1. BuzzFeed.at
  2. News
  3. Gender

Immer mehr Sportarten wollen trans Personen den Zugang zu Frauenbewerben erschweren

Erstellt:

Von: Johannes Pressler

Kommentare

US-Schwimmerin Lia Thomas im Wasser.
Ausgelöst durch eine Debatte nach den Erfolgen von US-Schwimmerin Lia Thomas überlegen jetzt auch andere Sportverbände härtere Regeln für trans Personen bei Frauen-Bewerben. © Joseph Prezioso/AFP/APA-PictureDesk

Nach den neuen Regelungen im Schwimmsport überlegen nun weitere Verbände strengere Restriktionen für trans Personen bei Frauensportarten.

Die internationale Diskussion um trans Personen im Spitzensport lässt nicht nach. Wir erinnern uns an die US-amerikanische Schwimmerin Lia Thomas, die im März als erste trans Frau überhaupt den wichtigsten Frauen-College-Bewerb gewinnen konnte. Das sei unfair, es handle sich bei Thomas ja eigentlich um einen Mann, hieß es von Kritiker:innen. Warum es in dieser Debatte mehr Respekt braucht - dazu sprach BuzzFeed Austria ausführlich mit der Wiener Trans*aktivistin Dominique Mras (SPÖ). Nach mehr Inklusion sieht es in der Sportwelt derzeit aber nicht aus - im Gegenteil, immer mehr Sportverbände planen harte Restriktionen für trans Personen bei Frauenbewerben.

trans Personen im Sport: Immer wieder Schwimmen

Wie auch schon bei Lia Thomas steht der Schwimmsport wieder im Zentrum der Debatte. Derzeit laufen die Schwimm-Weltmeisterschaften - ausgerechnet im von Viktor Orban regierten Ungarn, einem harten Pflaster für die LGBTQIA+-Community. Dort entschieden sich 71 Prozent der nationalen Verbände, die dem Schwimm-Weltverband FINA angehören, für einen strengeren Kurs bezüglich trans Personen bei den Frauenbewerben. Um antreten zu dürfen, muss ab sofort bereits vor dem zwölften Geburtstag eine Geschlechtsanpassung abgeschlossen sein. Als Alternative gibt es noch die Möglichkeit, einen Nachweis zu liefern, dass eine bestimmte Phase der männlichen Pubertät vor dem Vollzug noch nicht durchgemacht wurde.

Als weitere Alternative soll es in Zukunft eine „offene Kategorie“ geben. Auch hier werden internationale Meisterschaften stattfinden. Für trans Personen, die an den Frauenbewerben teilnehmen möchten, wird es ab sofort jedoch definitiv schwieriger, die Kriterien erfüllen zu können. Zustimmung für die Reformen kommt aber auch aus der eigenen Community: Die weltweit bekannte TV-Persönlichkeit Caitlyn Jenner (gewann 1976 als Mann bei den Olympischen Spielen, seit 2015 offiziell trans) unterstützt die Entscheidung der Schwimmverbände: „Was fair ist, ist fair. Wenn du durch die männliche Pubertät gehst, solltest du den Frauen nicht die Medaillen wegnehmen dürfen“, schreibt sie auf Twitter.

Und wie stimmte überhaupt der Österreichische Schwimmverband in Budapest ab? Das wollte BuzzFeed Austria von den Verantwortlichen selbst wissen, eine Anfrage blieb bis dato jedoch unbeantwortet. Fakt ist aber: So streng wie im Schwimmsport sind die neuen Regelungen in keiner anderen olympischen Sportart - gleich mehrere stehen aber kurz davor, dem Schwimm-Vorbild zu folgen.

Leichtathletik, Rugby und Fußball: Härtere Restriktionen für trans Personen

Ganz vorne reiht sich hier der Leichtathletik-Verband World Athletics ein. Laut britischen Medienberichten sollen die Entscheidungsträger:innen bereits kurz davor stehen, sich dem neuen Reglement im Schwimmsport anzuschließen. World-Athletics-Präsident Sebastian Coe ist überzeugt: „Das ist so, wie es sein sollte. Wir haben immer geglaubt, dass die Biologie Gender übertrumpft, und wir werden unsere Vorschriften weiterhin entsprechend überprüfen. Wir werden der Wissenschaft folgen.“

Bereits entschiedene Sache ist es im Rugby-Sport. Hier findet im Oktober die Weltmeisterschaft der Frauen statt. Um möglichen Kontroversen frühzeitig entgegenzutreten, entschied die International Rugby League nun, vorerst alle Transgender-Athlet:innen von internationalen Frauenbewerben auszuschließen. Man arbeite jedoch weiterhin an Regelungen, „die das Recht des Einzelnen auf das Spielen mit der Sicherheit aller Teilnehmer:innen auf faire Weise in Einklang bringen“.

Ebenfalls ein wichtiger Frauenbewerb steht im Fußball an: die Europameisterschaft in England. Nach den neuen Restriktionen im Schwimmsport heißt es vonseiten des Fußball-Weltverbandes FIFA, man würde das Reglement zur Geschlechtergerechtigkeit derzeit in Absprache mit Expert:innen „überarbeiten“. Gegenwind kommt bereits von der US-amerikanischen Fußballerin Megan Rapinoe. „Ich unterstütze die Inklusion von trans Personen zu 100 Prozent. (...) Menschen wissen so viel nicht darüber. Wir übersehen beinahe alles“, sagte sie gegenüber dem US-Nachrichtenmagazin „TIME“.

Auch interessant

Kommentare