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Jeder fünfte junge Mensch hat Schulden – „besonders anfällig bei Markenkleidung“

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Von: Felicitas Breschendorf

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Frau schaut traurig auf Laptop. Viele junge Menschen haben Schulden oder sorgen sich um die Inflation.
Viele junge Menschen haben Schulden oder müssen sparen. (Symbolbild) © Imago/ Cavan Images

Jugendforscher beobachten unter jungen Menschen vermehrt den Trend sogenannter „Klarna-Schulden“ und Schulden beim Computerspielen.

Jeder fünfte junge Mensch in Deutschland hat laut einer Umfrage Schulden, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Die größte Sorge junger Menschen in Deutschland ist momentan die Inflation (71 Prozent). Viele sorgen sie sich zudem, dass sich der Ukraine-Krieg auf ganz Europa ausweiten könnte (64). Die Sorge um den Klimawandel (55) steht zurzeit bei jungen Menschen in Deutschland erst an dritter Stelle.

Die Jugendforscher Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann befragen Jugendliche und junge Erwachsene halbjährlich zu ihren Ängsten, Erwartungen, politischen Einstellungen und ihrer finanziellen Situation. Für die aktuelle Trendstudie „Jugend in Deutschland“ in diesem Herbst stellten sie Fragen an 1027 14- bis 29-Jährige.

Sparen wegen der Inflation: Junge Menschen kaufen mehr preisreduzierte Ware

Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der 14- bis 29-Jährigen gab in der Befragung an, wegen der Inflation Energie zu sparen, zum Beispiel durch weniger Heizen und kaltes Duschen. Außerdem kaufen sie mehr preisreduzierte Waren (51 Prozent). Ein Viertel hat nach eigenen Angaben den Kauf von Bio-Produkten eingeschränkt.

Die politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung im Land und die Lebensqualität bewerten junge Menschen jetzt schlechter als noch vor einem halben Jahr. Sie blicken in diesen Bereichen auch skeptischer in die Zukunft. Gespiegelt werde hier die Befürchtung der jungen Generation in Deutschland, dass sich das Ende der Wohlstandsjahre abzeichne, heißt es.

Schulden der jungen Generation durch Klarna und In-Game-Käufe

20 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen stimmten in der Befragung der Aussage zu: „Ich habe Schulden“. Die Autoren beobachten nach eigenen Angaben „vermehrt den Trend sogenannter Klarna-Schulden“. Mit dem Online-Bezahldienst nimmt man bei einem Einkauf einen Kredit auf und bezahlt diesen später ab. Auf TikTok prahlen User:innen unter dem Hashtag #klarna über die Höhe ihrer Shopping-Schulden.

„Besonders anfällig für Konsum auf Pump scheinen junge Menschen bei Markenkleidung und anderen Identifikationsobjekten sein, die in ihrem Umfeld mit Anerkennung oder sozialem Status verknüpft sind“, schreiben die Jugendforscher. Häufig würden außerdem Schulden beim Computerspielen gemacht mit sogenannten In-Game-Käufen. In-Game-Käufe gehören zu Glücksspiel. Hier erzählt ein 19-Jähriger, wie er über Twitch erst zu In-Game-Käufen in dem Spiel Counter-Strike kam und dann glücksspielsüchtig wurde. Schnetzer und Hurrlemann appelieren in der Studie an die Entscheidungsträger in Bildung und Politik, Finanzbildung für Jugendliche „dringend in Lehrplänen zu berücksichtigen“.

Junge Menschen gewöhnen sich an den „Dauerkrisenmodus“

In ihrer Trendstudie im Frühjahr fanden die Jugendforscher Schnetzer und Hurrlemann heraus, dass sich die junge Generation durch Pandemie, Krieg und Inflation in einem „Dauerkrisenmodus“ befinden. Die aktuellen Daten von diesem Herbst zeigen nun, dass sich die junge Generation zwar weiter sorge, sich aber an den „Dauerkrisenmodus“ gewöhne – „weil eine gewisse Routine im Umgang mit Ausnahmesituationen eingetreten ist und sich Widerstandskräfte (,Resilienz‘) gebildet haben“.

Viele junge Menschen klagen jedoch weiterhin über psychische Belastungen, wie Stress oder Antriebslosigkeit. Bei einer „erschreckend großen Minderheit“ haben sich laut den Forschenden psychische Sorgen verfestigt und verdichtet, so dass dringende Unterstützung notwendig sei. So berichteten 16 Prozent von Hilflosigkeit und 10 Prozent (+3) von Suizidgedanken. Das sei ein „dringendes Warnsignal“. Durch die Pandemie haben sich Depressionen und Suizidgedanken besonders bei queeren Jugendlichen gezeigt, wie eine frühere Studie herausfand.

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