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Das Lueger-Denkmal wird jetzt tatsächlich künstlerisch umgestaltet - vorübergehend

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Von: Christian Kisler

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Montage: Das Karl-Lueger-Denkmal, ein Straßenschild mit der Aufschrift „Dr.-Karl-Lueger-Platz“
Das Karl-Lueger-Denkmal wird im Herbst künstlerisch umgestaltet werden. © Roland Schlager/APA-PictureDesk/BuzzFeed Austria

Im Streit um das Lueger-Denkmal lenkt die SPÖ nun ein und präsentiert eine künstlerische Umgestaltung, erst vorübergehend, dann dauerhaft. Eine halbgare Lösung.

Nach ihm ist ein Platz benannt, dort befindet sich eine ihm gewidmete Statue: Karl Lueger, Gründer dessen, was wir heute als ÖVP kennen, von 1888 bis 1910 Wiener Bürgermeister und Stadterneuerer: Unter ihm wurde Wien zur Weltstadt, gleichzeitig haftete ihm etwas unfassbar Kleingeistiges an, war er doch glühender Antisemit und galt als Vorbild Adolf Hitlers. Der Umgang mit seinem Erbe führte in der Vergangenheit schon zu Kontroversen, so wurde vor zehn Jahren, 2012, der seit 1934 seinen Namen tragende Dr.-Karl-Lueger-Ring in den Universitätsring umbenannt. Das ist gut so, daran stößt sich niemand, daran haben wir uns alle gewöhnt.

Um den Dr.-Karl-Lueger-Platz wird aber seit Jahren gestritten, schließlich steht dort seit 1926 das erwähnte Denkmal. Es wurde mit den Worten „Schande“ beschmiert und mit Kloschüsseln verziert, es gab eine „Schandwache“, die Israelische Kultusgemeinde (IKG) kritisierte das zögernde Handeln von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Während die Grünen das Denkmal lieber komplett entfernen und den Platz umbenennen würden, kommentiert die Wiener FPÖ, dass der „Lueger-Denkmalsturm nicht legitimiert werden“ dürfe. ÖVP und NEOS halten sich in der Angelegenheit eher bedeckt.

Ab Herbst kommt mit „Lueger temporär“ eine vorübergehende Installation

Nun kommt Bewegung in die Sache. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler hat bereits im Vorjahr eine „künstlerische Kontextualisierung“ angekündigt, also den Versuch, die Zusammenhänge mithilfe eines Kunstwerks zu erklären. Ausgeschrieben wird diese aber, weil alles den strengen Behördenweg gehen muss, erst ab Herbst, wofür wiederum die KÖR (Kunst im öffentlichen Raum) verantwortlich zeichnet. Damit aber früher schon etwas passiert, wurde am Mittwoch, den 6. Juli, eine temporäre, eine vorübergehende Umgestaltung präsentiert - zumindest deren Entwurf. Die Installation stammt von Nicole Six und Paul Petritsch, zu sehen gibt es auch sie noch nicht, sie wird erst im Herbst aufgestellt werden. Der Name des Kunstwerks ist recht eindeutig: „Lueger temporär“.

Dabei werden 15 Silhouetten von aus der ganzen Stadt gesammelten, mit Lueger verbundenen Fundstücken an das Denkmal in Form einer 12 Meter hohen Holzkonstruktion angelehnt werden. Die Öffentlichkeit darf sich dann selbst einen Reim darauf machen und ist zur eigenen Zuordnung eingeladen.  „Die temporäre Installation (...) ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer dauerhaften Kontextualisierung des Lueger-Denkmals“, so Kaup-Hasler bei der Präsentation des Entwurfs. „Vor allem ist sie auch ein wichtiger Schritt dabei, den Platz als lebendigen Mahn- und Lernort gegen Antisemitismus und politischen Populismus zu gestalten.“

„Karl Lueger ist in die Stadt auf unterschiedlichen Ebenen eingeschrieben“

Auch die beiden Künstler:innen meldeten sich zu Wort. „Die Einladung, ein temporäres Projekt zu entwerfen, ermöglicht, die Diskussion um das Lueger-Denkmal zu erweitern. Im Sinne eines Gegenpols lagern wir Lueger-assoziierte Orte von Wien als Objekte temporär oder lehnen sie an“, so Six und Petritsch. „Wir zeigen, dass Karl Lueger in die Stadt auf unterschiedlichen Ebenen eingeschrieben ist. Wir schaffen ein begeh- und benutzbares Display für die Öffentlichkeit und verbinden historische Erzählung mit der Gegenwart, stellen unbelebten Objekten ein offenes Format gegenüber.“ Wie das dann tatsächlich aussehen wird, wie es wirkt und welche Reaktionen die Installation ausüben wird, davon kannst du dir im Herbst selbst ein Bild machen.

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