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„Erste Stufe von Gewaltausübung“: SPÖ warnt vor TikTok-Trend, der Femizide verharmlost

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Von: Emily Erhold

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Screenshot von TikTok und Foto von SPÖ-Frauensprecherin Holzleitner.
Ein neuer Trend auf TikTok verharmlost Femizide. SPÖ-Frauensprecherin Eva-Maria Holzleitner fordert Maßnahmen. © Screenshot @bekahdayyy/TikTok/Michael Indra/SEPA.Media/APA-PictureDesk/BuzzFeed Austria

Auf der Video-Plattform TikTok beschreiben männliche User ihre Frauenmord-Fantasien. SPÖ-Politikerinnen warnen nun vor dem gefährlichen Trend.

„Sie verharmlosen damit nicht nur Gewalt, sondern eine Straftat und ganz konkret Mord“, kritisieren SPÖ-Politikerinnen Eva-Maria Holzleitner und Katharina Kucharowits in einer Aussendung.

Trigger-Warnung

Die folgenden Zitate in diesem Beitrag beschreiben Gewalttaten und Morde an Frauen.

Dates, die mit Mord enden

„Stell dir vor, wir gehen auf unserem Date angeln und ich fahr mit dir raus aufs Meer, packe dich in einen Müllsack und werfe dich unabsichtlich über Board, lol“, schreibt ein User auf TikTok. Ein anderer teilt seine Frauenmord-Fantasie folgendermaßen: „Stell dir vor, wir gehen auf ein Go-Kart-Date und statt einem Go-Kart fahre ich einen SUV, überfahre dich und du stirbst, lol.“ Diese und ähnliche Videos gehen gerade auf TikTok viral. Junge Männer beschreiben darin, wie sie Frauen auf einem Date umbringen würden. User:innen, darunter vor allem junge Männer, verteidigen den Trend in den Kommentaren. Die Inhalte seien unterhaltsam, weil die beschriebenen Situationen „abwegig“ seien.

SPÖ-Frauensprecherin Eva-Maria Holzleitner und die netzpolitische Sprecherin der SPÖ, Katharina Kucharowits warnen nun vor dem makaberen Trend. „Junge Männer stellen Videos online, wo sie sich über Frauenmorde lustig machen und beschreiben, wie sie bei ersten Dates Frauen ermorden würden“, erklären Holzleitner und Kucharowits die Inhalte. Dieses Vorgehen sei „brandgefährlich“. „Deshalb braucht es dringend Maßnahmen, um diesen Trends Einhalt zu gebieten“, fordern die Politikerinnen.

TikTok selbst hat bereits reagiert und die Videos mit den gewaltverherrlichenden Inhalten von der Seite genommen. Gegenüber BuzzFeed Deutschland erklärte eine TikTok-Sprecherin: „Frauenfeindlichkeit hat auf TikTok keinen Platz. Inhalte, die hasserfülltes Verhalten und Gewalt gegen Frauen fördern, verstoßen gegen alles, wofür wir als sichere und inklusive Plattform stehen, und werden entfernt.“

Politikerinnen fordern digitale Grundbildung

Kucharowits fordert daher Aufklärung in der Schule. Eine digitale Grundbildung mit einem Schwerpunkt auf Medienkompetenz sei sehr wichtig. So können User:innen die Auswirkungen von Internet-Trends, -Postings und Challenges besser verstehen. Frauensprecherin Holzleitner will eine Aufstockung von Frauen- und Mädchenberatungsstellen und jenen gegen Hass im Netz ein.

„Femizide sind die Spitze des Eisbergs, wenn es um Gewalt an Frauen geht, sich darüber lustig zu machen, ist ein Schlag ins Gesicht für alle Hinterbliebenen von Ermordeten. Challenges, wie jene auf TikTok, sind kein Spaß, sondern die erste Stufe von Gewaltausübung“, heißt es in einer Aussendung der SPÖ-Politikerinnen.

Sechs mutmaßliche Femizide dieses Jahr in Österreich

Femizide sind Morde an Frauen aufgrund ihres Geschlechts. Österreich liegt bei der Anzahl an Femiziden über dem EU-Durchschnitt. 2019 waren mehr als ein Drittel der Mordopfer in der Europäischen Union Frauen. In Österreich waren es über 50 Prozent. Laut der polizeilichen Kriminalstatistik wurden im Jahr 2020 31 Frauen ermordet, 2019 waren es 49 und 2018 gab es einen Höchststand von 41 Femiziden. Die Zahl der weiblichen Todesopfer, die aufgrund ihres Geschlechts getötet werden, zeigt, wie tief die Gewalt an Frauen in unserer Gesellschaft verankert ist. Femizide sind aber nur das traurige Ende einer langen Gewaltspirale gegen Frauen. Laut einer Erhebung der Europäischen Union für Grundrechte zu geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen ist jede fünfte Frau in der EU ab ihrem 15. Lebensjahr körperlicher und bzw. oder sexueller Gewalt ausgesetzt. Jede dritte wurde ab dem 15. Lebensjahr bereits sexuell belästigt.

2021 gab es laut den Autonomen Österreichischen Frauenhäusern 31 mutmaßliche Femizide. Laut einer Recherche des Magazins moment.at waren es jedenfalls 29 bestätigte Fälle von Femizid. 2022 gab es bereits sechs mutmaßliche Morde an Frauen aufgrund ihres Geschlechts.

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