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Amazon hebt Preis für Prime-Abo kräftig an: Muss das wirklich jetzt sein?

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Von: Sophie Marie Unger

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Eine Amazon Prime Präsentation
Muss das wirklich sein? © Mascarenhas/Reuters/APA Picturedesk

Auch der Streaming-Anbieter Amazon passt seine Preise nun an die Inflation an und macht das Prime-Abo teurer. Aus mehreren Perspektiven org.

Amazon Prime-Abonennt:innen müssen jetzt ganz stark sein: Auch der Streamingdienst erhöht seinen Abo-Preis. Monatlich werden statt 7,99 Euro nun 8,99 Euro fällig, hast du ein Jahresabo, dann zahlst du künftig 89,90 Euro. Amazon begründete die Preiserhöhung am Dienstag mit „generellen und wesentlichen Kostenänderungen aufgrund von Inflation, die auf von uns nicht beeinflussbaren äußeren Umständen beruhen“. Warum das Timing schon auch einen bitteren Beigeschmack hat und was mich an der Phrase „nicht beeinflussbar“ stört, erfährt ihr in meinen 2Cents.

Das Timing ist schon mean

Wir erinnern uns. Es ist Mai 2022, die ersten Konsequenzen des Ukraine-Kriegs schleichen sich langsam aber doch in unseren Alltag. Autobesitzer:innen jammern zunächst über die extrem gestiegenen Spritpreise. Wenig später zahlt man für den Wocheneinkauf nahezu das Doppelte wie noch vor wenigen Monaten und dann flattert auch schon die erste angehobene Stromrechnung herbei - nicht so geil. Mittlerweile haben wir Ende Juli und das eigentlich so zackige Unternehmen Amazon führt ebenfalls eine Preiserhöhung ein. Aber warum erst jetzt? Irgendwie passt das vom Timing nicht ganz zusammen.

Preiserhöhung kommt kurz vor Herr der Ringe-Serie

Die Änderung der Preise gelte „frühestens mit Fälligkeit der nächsten Zahlung, an oder nach dem 15. September 2022“. Was hier schon fast als Entgegenkommen dargestellt wird, hat beim näheren Hinschauen doch einen bitteren Beigeschmack. Warum? Weil Anfang September die bei vielen Fans heißersehnte erste Staffel der „Herr der Ringe“-Serie auf Amazon Prime zu sehen ist. Eine Bekannte von mir, die sich grundsätzlich eher als Amazon-Verweigerin sieht, hat das Abo deshalb überhaupt erst abgeschlossen. Auch wenn sich viele denken „Mei, diesen Euro zahle ich gern für solch super Content“, ist das Timing schon sehr berechnend und irgendwie unfair.

Amazon geht als klarer Gewinner aus der Pandemie

Während viele Unternehmen in den vergangenen Jahren wirklich ums Überleben kämpften, gab es schon einige klare Gewinner. Ganz vorne mit dabei war da auch der Onlineversandhändler Amazon. Beim Umsatz steigerte sich das Unternehmen 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 44 Prozent auf 108,5 Milliarden Dollar. Ein Wachstumstreiber war da vor allem Amazon Prime. Mehr als 175 Millionen Prime-Kund:innen hatten während der Pandemie Filme und Serien gestreamt, das waren 70 Prozent mehr als noch vor der Pandemie. Dass der Boom schön langsam abflacht, zeigte das erste Quartal 2022. Hier wuchs der Umsatz „nur“ noch um sieben Prozent. Also schnell noch alles aus den Kund:innen rausquetschen.

Größenwahn statt Menschlichkeit

Dass ein kommerziell ausgerichtetes Unternehmen keinen Benefitsauftrag hat, ist schon klar. Dass sich Amazon aber doch stets als „Menschen- und Umweltfreund“ darstellt, obwohl viel zu viel dagegen spricht, ist fast schon lächerlich. Seien es die nachgewiesenen schlechten Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter:innen, Steuervermeidung oder dass neuwertige Produkte einfach verbannt werden.

Marketingtechnisch werden diese Tatsachen aber in eine andere Richtung beeinflusst: plötzlich gibt es große Ankündigungen, bis 2040 klimaneutral sein zu wollen und die Einführung von „Amazon Smile“, wo ein Teil des Einkaufs an gemeinnützige Vereine gespendet wird. Das Unternehmen verbringt eben so viel Zeit damit, den schönen Sein aufrechtzuerhalten, dass es verpasst - an so kleinen Stellen wie der Beibehaltung der Abo-Preise - wirklich menschlich zu sein. Schade.

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