Spahn nennt als Beispiel für „kulturell vermittelte toxische Männlichkeit“ den Iran – „WOW“
In der Talkshow „Anne Will“ spricht CDU-Vize Jens Spahn über „kulturell vermittelte toxische Männlichkeit“. Meint er damit „den Deutschlandtag der Jungen Union“?
Die Wahlwiederholung in Berlin (bei der im Vorhinein so einige lustige und seltsame Wahlplakate aufgetaucht sind) triumphierte die CDU, währen die SPD eine, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet, historisch beispiellose Schlappe einstecken musste.
Direkt nach der Wahl am Sonntagabend, 12. Februar 2023, äußerte sich Unions-Fraktionsvize Jens Spahn (CDU) zu Wort. Er bezeichnete das Ergebnis der CDU in der ARD-Talkshow „Anne Will“ als Beweis, dass man mit Themen wie Rechtsstaat und Integration in großen Städten wieder Wahlen gewinnen könne. Außerdem verteidigte Spahn Friedrich Merz Aussagen zu „kleinen Paschas“, für die er viel Kritik bekommen hatte. Twitter-User:innen sind entsetzt, dass er dazu „den Nerv hat“.

Jens Spahn spricht bei „Anne Will“ über „kulturell vermittelte toxische Männlichkeit“
Nach dem Ergebnis der CDU (28,2 Prozent) überlegen Politikerinnen wie Bettina Jarasch (Grüne) und Franziska Giffey (SPD) nun, mit der CDU und ihrem Spitzenkandidaten Kai Wegner zu sondieren, berichtet die Frankfurter Rundschau in einem News-Ticker zur Berlin-Wahl.
Das gute Ergebnis, so ist sich der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn bei „Anne Will“ sicher, zeige, dass Probleme im Bereich Migration angesprochen werden müssten, berichtet die dpa. In der Diskussion um die Gewalt in der Berliner Silvesternacht verteidigte Spahn auch die umstrittene „Pascha“-Äußerung von Unions-Fraktionschef Friedrich Merz.
„Wenn man das richtig einordnet, sieht man ja, es geht um eine in aller Regel kulturell vermittelte toxische Männlichkeit“, sagte Spahn. Der Grünen-Parteivorsitzenden Omid Nouripour sagt noch während dieser Aussage „Oh wow.“. Daraufhin ergänzt Spahn: „Ja, ich weiß nicht, ob Sie das gerade wahrnehmen, was im Iran passiert?“
Jens Spahns Aussagen über toxische Männlichkeit im Iran: „Wow“
Für Menschen auf Twitter sind Jens Spahns Aussagen unfassbar. „Der Iran hat gerade eine toxische Regierung, die Frauen unterdrückt. [...] Sie schieben die Schuld auf das Volk. Ekelhaft“, kommentiert die Iran-Aktivistin Mahsa Amini, der Joko und Klaas ihre Instagram-Reichweite schenkten.
Die Politikwissenschaftlerin Gilda Sahebi reagiert mit einem sarkastischen Tweet: „Stimmt, die Menschen kämpfen dort nicht gegen islamistischen Extremismus, sondern gegen ihre eigene Kultur. Wow“, schreibt sie (siehe unten).
Eine andere Twitter-Nutzerin ist entsetzt, dass er „den Nerv hat, von toxischer Männlichkeit zu sprechen“. Sie fragt: „Was ist mit diesen deutschen männlichen Politikern, die selbst nach toxischer Männlichkeit stinken, und anderen genau das vorwerfen. Nur toxische Männlichkeit würde es einem so Ignoranten wie Spahn erlauben, Themen zu diskutieren, von denen er keine Ahnung hat!“
Jens Spahn „sollte sich mal um deutsche Kultur kümmern, bevor er auf andere zeigt“
Ein anderer User findet es „sehr gut“, dass Jens Spahn nun auch offen von „kulturell vermittelter toxischer Männlichkeit“ spricht. „Auch wenn ich befürchte, dass er damit nicht das Oktoberfest oder den Deutschlandtag der Jungen Union meint…“, ergänzt er.
Auch noch andere Nutzer:innen kritisieren, dass Spahn bei dieser Art von Diskussion vollkommen außer Acht lässt, dass auch deutsche Männer gewalttätig werden. „Dass in Deutschland jeden dritten Tag eine Frau von ihrem (Ex)Partner ermordet wird, lässt Herr Spahn mal geflissentlich unter den Tisch fallen. Er sollte sich mal um deutsche Kultur kümmern, bevor er auf andere zeigt“, schreibt ein User. Und er hat nicht Unrecht: Gewalt gegen Frauen, die in ihrer schlimmsten Form im Femizid enden kann, ist auch in Deutschland ein Problem.
Laut Bundeskriminalamt stieg die Anzahl der Opfer von Gewalt in Partnerschaften in den vergangenen fünf Jahren insgesamt um 3,4 Prozent an. Rund 80 Prozent der Opfer waren 2021 weiblich. Und: Von insgesamt 118.148 bei vollendeten und versuchten Delikten der Partnerschaftsgewalt erfassten Tatverdächtigen waren 65,6 Prozent deutsche Staatsangehörige.