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„Stellen werden sogar gestrichen“: 7 Lehrkräfte erzählen, wie sie den Lehrer:innenmangel sehen

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Von: Sophie Marie Unger

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Ein Lehrer steht vor seinen Schülern im Klassenzimmer
Lehrer:innen berichten von ihren Eindrücken des Leherkräftemangels. © Unsplash

Bald geht die Schule wieder los, immer wieder hört man von Lehrermangel. Doch liegt es wirklich am Personal?

In der heimischen Medienlandschaft wird in Sachen Lehrkräftemangel ein düsteres Bild gezeichnet. „Den Schulen gehen die Lehrer aus“ ist etwa in der Tageszeitung „Kurier“ zu lesen. „Der Standard“ spricht davon, dass sich der Lehrkräftemangel in Österreich weiter zuspitzt. Dabei kommen vor allem die Bildungsdirektionen selbst, oder die Gewerkschaften zu Wort. Doch was sagen (werdende) Lehrer:innen überhaupt dazu? BuzzFeed Austria hat nachgefragt:

1. „Ich persönlich bekomm diesen Lehrer:innenmangel nicht mit.“

Ich finde es nicht okay, wenn Medien davon berichten, dass jetzt Quereinsteiger:innen genommen werden, ich aber als fast fertige Lehrerin keine Auskunft bekomme, ob ich im September einen Job habe oder nicht - da macht die Bildungsdirektion halt auch nicht den besten Job. Also ich persönlich bekomme diesen Lehrer:innenmangel nicht mit.

anonym

2. „Stellen werden sogar gestrichen.“

Bei uns werden Stellen sogar gestrichen, anstatt neue Lehrer:innen einzustellen. Das bedeutet dann Mehrbelastung für uns, weil sogar fachfremd unterrichtet werden muss. Ich bin derzeit in einer Mittelschule in Wien tätig.

Lili

3. „Der Bildungsdirektion ist ein großer Fehler passiert.“

Vor Kurzem kontaktierte mich eine Schule, die mir schilderte, dass sie meine Bewerbungsunterlagen von der Bildungsdirektion sehr verspätet bekommen hätte. Auf Nachfrage wurde eingestanden, dass der Bildungsdirektion ein großer Fehler passiert sei. Denn es wurde fälschlicherweise angegeben, dass ich noch keinen Abschluss habe und somit eigentlich noch nicht unterrichten dürfte. Das hat mich schon sehr geärgert, weil sich dann natürlich alles extrem verzögert hat.

anonym

4. „Komplett undurchsichtiges Bewerbungssystem“

Das Bewerbungssystem ist komplett undurchsichtig und fehleranfällig. Mir wurde mitgeteilt, dass alle Infos über Bewerber:innen sogar händisch abgetippt werden müssen. Das zeugt einfach nur von einer schlechten Organisationsstruktur des Bildungsministeriums bzw. der Bildungsdirektionen. Vor allem in Wien dürfte es besonders große Schwierigkeiten geben.

Philipp

5. „Personen mit altem Dienstrecht werden bevorzugt.“

Ich habe das Gefühl, dass auch viele Junglehrer:innen deshalb nicht genommen werden, weil sie keine Tagesbetreuung (außer Lernzeit) machen dürfen und daher bevorzugt Personen mit altem Dienstrecht gesucht werden.

Claudia

6. „Das ganze System ist zum Schei*en.“

Das ganze System ist zum Schei*en. Um jeden Schmarren musst du betteln - Förderstunden, Sonderprojekte und außerschulische Aktivitäten werden regelmäßig abgelehnt. Jeden Schas darfst du dir mit deinem eigenen Geld kaufen, damit du was halbwegs Interessantes machen kannst. Das modernste Gerät ist ein Overhead für das ganze Stockwerk und 2 Handbeamer. Kein Wunder, dass es da Abgänge gibt.

anonym

7. „Also mich wundert diese Mangeldarstellung gerade etwas.“

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es inzwischen extrem schwer ist noch den Job zu bekommen, den man auch wirklich machen will. Auf eine einzelne Mathematik Vollzeitstelle (im städtischen Bereich) kommen aktuell knappe 100 Bewerber:innen und es ist mehr als üblich, dass man nach dem Studium erstmal parallel an 2 bis 3 Schulen unterrichten muss. Also diese Mangeldarstellung wundert mich gerade etwas. Eventuell liegt das aber auch daran, dass es sich dabei um Oberstufen/BHS-Lehrstellen handelt.

Thomas

Für Unmut sorge zuletzt auch der Corona-Bonus, der nur an Direktionen, nicht aber an Lehrkräfte ausgezahlt wurde.

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