1. BuzzFeed.at
  2. News

Der TikTok-Trend „Quiet Quitting“ kann deine Karriere zerstören

Erstellt:

Von: Felicitas Breschendorf

Kommentare

Ausschnitte aus TikTok-Videos zu Quiet Quitting. Auf TikTok wird Quiet Qutting gehyped, aber auch kritisiert.
Auf TikTok wird Quiet Qutting gehyped, aber auch kritisiert. © zaidleppelin/ _thehrqueen/ TikTok/ Screenshot

Beim „Quiet Quitting“ arbeiten Beschäftigte nur das Nötigste. Gerade Minderheiten sollten vorsichtig mit dem Trend sein, erklärt eine Unternehmensberaterin auf TikTok.

Seit einem TikTok-Video von @zaidleppelin gibt es einen Hype um „Quiet Quitting“ (Deutsch: Stille Kündigung). Bei dem Trend arbeiten Beschäftige nur das Nötigste. Das Ziel ist demnach, wieder mehr Zeit für sein Leben zu haben. Laut einer Umfrage der Seite resumebuilder.com sehen sich bereits 21 Prozent der Beschäftigten in den USA selbst als Quiet Quitter. Einige haben vor einem halben Jahr angefangen, weniger zu arbeiten. Eine Unternehmensberaterin warnt aber vor Konsequenzen.

TikToker @zaidleppelin macht „Quiet Quitting“ bekannt

Auf TikTok über seine Arbeit zu sprechen, ist schon länger ein Trend. Eine Frau zeigt etwa, dass sie auf eine Jobabsage mit einem Meme reagiert hat und daraufhin zum Bewerbungsgespräch eingeladen wurde. Zurzeit geht ein TikTok-Video von @zaidleppelin viral. Der TikToker erklärt, we Quiet Quitting funktioniert:

Der Trend richtet sich laut @zaidleppelin gegen ein Phänomen, dass er „going above and beyond at work“ nennt – also mehr zu arbeiten als man müsste. Dazu gehören eine Menge Überstunden oder noch im Urlaub seine Mails zu checken. Wer seinen Job „quiet“ kündigt, hört auf, sich außerhalb des geforderten Minimums mit Arbeit zu beschäftigen.

Was ist Quiet Quitting?

Auch wenn „Quitting“ den Anschein hat, kündigen Beschäftigte ihren Job nicht. Das Online-Magazin Arbeits-ABC hat die wichtigsten Elemente von „Quiet Quitting“ zusammengefasst. Beschäftigte erledigen nur die nötigsten Aufgaben. Freiwillige Zusatzaufgaben oder Gefallen für den oder die Chef:in werden nicht angenommen. Stattdessen gehen die Quitter jeden Tag pünktlich in den Feierabend. Außerhalb der offiziellen Arbeitszeit widmen sie sich ausschließlich ihrer Familie und Freizeitaktivitäten. Es gibt keine Abrufbereitschaft.

Zu spät kommen gehört jedoch nicht zum Quiet Quitting. Alle Pflichten werden weiterhin erfüllt. Einer Lehrerin wiederum wurde vor Kurzem gekündigt, weil sie auf TikTok ihr Zuspätkommen gepostet hat.

Die Moral der GenZ: „Deine Arbeit ist nicht dein Leben“

„Work is NOT your life“, heißt es in dem Video von @zaidleppelin. Wer Quiet Quitting betreibt, möchte nicht mehr, dass die Arbeit in das Privatleben eingreift. Wie es bei Arbeits-ABC heißt, geht es darum, seine persönlichen Grenzen aufzuzeigen. Statt sich in Arbeit zu verlieren, verbringe man mehr Zeit mit seiner Familie oder seinen Hobbys. Dabei schwingt die Idee mit, dass es nicht gesund sei, enorm viel zu arbeiten. Es besteht etwa die Gefahr, an Burnout zu erkranken. Wer Quiet Quitting betreibe, habe demnach das Gefühl, sich besser um sein Mental Health zu kümmern.

Im Quiet Quitting können laut Arbeits-ABC außerdem versteckte Forderungen an die Arbeitgeber:in stecken: Beschäftigte würden unter mehr Geld, Wertschätzung und Entspannungspausen fordern. Kürzere Arbeitszeiten, mehr Freizeit – das sind beliebte Forderungen der GenZ. Es ist kein Wunder, dass die junge Generation laut Arbeits-ABC besonders gerne leise kündigt. Zwischen GenZ und Babyboomer sind sich oft uneinig, wie sie arbeiten möchten. Generationenberater:innen lösen diese Konflikte im Unternehmen.

Quiet Quitting kann zur Kündigung führen, so eine Unternehmensberaterin

Unternehmensberaterin Jha‘nee Carter erklärt auf ihrem TikTok-Kanal @_thehrqueen, dass man mit Quiet Quitting seinen Job riskieren könne. „Du kannst deine Karriere zerstören, wenn du dich einfach zurücklehnst und sagst: Ich mache nur noch das Nötigste“, sagt sie.

Minderheiten seien in der Arbeitswelt bereits benachteiligt, so die Schwarze Unternehmensberaterin aus den USA. Sie müssten sich besonders hart anstrengen und beweisen, um in der Arbeitswelt ernst genommen zu werden. Deshalb könnten sie es sich nicht leisten, bei dem Trend mitzumachen.

Keine Konsequenzen? – TikToker:innen erzählen von ihren Erfahrungen

Auf TikTok kommentieren User:innen unter dem Video von @zaidleppelin ihre Erfahrungen: Einige haben Quiet Quitting ausprobiert und wurden bis heute nicht gefeuert. „Ich habe vor sechs Monaten leise gekündigt und stell dir vor, selbes Gehalt, alles dasselbe, nur weniger Stress“, schreibt User:in @Lookatmyfeesh. Ein anderer fügt hinzu, dass sein Chef ihm nach sechs Monaten Quiet Quitting sogar eine Beförderung angeboten hat. „Ich habe nein gesagt.“

Andere TikToker:innen erzählen von weniger erfolgreichem Quiet Quitting. „Ich habe es gemacht, nachdem ich um eine Gehaltserhöhung gebeten habe und sie abgelehnt wurde, aber dann haben sie neue Leute mit höherem Gehalt, aber weniger Verantwortung eingestellt.“ Eine andere Userin erklärt: „Ich mache es momentan bei der Arbeit, aber ich bin kurz davor, ganz zu kündigen.“

Arbeitgeber:innen kritisieren den Trend – „darüber hinausgehen, um im Leben etwas zu erreichen“

Der Europapark-Chef hat sich vor Kurzem beschwert, dass GenZ „nur 3 Tage arbeiten will“. Er fände deshalb keine neuen Park-Mitarbeitenden. Arbeitgeber:innen sind auch von Quiet Quitting nicht begeistert. Der amerikanische Unternehmer Kevin O’Leary hat sich dementsprechend gegenüber CNBC geäußert. Er beschäftige nur Menschen, die bereit seien, mehr als nötig zu arbeiten. „Menschen, die darüber hinausgehen, versuchen Probleme für ihre Organisation, ihr Team, ihre Manager und ihre Chefs zu lösen“, sagt er. „Sie sind es, die im Leben etwas erreichen werden.“

Ed Zitron twitterte wiederum, dass der Begriff „Quiet Quitting“ von Chefs erst erfunden wurde:

Der US-Amerikaner ist selbst Unternehmer. Er beschreibt die Debatte um „Quiet Quitting“ als „Propaganda“ von Arbeitgeber:innen, die keine realen Anreize zum Arbeiten schaffen wollen. Der Begriff bedeute in Wahrheit einfach „seine Arbeit tun“ – nicht mehr und nicht weniger. „Es ist der Tod einer Arbeitskultur“, sagt er. Er meint damit, dass Überstunden und übermäßigen Arbeiten generell schon nicht zur Arbeit dazugehören sollten. Quiet Quitting sollte demnach gar nicht erst von nöten sein.

Auch interessant

Kommentare