4 Faktoren, die im Kampf gegen HIV und Aids helfen könnten
Am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag. Vier konkrete Forderungen weisen problematische Baustellen im Kampf gegen HIV und Aids auf.
„Equalize“, also „gleichsetzen“, heißt das internationale Motto des heurigen Welt-Aids-Tag am 1. Dezember. Das Schlagwort könnte nicht treffender sein, denn bei kaum einem Thema sind gleiche Rechte für alle Menschen so wichtig wie bei sexueller Gesundheit. Wer glaubt, dass die HIV-Pandemie bereits Schnee von gestern sei, liegt falsch. Im Gegenteil: Eigentlich sollte das Virus bis 2030 vollkommen besiegt sein, laut dem UN-Programm UNAIDS droht dieses Ziel aber zu scheitern. Das gilt auch für Österreich.
Welt-Aids-Tag in Österreich
Im Schnitt erhielt im Vorjahr jeden Tag eine Person in Österreich eine HIV-Neudiagnose. Die Österreichische Aids Gesellschaft vermutet, dass es hierzulande rund 9.000 HIV-infizierte Menschen gibt. „Am heurigen Welt-Aids-Tag machen wir aufmerksam, dass es einen selbstverständlichen Umgang mit dem Thema sexuelle Gesundheit braucht“, sagt Andrea Brunner, Geschäftsführerin der Aids Hilfe Wien. Dazu haben sie und ihr Team diese vier Forderungen aufgestellt, die wichtige Mittel im Kampf gegen HIV und Aids sein sollen:
1. „Reden wir über sexuelle Gesundheit und steigern damit die Handlungskompetenz“
Bei sexueller Gesundheit steht nicht nur die Abwesenheit von Krankheiten im Mittelpunkt, sondern auch eine positive und respektvolle Haltung zu Sexualität und sexuellen Beziehungen ist unumgänglich. Natürlich frei von Zwang, Gewalt und Diskriminierung. Daher sei es laut der Aids Hilfe Wien wichtig, bereits in der Sexualpädagogik für ausreichend Präventionsarbeit zu sorgen. Dazu bräuchte es eine noch stärkere Enttabuisierung, damit mehr Menschen in Österreich ein gutes Wissen über sexuell übertragbare Infektionen haben und die Hemmschwellen, sich testen, beraten und möglicherweise behandeln zu lassen, nicht mehr so groß sind.
2. „Ein niederschwelliger und kostenfreier Zugang zur PrEP muss geschaffen werden“
Als PrEP (bzw. HIV-PrEP) gilt die Vorsorge vor einem möglichen HIV-Kontakt. Dabei handelt es sich um HIV-Medikamente, die eine HIV-negative Person vorbeugend einnimmt, damit der negative HIV-Status auch so bleibt. Diese Methode schützt ebenso wie etwa das Kondom. Das Problem: PrEP kostet in Österreich immer noch mindestens 59 Euro pro Packung. Laut der Aids Hilfe Wien wäre es daher „dringend nötig“, die Finanzierung der PrEP aus öffentlicher Hand zu ermöglichen.
3. „Stoppen wir die Diskriminierung und Stigmatisierung von HIV-Positiven“
Mit einer wirksamen Therapie sind die gesundheitlichen Einschränkungen einer mit HIV infizierten Person eigentlich gering. Oftmals das viel größere Problem bezüglich der Lebensqualität ist die Psyche - aufgrund von Diskriminierung. „Viele Menschen mit HIV erleben abwertendes Verhalten, wenn sie ihren Status bekannt geben“, so die Aids Hilfe Wien. Angst, Scham und ein sinkendes Selbstwertgefühl sind die Folgen. Daher wird ein diskriminierungsfreier Umgang gefordert. Die Aids Hilfe Wien bietet im Notfall sogar an, betroffene Menschen psychisch und juristisch zu beraten.
4. „Sorgen wir für die Qualitätssicherung bei der Aufklärung von Jugendlichen“
Aufklärung ist das A und O - dabei im Vordergrund sollten Transparenz und der Hinweis auf aktuellste wissenschaftliche Erkenntnisse stehen. Das ermöglicht es Jugendlichen, altersgemäß aufgeklärt zu werden, ihre sexuelle Selbstbestimmung zu fördern und Grenzen im realen oder digitalen Lebensraum zu erkennen. Für all das hat die Aids Hilfe Wien ein für Kinder und Jugendliche im schulischen Setting brauchbares Handbuch zusammengestellt. Dieses liegt bereits sei 2020 vor. Nun sei es die Aufgabe der Bundesregierung und Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP), diesen Leitfaden in das System des Bildungsministeriums einzufließen.
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