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Warum es ein gutes Zeichen ist, dass beim Neujahrskonzert erstmals Mädchen mitsingen durften

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Von: Christian Kisler

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Die Wiener Sängerknaben und die Wiener CHormädchen beim Neujahrskonzert 2023 der Wiener Philharmoniker
Beim Neujahrskonzert waren erstmals auch die Chormädchen dabei. © Roman Zach-Kiesling/First Look/APA-PictureDesk/BuzzFeed Austria

Mehr als 80 Jahre hat es gedauert, aber 2023 haben das erste Mal Mädchen beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker singen dürfen. Endlich!

Die Geschichte des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker wird oft als Erfolgsstory verkauft, ist aber nicht frei von dunklen Flecken. Heute wird das Konzert nach Angaben des Orchesters in mehr als 90 Länder übertragen und von über 50 Millionen Menschen gesehen.

Seinen Ursprung hat es dennoch im Nationalsozialismus. Immerhin wurde die erste Aufführung, die noch nicht am 1. Jänner, sondern am 31. Dezember, und zwar 1939, stattgefunden hat, dem Kriegswinterhilfswerk gewidmet. Und dieses wiederum wurde von Adolf Hitler persönlich eröffnet. Heute ist belegt, dass zumindest das erste Neujahrskonzert Bestandteil von Joseph Goebbels’ Propagandamaschinerie war. So viel zu den Ursprüngen.

Die Wiener Chormädchen gibt es erst seit 2004

Neben den heuer zum dritten Mal von Franz Welser-Möst dirigierten Philharmonikern sorgten auch die Wiener Sängerknaben für Wohlklang - wenn denn einem so etwas gefällt, mir etwa weniger. Wie auch immer, der Bubenchor feiert 2023 sein 525-jähriges Jubiläum. Und war bis 2004 ein rein männlicher Gesangsverein. Erst in diesem Jahr wurden die Wiener Chormädchen gegründet, sozusagen die weibliche Fraktion des Chors.

Unter Welser-Möst wurden nicht nur einige Stücke erstmals bei einem Neujahrskonzert gespielt, auch die Chormädchen duften gemeinsam mit den Sängerknaben singen. Eine Premiere, die fast 20 Jahre in Anspruch genommen hat. Dass es überhaupt so lange gedauert hat, ist eigentlich eine Schande, schließlich schreiben wir mittlerweile das Jahr 2023.

Die Kleidung der Mädchen wurde unnötigerweise besonders hervorgehoben

Auffällig in der vorausgehenden Berichterstattung war auch der Fokus, der gesetzt wurde. Nämlich auf die Kleidung der Mädchen. Selbstverständlich ist es schön, dass sich ein Mann, dessen Töchter Chormädchen sind, dafür einsetzte, dass sie eigene Kostüme bekämen und diese auch finanzierte. Denn ursprünglich hätten sie in den althergebrachten Matrosenanzügen auftreten müssen, die auch die Buben tragen.

So wurde hervorgehoben, dass es sich um von Designerin Eva Poleschinski entworfene Kleidung handelte, ein „maritim inspiriertes, zum Matrosenanzug der Burschen passendes Gewand“, so die APA. Poleschinksi wird mit folgendem Satz zitiert: „Ein Stück österreichisches Design gepaart mit der ‚female future‘“. Immerhin, so heben sich die 25 Chormädchen zwischen 9 bis 15 Jahren von den Sängerknaben auch optisch ab.

Die Mädchen wurden auf ihr Äußeres reduziert

Denn natürlich ist es fein, dass sich die Mädchen eigenständig präsentieren können. Es geht gegenüber Buben auch in frühem Alter um Selbstermächtigung. Aber dennoch werden weibliche Personen wieder einmal in erster Linie auf ihr Äußeres reduziert und die Art und Weise, wie sie sich kleiden. Ärgerlich, gelinde gesagt. Und warum soll ein Mädchen keinen Matrosenanzug tragen dürfen? Eben.

Gut jedenfalls, dass die Chormädchen jetzt auch einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt worden sind. Bitte in Zukunft öfter, das kann nur der Anfang gewesen sein. Ah ja, der Vollständigkeit halber: Gesungen wurde Josef Strauß‘ „Heiterer Muth“.

Apropos neues Jahr: Hier sind die 9 häufigsten Neujahrsvorsätze, die du auch diesmal nicht einhalten wirst. Und außerdem 7 Horoskope für das Jahr 2023, die doch einige Fragen aufwerfen.

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