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Wirtschaftsexperte zur Inflation: Es bräuchte „unmittelbar 1700 Euro Mindestlohn“

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Von: Johannes Pressler

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Markus Marterbauer, Chefökonom der Arbeiterkammer, im „ZIB 2“ Interview.
Markus Marterbauer, Chefökonom der Arbeiterkammer, im „ZIB 2“ Interview. © Screenshot ORF

Die Teuerung in Österreich war im letzten Monat so hoch wie zuletzt 1975.

Auf ganze acht Prozent kletterte die Inflationsrate laut Schätzungen im Mai. In Zahlen über das Ganze zu sprechen, ist die eine Sache. Für viele, viele Menschen in Österreich ist die Teuerung jedoch längst im echten Leben angekommen. Darüber sprachen am Dienstagabend (31. Mai) in der „ZIB 2“ bei Martin Thür der Experte Markus Marterbauer, Chefökonom der Arbeiterkammer, gemeinsam mit Monika Köppl-Turyna, Direktorin des liberalen Wirtschaftsforschungsinstituts ECO Austria.

Inflation: Es bräuchte „unmittelbar 1700 Euro Mindeslohn“

Grund für das immer teurere Leben in Österreich ist der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die damit in Verbindung stehenden Sanktionen, die Österreich gemeinsam mit der Europäischen Union (EU) verhängt hat. Wir erleben also gerade die Effekte des Ölembargos gegen Russland, vor allem aber auch Strom- und Gastariferhöhungen sind deutlich merkbar. Das geht so weiter bis zu unseren alltäglichen Nahrungsmitteleinkäufen und weiteren Konsumgütern. Betroffen sind so gut wie alle Menschen in Österreich - von den Arbeitnehmer:innen bis zu den Arbeitgeber:innen. Schon jetzt gefährlich wird die Inflation allerdings für jene Menschen unter der Armutsgrenze. Diese lag im letzten Jahr bei einem Nettoeinkommen von 1371 Euro pro Monat.

Wer jetzt glaubt, dass das nur ein kleiner Teil der Bevölkerung in Österreich ist, liegt verdammt falsch. Laut Chefökonom Marterbauer gehören zum unteren Einkommensdrittel in Österreich ganze 1,3 Millionen Haushalte. „Da haben wir wirklich einen massiven Wohlstandsverlust. Dort scheint es mir am wichtigsten, die ersten Maßnahmen zu setzen“, sagt der Experte. Eine dieser Maßnahmen müsse eine Erhöhung des Mindestlohns sein. Derzeit beträgt dieser in Österreich 1500 Euro brutto. „Wir bräuchten eigentlich unmittelbar 1700 Euro Mindestlohn“, sagt Marterbauer. In Deutschland tritt die Erhöhung auf 1700 Euro Mindestlohn mit dem 1. Oktober in Kraft. Bundesweit ist das in Österreich noch kein Thema, zumindest in Teilen des Landes aber schon Realität. Im Burgenland etwa gibt es seit August 2021 den vom Experten empfohlenen Mindestlohn.

Höhepunkt der Teuerung steht noch bevor uns

Die acht Prozent Teuerung waren übrigens mehr, als von Expert:innen ursprünglich erwartet. Wer auf ein baldiges Ende der Inflation hofft, muss sich allerdings leider noch gedulden. Laut den aktuellen Vorhersagen des Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO), dass der Höhepunkt der Teuerung in den nächsten Monaten sein wird. Daraufhin soll ein sehr langsamer Rückgang folgen. Es wird also noch einige Zeit dauern, bis so viele Haushalte in Österreich nicht mehr auf Sparflamme laufen werden müssen.

Zahlreiche Leute können sich den Lebensmitteleinkauf in den Supermärkten schon jetzt nicht mehr leisten. Der Ansturm auf die günstigeren Sozialmärkte wird daher immer größer. BuzzFeed Austria hat einen dieser SOMA-Märkte besucht und mit Betroffenen gesprochen.

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