch keine. Ben Affleck wird immer noch für unzählige Filme angefragt und gebucht.

8. Bayreuther Festspiele

Eröffnung der Bayreuther Festspiele.
Die Bayreuther Festspiele. © Robert Schmiegelt/APA-PictureDesk

Die Bayreither Festspiele in Deutschland sollen Schaubühne für Belästigung und Sexismus sein. Die Festspielchefin Katharina Wagner war selbst eine der betroffenen Frauen. Jetzt wurde bekannt, dass es keinerlei (juristische) Konsequenzen geben wird. Auch Direktor Christian Thielemann stand wegen Sexismus im Gefecht. Dazu hatte er nicht viel zu sagen, außer dass er sich hin und wieder mal im Ton vergreifen würde. Die Anschuldigungen richten sich jedoch an mehrere Menschen, nicht alle sind bekannt. Bisher wurden trotz der vielen Betroffenen keine Folgen eingeleitet.

9. Dustin Hoffman, Georg Bush senior, Peter Pilz, Ed Westwick, ...

Die Liste der Männer ist lang.

Gewalt gegen Frauen ist die Realität - egal ob im generellen Leben oder im porträtierten Leben einer Protagonistin im Film.

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