Hohe Kosten, fragwürdige Wirkung: „Long Covid“-Betroffene lassen sich mit „Blutwäsche“ behandeln

Immer mehr Menschen sollen aus ganz Europa nach Deutschland und Zypern zu reisen, um sich mit einer „Blutwäsche“ gegen „Long Covid“ therapieren zu lassen.
Die Langzeitfolgen einer Corona-Infektion, besser bekannt als „Long Covid“, werden zu einer immer ernsteren Angelegenheit. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden zwischen zehn und 20 Prozent der Erkrankten selbst zwei Monate nach der Infektion noch unter Symptomen wie starker Müdigkeit, Atembeschwerden und einer allgemein geringeren Leistungsfähigkeit. Ein Forschungsteam in Graz entwickelte bereits eine „Long Covid“-App, um Betroffenen mehr Lebensqualität zu bieten - eine konkrete Behandlung gibt es aber noch nicht. Aufgrund dessen greifen nun zahlreiche Menschen zu fragwürdigen Methoden, um „Long Covid“ behandeln zu lassen.
„Long Covid“-Betroffene reisen zur „Blutwäsche“
Was also tun, wenn man von „Long Covid“ betroffen ist, es aber noch keine allgemein akzeptierte Behandlungsmethode gibt, die wissenschaftlich auch anerkannt wird? Was immer mehr Menschen in Europa dagegen versuchen - dazu hat das britische „British Medical Journal“ und der britische TV-Sender ITV News am Mittwoch (13. Juni) außergewöhnliche Recherchen veröffentlicht. Viele „Long Covid“-Betroffene sollen nämlich aus ganz Europa nach Deutschland und Zypern reisen, um sich behandeln zu lassen - mit einer „Blutwäsche“.
Genau genommen handelt es sich bei dieser Behandlungsmethode um Apherese. Hierbei kommt es zu einer Trennung der roten Blutkörperchen vom Plasma. Daraufhin wird das Plasma gefiltert und die beiden Bestandteile kommen dann wieder zurück in die Venen. Üblicherweise bekommen eine derartige Behandlung Menschen, die stark erhöhte Blutfette haben. Was hat das mit „Long Covid“ zu tun? Laut des Fachmagazins „Science“ könnten Miniklümpchen im Blut einer der Auslöser für die gesundheitlichen Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung sein. Offiziell anerkannt sei das aber nicht, heißt es von Expert:innen gegenüber „British Medical Journal“ und ITV News.
Fragwürdige Wirkung, dazu noch hohe Kosten
Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es also noch in keiner Weise das Okay für diese Behandlungsmethode gegen „Long Covid“. Nichtsdestotrotz versuchen immer mehr Betroffene ihr Glück mit „Blutwäsche“ - etwa bei einer Internistin in Deutschland oder einem eigenen „Long Covid“-Zentrum in Zypern. Billig ist das Ganze aber nicht. So soll eine niederländische „Long Covid“-Betroffene auf den Inselstaat gereist sein. Dort erhielt sie unter anderem sechs „Blutwäsche“-Einheiten und neun Sauerstofftherapien. Mehr als 50.000 Euro soll die Niederländerin dafür ausgegeben haben - ohne spürbare Verbesserung.
„Long Covid“ kann uns alle treffen - manche aber statistisch häufiger. Welche Menschen das besonders betrifft, zeigt eine umfassende Studie, die wir uns genauer angesehen haben.