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Letzte Generation verachtet Grundgesetz nicht, sie „fordert Regierung auf, sich an Gesetze zu halten“

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Von: Jana Stäbener

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Aktivist:innen der Letzten Generation beschmieren ein Grundgesetz-Kunstwerk in Berlin. Politiker:innen sind entsetzt – weil sie keinerlei „metaphorisches Denkvermögen besitzen“.

Die Letzte Generation, die Ende Februar einen Baum vor dem Kanzleramt fällte, um ein Mahnmal zu errichten, ging am Samstag, 4. März 2023, noch einen Schritt weiter: Sie schüttete schwarze Farbe auf das Grundgesetz-Kunstwerk im Berliner Regierungsviertel. An der Aktion gab es viel Kritik – aus Opposition und Regierung. Aber warum eigentlich, fragen sich Menschen auf Twitter.

Letzte Generation beschmiert Kunstinstallation „Grundgesetz 49“

Wenige Meter vom Reichstagsgebäude entfernt hatten die Klima-Aktivist:innen eine schwarze Flüssigkeit (laut Berliner Polizei eine Mischung aus Tapetenleim und Farbe) an die gläsernen Wände der Kunstinstallation „Grundgesetz 49“ des israelischen Künstlers Dani Karavan geworfen. Mit Pinseln verschmierten sie sie auf die Scheiben, auf denen die 19 mit Laser eingravierten Grundrechtsartikel des Grundgesetzes stehen. Darüber klebten sie Plakate, etwa mit der Aufschrift „Erdöl oder Grundrechte?“.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) äußerte sich auf Twitter zur Protestaktion der Letzten Generation gegen das Denkmal Grundgesetz 49 am Bundestag: „Ich habe null Verständnis für solche Aktionen“ schreibt sie (siehe unten). „Es gibt keinerlei Rechtfertigung dafür, ausgerechnet die Grundrechte zu beschmieren – und das auch noch am Bundestag, dem Herz unserer Demokratie. Das zeigt, dass diese Leute nur Chaos im Sinn haben.“

Aus der CDU/CSU sind die Stimmen noch schärfer. Der Bundestagsabgeordnete Florian Hahn (CSU) schrieb: „Die Letzte Generation ist keinen Deut besser als die Taliban“, hat den Tweet nun aber gelöscht und nennt seinen Vergleich im Nachhinein „unpassend“. Auch der SPD-Abgeordnete Michael Roth verglich die Aktion mit dem Vorgehen der militant-islamistischen Taliban: „Ihr scheißt auf die Grundrechte, zerstört Kunst ähnlich wie die Taliban und fühlt Euch noch als Heldinnen und Helden!“

Klima-Aktivist:innen der Letzten Generation am Samstag, 4. März 2023, vor dem „Grundgesetz-Kunstwerk 49“.
Klima-Aktivist:innen der Letzten Generation am Samstag, 4. März 2023, vor dem „Grundgesetz-Kunstwerk 49“. © Sven Kaeuler/dpa

Zeigt die Letzte Generation mit dieser Aktion, dass sie das „Grundgesetz verachtet“?

Julius Böhm, der laut Medieninsider für den ehemaligen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt arbeitet, twittert, er verstehe nicht, warum jetzt alle so überrascht tun – er wisse schon lange, dass die Letzte Generation die „Demokratie verachtet“. Das sehe man ja in den ganzen Talkshows mit der Letzten Generation. „Gewagtes Gelaber“, kommentieren einige unter seinem Tweet. Der Grünen-Abgeordnete Johannes Wagner fragt: „Warum sollte die Letzte Generation unser Grundgesetz missachten?“ Sie wolle doch nur „darauf aufmerksam machen, dass zu wenig Klimaschutz unsere Grundrechte gefährdet“. (siehe unten)

„Man kann über die Aktion der ‚Letzten Generation‘ geteilter Meinung sein“, findet der Autor Simon Sahner. Er ergänzt: „Aber dass ein Haufen MdBs so wenig metaphorisches Denkvermögen besitzt, dass sie nicht erkennen, dass es nicht mal symbolisch um eine Zerstörung des Grundgesetzes durch die Letzte Generation geht, ist krass peinlich.“ (siehe unten)

Der Comedian und Moderator Aurel Mertz kann die Kritik an der Letzten Generation nicht nachvollziehen, genauso wenig wie unsere BuzzFeed-Autorin die Doppelmoraldebatte beim Flug von Letzte Generation-Mitgliedern nach Bali. Er schreibt am Sonntag, 5. März 2023: „Gelesen wie ein SPD-Politiker die letzte Generation mit den Taliban vergleicht und ein CSU Minister den Grünen unterstellt, das Volk ‚umerziehen‘ zu wollen. Diese Dudes grölen wirklich nur noch Stammtischzitate in die Welt, ohne auch nur eine Sekunde ihren Vibe zu reflektieren“ (siehe unten).

Die Klima-Aktivist:innen hatten vor einigen Monaten angekündigt, die Demokratie in Deutschland gehe ihnen nicht weit genug. Deswegen fordert die Letzte Generation einen Gesellschaftsrat, um die Klimakatastrophe aufzuhalten.

(Mit Material der dpa)

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